Das Motorrad setzte sich in Bewegung und wir fuhren davon. Der Fahrtwind war angenehm an den Beinen, am Oberkörper spürte ich jedoch nicht so viel davon, weil ich in Valentins Windschatten saß. Er hatte recht, er fuhr wirklich vorsichtig und hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Die erste Kurve lag nun vor uns und Valentin rief:,, Versuch einfach dich ein bisschen mit rein zu lehnen". Ich versuchte seinen Anweisungen zu folgen, aber schmiss mich nicht gleich voll und ganz mit in die Kurve. Es war ein tolles Gefühl! Die Außenwelt, die Natur, den Sonnenuntergang, alles nahm ich mehr wahr als sonst! Wir befanden uns nun auf einer Landstraße in Richtung Stadt und Valentin gab mehr Gas, mit 30km/h kommt man auf der Schnellstraße auch nicht weit. Ich hielt mich mehr an ihm fest, ich hatte zwar keine Angst, aber jetzt hatte ich die Gelegenheit ihm ganz nah zu sein. Wir kamen an einer Ampel zum stehen und er drehte sich zu mir um:,, Alles gut?". ,,Ja, alles super", antwortete ich und nahm meine Arme von ihm weg, ,,Sehr gut!", erwiderte Valentin darauf. Die Ampel sprang wieder auf grün um und ich hielt mich wieder an ihm fest, erst dann fuhr er wieder los. Es macht einen Mordsspaß bei ihm mitzufahren und ich fühlte mich so sicher...Wir fuhren auf einen Parkplatz und Valentin stellte die Maschine aus. Ich stieg ab und versuchte den Helm zu öffnen, was mir wieder mal nicht gelang. ,,Oh, warte. Das klemmt manchmal", sagte Valentin, dann stieg er von dem Motorrad und wandte sich an mich. Erst legte er seinen Helm ab, dann legte er seine Hände an den Verschluss meines Helmes. Seine Finger berührten dabei mein Kinn und ich war froh, dass ich die Jacke noch anhatte, denn sonst hätte er die Gänsehaut nicht übersehen. ,,So, jetzt aber", sagte er und nahm mir den Helm vom Kopf ,,Danke", sagte ich lächelnd. ,,Bis zum Kino müssen wir noch ein Stück durch den Park", sagte er, ich nickte. Valentin stellte die Lenkradsperre ein, dann liefen wir, mit den Helmen in den Händen, in Richtung Kino. Es war eine romantische Stimmung, der Park lag seitlich vom Rhein und die Sonne ging gerade unter, sodass der Himmel in einem leichten rot schimmerte. Wir öffneten unsere Jacken, mit geschlossener Jacke war es definitiv zu warm. ,,Und? Wie war deine erste Motorradfahrt?", fragte Valentin. Ich drehte mich zu ihm, lächelte und antwortete:,, Sehr schön. Du bist echt gut gefahren". Ein kleiner Hauch Triumph huschte über sein Gesicht, dann sagte er ,,Danke, du sollst ja auch keine Angst haben" ,,Ich habe mich sicher gefühlt", sagte ich und schaute nach vorne, damit er mein verlegenes Lächeln nicht sah. Stille breitete sich aus, während wir weiterliefen, aber es war eine angenehme Stille. Nach kurzer Zeit brach ich das Schweigen und fragte: ,,Und? Wer ist dein Lieblingscharakter in dem Film?", Valentin überlegte kurz, dann antwortete er:,, Jack Sparrow, aber Barbossa ist auch nicht schlecht. Und deiner?". Ich lachte und sagte:,, Definitiv Jack Sparrow, die Sprüche sind echt die Besten, aber du hast recht. Barbossa ist auch echt cool.". Wir kamen am Kino an und stellten uns in die Schlange, um die Tickets für den Film zu kaufen. ,,Welcher Film?", fragte die Kassiererin ,,Fluch der Karibik 3", antwortete Valentin. Sie legte zwei Tickets dort hin und Valentin zückte gerade sein Portmonee und suchte Geld heraus, als ich sagte:,, Ich bezahle diesmal aber für mich selber". So schnell konnte er gar nicht gucken, schon lagen die sieben Euro für mein Ticket auf dem Tresen. Er lachte und legte sein Geld dazu, dann schnappten wir uns die Tickets und machten den Weg frei für die Leute hinter uns. ,,Popcorn?", fragte er und sah mich mit seinem smarten Lächeln an. Bei diesem Lächeln bekam ich ganz weiche Knie. Eigentlich esse ich nach 18 Uhr nichts mehr und dann auch noch Popcorn, das Zeug ist purer Zucker. Aber Valentin würde doch nicht mit mir ausgehen, wenn er mich zu dick fände oder? ,,Jolina? Ist alles in Ordnung?", fragte er auf einmal besorgt. Ich schaute zu ihm hoch und sagte hektisch:,, Ja klar, alles super...ähm ja. Popcorn klingt gut, aber können wir uns das teilen?". Zumindest muss ich nicht eine ganze Portion essen, wenn er mitisst, dann kann ich ihm das Meiste überlassen. Valentin grinste leicht und sagte:,, Natürlich können wir uns das teilen", erst jetzt viel mir auf, dass das mit dem Teilen dezent zeigt, dass ich diesen Jungen mag...sehr mag. Ich kann es einfach nicht leugnen; ich bin verliebt. ,,Willst du auch was trinken?", fragte er, ich nickte und antwortete:,, Ein Wasser". Valentin nickte und stellte sich in der Schlage an, ich stellte mich neben ihm. Ich konnte spürte seinen Blick auf mir, doch ich traute mich nicht zu ihm zu sehen. Ich wurde nervös...warum schaute er mich so an? ALs er mich auf der Party gemustert hat, war es nicht unangenehm, es war nicht das klassische missbillige Mustern, aber trotzdem war ich unsicher. Die Kassiererin winkte uns an den Tresen und Valentin bestellte eine Cola, ein Wasser und eine mittlere Portion Popcorn. Die Dame nahm alles auf und machte sich an die Arbeit. ,,Diesmal bezahle ich für dich mit", sagte Valentin und legte grinsend das Geld auf den Tresen, passend. Ich schmunzelte und erwiderte darauf:,, Du musst nicht immer für mich bezahlen" ,,Will ich aber ", sagte er und darauf wusste ich kein Gegenargument. Wir nahmen unsere Sachen und machten uns auf die Suche nach Kino 8, der Film lief also schon länger im Kino. Als wir den Saal betraten, saßen schon ein paar Leute da, aber hauptsächlich waren die Plätze noch leer. Noch nicht einmal die Hälfte der Plätze waren belegt. Wir entschieden uns für eine Reihe in der Mitte, nicht zu weit oben, aber auch nicht zu weit unten und setzten uns relativ in die Mitte. Popcorn und Getränke stellten wir auf der Ablage ab, dann zogen wir die Jacken aus und legten sie zusammen mit den Motorradhelmen auf die Sitze neben uns. Wir setzten uns und da er die Jacke aus hatte, konnte ich sein Outfit genauer unter die Lupe nehmen. Er trug eine schwarze Jeans und ein hellgraues T-Shirt mit einem Fotoaufdruck von irgendeiner Stadt. Seine Haare waren nicht wirklich gestylt, aber es gefiel mir. Am liebsten hätte ich ihm durch die Haare gewuschelt, aber das kann ich nicht bringen. Ich betrachtete ihn von der Seite und war immer noch hin und weg von seiner zierlichen Stupsnase und den großen vollen Lippen, sie sind bestimmt total weich. Valentin nahm sich den Pott Popcorn und hielt ihn mir hin, lächelnd nahm ich mir ein bisschen raus und sagte leise:,, Danke". Wiedermal konnte ich den Blick von ihm nicht abwenden. Es fühlte sich an, als ob er meinen Blick festhalten will. Doch auf einmal wurde es im Raum ganz dunkel und der Film fing an. Ich versuchte wirklich mich auf den Film zu konzentrieren, aber es war schwierig, weil ich die ganze Zeit das Bedürfnis hatte ihn anzuschauen. Ich beschloss mir noch etwas Popcorn zu nehmen, um mich zu beruhigen und griff in den Pott. Plötzlich fühlte ich Valentins Hand, warm und ein bisschen rau, an meinen Fingern. Er wollte sich anscheinend auch Popcorn nehmen. ,,Sorry", murmelte ich verlegen und zog meine Hand weg. Jetzt kann ich mich erst recht nicht mehr auf Jack Sparrow konzentrieren, der sich gerade einen Kampf gegen Davy Jones bot. Ich legte meinen Arm auf der Stuhllehne ab und versuchte mich zu entspannen. Eine lustige Szene im Film brachte mich zum Lachen, aber auch Valentin lachte. Ich schaute zu ihm, er zu mir, das Lachen verschwand nicht aus unseren Gesichtern. Will und Elizabeth wurden von Barbossa getraut, mitten im Kampf und das war der Moment als ich spürte, dass Valentin nach meiner Hand tastete. Mein Herz legte einen Zahn zu und als er bemerkte, dass ich meine Hand nicht zurückzog, nahm er sie schließlich ganz. Seine Hand war warm und fühlte sich rau an, unsere Finger verschränkten sich nicht ineinander, aber ich traute mich nicht den Schritt zu wagen. Der Film war zu ende und das Licht ging wieder an. Valentin und ich nahmen unsere Sachen und gingen nach draußen. Er hielt meine Hand nicht mehr, wie auch, wenn er seine Jacke anzieht, aber ich vermisste diesen Kontakt. ,,Was sagst du zum Film?", fragte Valentin, als wir wieder im Park waren und am Rhein entlangliefen. ,,Der Film war super! Besser als Teil 1 und 2 finde ich. Und du?", fragte ich. ,,Sehe ich genauso. Die Kampfszene am Ende war der Hammer", antwortete er und seine Mundwinkel zuckten. Die Kampfszene...da hat Valentin meine Hand genommen. Ich beschloss, einfach mitzuspielen und sagte:,, Die Kampfszene war das Beste vom ganzem Film". Der Park war schwach beleuchtet und auch die Bäume wurden manchmal angestrahlt, wieder so eine romantische Stimmung. Eine Bank kam in unser Blickfeld und wir beschlossen kurzfristig uns hinzusetzen. ,,Wann musst du denn zu Hause sein?", fragte er, während wir uns setzten. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete:,, Keine Ahnung, meine Eltern haben nichts gesagt.". Die Stille war wieder da und ich konnte förmlich spüren, wie Valentin mich ansah. Als ich es nicht länger aushielt fragte ich:,, Was ist denn?", er lächelte und antwortete:,, Nichts". Wir lächelten einander nur an, wie ein altes Ehepaar, dass sich im Park auf eine Bank setzt. ,,Was machst du morgen noch so?", fragte er. ,,Keine Ahnung, ich habe nichts geplant. Und du?" ,,Ich habe morgen ein Spiel", antwortete er. ,,Was denn für ein Spiel?", fragte ich neugierig. ,,Eishockeyspiel", antwortete er. Ich strahlte und sagte:,, Du spielst Eishockey?! Das ist ja cool!". Valentin lachte und sagte:,, Sorry, dein Blick ist voll süß". Ich lächelte verlegen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich will nicht, dass er sieht, dass ich rot werde. ,,Hey, lass das", sagte er und nahm meine Hände weg von meinem Gesicht. Die eine Hand ließ er los, doch die Andere hielt er weiter fest. Dann fragte er:,, Willst du morgen gucken kommen? Wir spielen in Köln" ,,Ja gerne! Wie viel Uhr ist das Spiel denn?", fragte ich. ,,Um 14 Uhr fängt es an", antwortete er. Ich überlegte kurz, dann fragte ich:,, Wann muss ich da sein, wenn ich dich vorher sehen will?". Valentin machte große Augen, dann sagte er:,, Ehm...also so um halb zwei. Setz dich direkt neben den Spielereingang auf der rechten Seite der Halle. Da kommen wir immer durch und dann siehst du mich noch vor dem Aufwärmen". Ich lächelte und nickte, dann fragte er:,, Kannst du Schlittschuhlaufen?" ,,Ja schon, aber sicherlich nicht so gut wie du". Er lachte und strich über meine Hand. Dieser Junge bringt mich noch um den Verstand, bemerkt er überhaupt, dass er noch meine Hand hält? Die Domuhr läutete und ich wusste, dass es bestimmt schon 22 Uhr war, aber ich wollte noch nicht nach Hause. Wir schauten auf den Rhein, auf einmal fragte er:,, Was machst du denn in deiner Freizeit so?". ,,Früher habe ich getanzt, damit habe ich aber vor einem Jahr oder so aufgehört, jetzt mache ich selber für mich Sport und lese. Typischer Streber halt", sagte ich. Valentin lachte leise und sagte:,, Du bist kein Streber, nur weil du gerne liest. Warum hast du denn aufgehört mit dem Tanzen?". Ich wusste, dass diese Frage kommt...Soll ich ihm wirklich die Wahrheit sagen oder soll ich die Geschichte etwas abändern? Ich entschied mich für die Wahrheit, Valentin kann ich es anvertrauen. Ich schluckte und sagte:,, Naja...Ich habe mich immer sehr gut mit den Mädels aus der Gruppe verstanden, dachte ich, ich war halt nur zurückhaltender als die Anderen und nicht so schlank wie sie. Nach und nach wurde ich irgendwie zur Außenseiterin, sie mochten mich auf einmal nicht mehr, lästerten über mich. Ich liebte das Tanzen, aber das wollte ich nicht. Ich wollte da Spaß haben, aber so was es nicht mehr, es war nur noch eine Qual.". Angestrengt schaute ich auf den Rhein, um die Tränen zurückzuhalten, ich wollte nicht vor ihm weinen. Valentin drückte meine Hand und sagte leise:,, Das tut mir leid" ,,Ach, dass muss es nicht", erwiderte ich darauf. Lange Zeit sagten wir nichts, doch dann murmelte er:,, Ich verstehe nicht, wie man dazu in der Lage sein kann, dich nicht zu mögen...Vermisst du das Tanzen?", ich schaute zu ihm lächelte und flüsterte:,, Ja, ich nutze jede Gelegenheit, die sich zum tanzen bietet.". ,,Irgendwie wusste ich, dass du tanzt oder getanzt hast", sagte er. ,,Woher denn das?" ,,Auf der Party hast du ja auch getanzt, aber irgendwie anders als die Anderen, einfach perfekt". Ich lächelte verlegen und murmelte:,, Danke". ,,Ich glaube, ich sollte dich mal nach Hause bringen", murmelte er etwas niedergeschlagen, nachdem er auf seine Armbanduhr geguckt hatte. ,,Wieso? Also, wie spät ist es denn?", fragte ich ,,Halb elf", antwortete er. Wir standen auf und liefen in Richtung Motorrad, aber diesmal ließ er meine Hand nicht los. Ich wollte nicht nach Hause, ich hätte noch stundenlang mit ihm dort sitzen können. Bei der Ktm angekommen machte ich meine Jacke zu und setzte den Helm auf, diesmal schaffte ich es sogar diesen alleine zu zu machen. Ich schaute Valentin dabei zu, wie er die Jacke zumachte und den Helm aufzog. Er sah verdammt sexy und männlich aus in diesen Klamotten...Valentin setzte sich auf das Motorrad, dann sagte er grinsend:,,Nimm platz", ich lachte und setzte mich hinter ihm hin. Ich legte meine Arme um seine Taille und er fuhr los. Die ganze Fahrt über hielt ich mich an ihm fest, mehr noch, als bei der Hinfahrt, aber die Möglichkeit ihm nahe zu sein, ließ ich mir nicht entgehen. Die Fahrt ging viel zu schnell vorbei, obwohl Valentin sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten hat, und wir kamen bei mir zu Hause an. Ich stieg von seinem Motorrad, zog Helm und Jacke aus und sagte lächelnd:,, Danke für den schönen Abend". Er nahm die Sachen entgegen, zog seinen Helm ab und sagte:,, War echt schön. Sehen wir uns dann morgen?" ,,Ja klar! Ich bin pünktlich, versprochen", antwortete ich. ,,Ich freu mich", sagte Valentin, dann öffnete er die Arme, ich umarmte ihn und er schloss die Arme um mich. Sein Parfüm hüllte mich ein und am liebsten hätte ich ihn gar nicht mehr losgelassen. Nach längerer Zeit lösten wir schweren Herzens die Umarmung auf. Ich schenkte ihm noch ein letztes Lächeln und sagte:,, Bis morgen" ,,Bis morgen", erwiderte Valentin lächelnd darauf, dann setzte er seinen Helm auf und fuhr davon.
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Für immer du und ich
RomantizmJolina ist 16 Jahre alt und kämpft mit sich und dem Ideal der Gesellschaft. Sie glaubt, dass niemand sie so akzeptieren wird, wie sie ist und will sich verändern. Doch als Valentin, ein Junge aus der Schule, ihr immer wieder über den Weg läuft änder...