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Zu existieren war eine große Last, wenn man schon lange nicht mehr existieren wollte.
Vielleicht war das auch der Grundgedanke eines Selbstmörders.Was machte es für einen Sinn zu existieren, wenn man Dinge sah, die man nicht sehen wollte, schreckliche Dinge mitbekam, die einen nichts angingen und einen so kaputt machten, als wäre man ein Angehöriger?
Was machte es für einen Sinn für mich noch hier zu sein, wenn ich doch sowieso nur das Erlöschen der Leben der Menschen miterlebte?Ich wünschte, mich hätte dieses Schicksal nicht getroffen.
Immer wieder war da diese Frage: Warum ausgerechnet ich?
Was hatte ich denn getan, dass es genau mich traf?Warum konnte ich nicht einfach gehen, so wie die anderen?
Hatte nicht jeder seine Erlösung verdient?Doch es brachte nichts, darüber zu grübeln. Es war so, wie es war. Ich musste es akzeptieren.
Genauso, wie ich die Tode der Menschen einfach so akzeptieren musste, da mir die Hände gebunden waren.
Ich war eben nicht dazu bestimmt, so etwas aufzuhalten.Die einzigen, die in kleinen Teilen und bei besonderen Vorkommnissen so etwas verhindern konnten, waren die sterbenden Menschen selbst.
So auch heute.Ein Autounfall, zwei Lichter waren bereits erloschen, sie hatten nicht mehr die Chance zu kämpfen. Ihr Leben war sofort ausgelöscht.
Doch die anderen vier Lichter, die übrig blieben, flackerten stark, doch zeigten eine prächtige Farbe aus kräftigem Orange. Solchen Lebenswillen sah ich häufig bei Unfällen.
Solange es nicht zu spät war zumindest.Retter eilten zur Hilfe, zogen die Personen behutsam aus den Fahrzeugen.
Nur eine Person war bei halbem Bewusstsein, die anderen drei befanden sich in einem inneren Kampf mit sich selbst und dem Tod.Aber sie kämpften tapfer und so blieben alle vier noch am Leben, als der Krankenwagen sie davon transportierte.
Zwei Lichter erloschen, vier stellten sich kämpferisch gegen den Tod.Das waren die Lichter, die mir Hoffnung schenkten.
Die Lichter, die doch etwas Trost spendeten, da diese ihr Leben nicht einfach so aufgaben und auch in schwierigen Zeiten weiter kämpften. Egal wie hart oder unmöglich es schien.Das Szenario war vorbei, alle Unfallpersonen, ob nun tot oder lebendig, weggeschafft, weg von der gaffenden Menschenmenge, die sich nun langsam wieder auflöste.
Ich verließ den Ort und bemerkte das blaue Licht wieder.Er war schon wieder da und dieses mal wollte ich ihn nicht entkommen lassen.
Ich rannte.Ich sah es ganz deutlich zwischen den orangenen, gelben und weißen Lichtern. Es flackerte nicht und es wurde auch nicht langsam immer kleiner. Es war das größte Licht in dieser Menge, in diesem Lichterchaos.
Und das schönste, da es sich wohl nicht vom Lauf des Lebens und dem Ruf des Todes beeinflussen ließ.Ich rannte an hunderten Menschen vorbei, rief nicht das Gefühl in Erinnerung, wie es sich anfühlte, wenn man angerempelt wurde oder wie eingequetscht man war, wenn die Menschen einem keinen Platz machten.
Diese Gefühle hatte ich noch ganz klar im Gedächtnis, aber es blieb keine Zeit, sich daran zu erinnern.Ich musste ihn erreichen.
Das blaue Licht, das Chaoslicht, welches so anders war als alle anderen Lichter.
Den jungen Mann, der mich sehen konnte.
Und der mir schmerzhaft bekannt war, auch wenn ich ihn nicht kannte.Die Menschenmenge wurde kurze Zeit immer dichter, aber ich sah ihn noch, war ganz nah an ihm dran.
Und als sich die Menge wieder leicht auflöste, war er einfach verschwunden und ich blieb voller Enttäuschung stehen. Ich fühlte mich so allein in dieser Menschenmassse.
Alle liefen an mir vorbei, bemerkten gar nicht, dass sie mich leicht berührten, während sie mich unbewusst vermieden, obwohl sie mich gar nicht sahen.Nur er konnte mich sehen.
Aber scheinbar wollte er das gar nicht.~>~<~>~<~>~<~>~<~>~<~>~<~>~<~
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Chaos Lights || jeon jungkook
Short Story[wardrobe ghost stories - pt. one] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Über ein einsames Mädchen, welches dem Leben und dem Tod näher ist als sie es je wollte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sie teilen das selbe Schicksal. Aber es ist nicht das Gleiche. ~~~~~~~~~~...