Kapitel 4

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Kapitel 4.

Ich wache mitten in der Nacht auf. Ich schätze das kommt von der Geräuschkulisse, aber ich bin sowieso nicht müde. Ich setze mich auf und blicke mich um. Die Pflanzen wirken wie lebendige schwarze Schatten, durch den Wind. Ich höre eine Eule rufen und einen Fuchs rascheln. Ich höre einen Wolf in der Ferne heulen. Ich hebe den Kopf und blicke in den Himmel. Während ich in den wunderschönen Sternenhimmel starre lasse ich mein Komplettes Leben Revue passieren. Ich erinnere mich an den Nervenkitzel bei Verbotenem, an die Schmerzen bei der Folter, an die Angst vor der Ungewissheit und zum Schluss an die Wut über die Lehrer und die anderen Schüler. Ich starre auf die Sterne und erinnere mich daran was ich über sie gelesen habe, dass, jeder ein anderer Planet ist und alles andere. Als mir nichts mehr einfällt schweifen meine Gedanken zu Tristan. Warum hilft er mir? Er hätte mich ausliefern können, hatte er aber nicht. Laut meiner Hypothese das es kein Vertrauen gab, musste er einen Vorteil in mir sehen. Aber welchen, er hätte oben bleiben und sein neues Leben anfangen können. Aber was, wenn es Vertrauen doch gibt? Kommt es zögerlich vom Engel. Sofort kontert Teufel: Nein! Das haben wir doch schon geklärt! Vertrauen gibt es nicht! Er klingt fest entschlossen, doch ich bin mir nun nicht mehr so sicher. Was wenn es tatsächlich Vertrauen gab? Hätte, könnte, würde, dass, bringt mich auch nicht weiter! Ich bleibe erst einmal bei der Annahme das er einen Vorteil in mir sieht.

Aber zurück ins hier und jetzt. Ich stehe auf und streife durch den Wald in unserer Umgebung. Ich finde einige Beeren, von denen ich mir sicher bin, dass, sie ungiftig sind und kehre dann zurück. Tristan schläft immer noch, obwohl schon die Morgendämmerung einsetzt. Ich schnappe mir einen Holzklotz und beginne daran zu schnitzen. Nach etwa 2 Stunden habe ich eine Schüssel erschaffen. Ich kontrolliere ob sie Splitterfrei ist und gehe dann zu dem Teich zurück. Dort fülle ich die Schüssel mit Wasser und trinke. Anschließend fülle ich sie erneut und trage sie zu Tristan. Ich knie mich mit der Wasserschale neben Tristan und rüttle ihn leicht. Er wacht auf und reibt sich die Augen. Ich gebe ihm das Wasser und die Beeren, dann trete ich an den Abhang. Von hier hat mein super Ausblick. Ich schaue auf den See, da fällt mir auf das der See ein riesiges O bildet. Überall stürzen Wasserfälle in ihn. Im inneren des O, klafft ein Tal. Da muss unsere Insel früher gelegen haben. In weiter Ferne sehe ich dieses Phänomen noch einmal, aber in größer. Das muss die Insel sein, zu der unsere Brücke führt. Dort sind meine Klassenkameraden nun. Ich blicke zu dem näher gelegenen See, dort sehe ich etwas was meine Augen anzieht. Es sieht aus wie ein Trampelpfand, der vom See fortführt. Er sieht nicht aus als komme er von Tieren. Ich blicke zu Tristan, der seine Mahlzeit beendet hat und sich gerade aufrichtet. Ich winke ihn her und zeige ihm den Weg. „Stimmt, der sieht nicht nach Tieren aus. Vielleicht sind wir nicht die ersten, die gesprungen sind.“ Er sieht wieder zu mir. „Wir sollten nachschauen wohin der Weg führt.“ Ich nicke, das klingt gut. Vielleicht sind wir doch nicht auf uns alleine gestellt. Wir sammeln noch ein paar Früchte und Beeren für den Weg, dann brechen wir auf. Erst den kompletten Berg wieder runter. Das schwere ist nicht, so viel Schwung zu bekommen das man stolpert und den Berg hinunterfällt. Was mir leider einmal passiert, doch Tristan fängt mich auf, bevor ich abstürzen und mir das Genick brechen kann. Danach bin ich vorsichtig.

Als wir endlich wieder am See sind meine Füße total verschrammt. Doch wir halten nicht an und folgen dem Pfad.

Die Sonne beginnt gerade unter zu gehen, da beginnt es zu Regnen. Innerhalb von wenigen Minuten sind wir komplett durchnässt. Da die Wolken die Sonne verdunkelt, und der Regen dermaßen stark ist, sieht man nur wenige Meter weit. Tristan und ich gehen nun nebeneinander, um uns nicht zu verlieren. Wir hören es gleichzeitig. Es ist ein Fauchen und es ist nicht weit entfernt. Ich starre zu Tristan und er zu mir. „Was ist das?“ Flüstert er zu mir. „Ich bin nicht sicher aber ich würde auf einen Berglöwen tippen.“ Flüstre ich zurück. „Was ist ein Berglöwe?“ „Das ist ein verdammt großes Tier mit scharfen Zähnen und einer goldbrauen Farbe.“ Rattere ich mein angelesenes Wissen hinunter. Tristan starrt mich an. „Was frisst ein Berglöwe?“ Er klingt besorgt. „na Fleisch natürlich!“ Antworte ich. Was denn sonst? Tristan sieht geschockt aus. „Was ist…“ In dem Moment wird es auch mir klar. Ich bin so doof! Wenn der Berglöwe uns fand, würde er uns auffressen! Geschockt blicke ich zu Tristan, er handelt und nimmt meinen Arm. Dann zieht er mich vom Pfad fort und in einen großen Busch. Wir ducken uns in die Äste und sind ganz still. Ich habe gelesen das Berglöwen einen sehr guten Geruchsinn haben, aber vielleicht schirmte der Regen uns ab. Ich habe das Gefühl das meine Nerven gleich explodieren und den Drang aufzuspringen. Aber ich weiß das das ein Fehler wäre, ein Berglöwe läuft schneller als ein Mensch. Und da kommt er. Denn Pfad entlang spaziert, hebt er schnüffelt die Schnauzte. Ich halte die Luft an, der Berglöwe geht langsam weiter. Als ich gerade aufatmen will, bleibt er stehen. Langsam dreht er sich zu uns um. Ich kann ihn genau erkennen. Seine gelben Augen, seine blanken weißen Reißzähne und seine hellen Schnurrhaare. Er ist wunderschön. Majestätisch, elegant aber tödlich. Er geht näher zu unserem Gebüsch. Ich und Tristan halten noch immer die Luft an. Der Berglöwe bleibt etwa einen Fuß vor uns stehen. Dann blickt er uns an. Er hat uns gesehen. Wir halten Blickkontakt, keiner rührt sich. Dann plötzlich knurrt der Berglöwe, und Tristan reißt mich hoch. Wir drehen uns um und rennen. Der Löwe springt vor und gräbt die Krallen in den Boden, genau an der Stelle wo ich eben noch gekauert habe. Tristan zieht mich mit sich und als der Berglöwe zu uns aufblickt und losstürmt, renne auch ich los. Wir stürmen durch den dunklen Wald und den heftigen Regen. So schnell bin ich noch nie gelaufen. Wir fliegen fast über den Boden. Ich bin kurz hinter Tristan, wir schlagen Hacken um den Berglöwen abzuhängen, aber er ist uns trotzdem knapp auf den Fersen. Ich merke das wir leicht Bergauflaufen. Ständig schlagen mir Äste und Blätter ins Gesicht. Meine Füße sind eiskalt und Schlammverkrustet und mein Kleid ist zerrissen und dreckig. Es ist schwer Tristan nicht aus den Augen zu verlieren. Ständig schlägt er eine andere Richtung, ich habe bereits jegliche Orientierung verloren. Der Regen schlägt mir ins Gesicht und brennt auf der Haut. Plötzlich biegt Tristan links ab und als ich ihm folge renne ich geradewegs auf eine Klippe zu. 5 Fuß tiefer fließt ein Fluss. Tristan hält genau darauf zu. Über den Fluss zu springen schaffen wir nie! Doch Tristan will es anscheinend doch versuchen, und ich kann sowieso nicht mehr bremsen! Deshalb werde ich noch ein bisschen schneller und renne geradewegs auf den Abgrund zu. Tristan springt ab und segelt durch die Luft. Dann landet er auf der anderen Seite und läuft den restlichen Schwung aus. Okay, das schaffe ich auch! Wenn nicht hast du sowieso keine Zeit deinen Entschluss zu bereuen. Ja da hat er Recht, sonst breche ich mir das Genick. Aber trotzdem, ich werde es versuchen. Der Abgrund kommt näher und dann, kurz bevor es steil bergab geht, springe ich. Der Regen peitscht mir ins Gesicht und der Wind kommt von hinten, er trägt mich über den Abgrund hinweg. Der Boden kommt näher, ich mache noch immer Laufbewegungen. Und dann komme ich auf und renne gleich weiter. Ich will jubeln vor Freude doch dann passiert es, mein zweiter Schritt. Mein Fuß verkeilt sich in einem Loch und wir durch meine Bewegungen umgedreht. Es knackt einmal laut dann kommt der Schmerz. Ich schreie und stürze zu Boden. Tristan hört meinen Schrei und rennt zu mir. Ich umfasse meinen Knöchel und merke an der verstellten Lage der Knochen, das er gebrochen ist. Ich schreie noch immer. Vorsichtig zieht Tristan meine Hand fort und packt meinen Knöchel. Dann legt er mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. „Das wird jetzt wehtun, aber es geht nicht anders!“ Und dann zieht er meinen Fuß aus dem Loch und dreht ihn zurück. Ich spüre nur Schmerz. Ich schlage um mich und schreie. Es tut so höllisch weh! Tristan zieht mich an sich und wiegt mich hin und her, mein Schreie verebbt, bis ich nur noch weine. Der Schmerz ist nicht mehr so stark. „Sch“ flüstert Tristan, und ich klammere mich an ihn wie an eine Rettungsleine. Dann fällt mir etwas ein. „Was ist mit dem Löwen?“ meine Stimme zittert genauso stark wie ich. „Der ist weg, es wird alles gut Souls!“ Beruhigt mich Tristan. „Aber wir sollten trotzdem gehen!“ Ich sehe ihn verzweifelt an. Ich habe mir den Fuß gebrochen, wie soll ich so laufen. Doch Tristan legt eine Hand unter meine Achseln und die andere in an meine Kniekehlen und hebt mich hoch. Dann geht er los. Ich bin zu schwach um Wiederstand zu leisten. Der Schmerz ist so groß, dass, ich sowieso bald das Bewusst sein verliere.

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