Chapter 5 - Search

3.5K 164 5
                                    

Der nächste Morgen kam wie immer viel zu schnell. Liam hatte überhaupt keine Lust zur Schule zu gehen. Seine Gedanken kreisten nur um Mason und Corey. Er machte sich solche Sorgen um die beiden. Am Frühstückstisch blickte Theo in mitleidig an.
„Ich glaube Schule macht heute nicht so viel Sinn", meinte Theo.
„Was hast du gesagt?", fragte Liam und erwachte aus seinen Gedanken.
„Ich rede seit 5 Minuten mit dir Liam, die einzige Reaktion deinerseits war ein Zucken deiner Augenbraue. Wir gehen heute nichts zur Schule und suchen stattdessen nach Spuren", beschloss Theo.
„Wirklich."
„Wirklich. Wir fangen bei Masons Haus an und dann gucken wir mal was wir finden. Irgendwie muss er das Haus ja verlassen haben."
„Danke Theo!"
„Was habe ich dir zum Thema danke sagen gesagt?"
„Ist mir egal Theo, ist mir total egal!", sagte Liam und streckte ihm die Zunge raus. Theo boxte ihn auf die Schulter und räumte den Tisch ab. Liam war wirklich dankbar. Theo schaffte es immer ihn irgendwie abzulenken, egal wie schlecht es ihm ging. Die beiden zogen sich wetterfeste Klamotten an, da mal wieder Regen vorhergesagt war. Sie joggten gemütlich zu Masons Haus. Die Bewegung tat beiden gut und befreite etwas von den vielen Gedanken.
„Ich gehe in den Garten und gucke dort, schau du bei der Haustür", sagte Theo und war schon um die Ecke verschwunden. Liam untersuchte zuerst die Haustür, fand aber keine Spuren die für ein gewaltsames Eindringen sprachen. Auch die Fenster waren unversehrt und nirgends war ein Blutstropfen oder anderes zu finden.
„Hier, ich hab was gefunden!", rief Theo von hinten. Liam ging zu ihm. Er hockte auf der Wiese unter Masons Fenster.
„Guck, sie sind nicht groß, aber es ist eindeutig Blut", Theo zeigte auf eine Stelle und Liam hockte sich zu ihm.
„Du hast recht, die ziehen sich dort rüber", sagte Liam und verfolgte die Spritzer. Theo stand auf und folgte ihm zum Waldrand der direkt an das Grundstück grenzte.
„Warum immer der Wald?", fragte Liam.
„Der Wald ist dein natürlicher Lebensraum."
„Als Teenager?", Liam schaute Theo skeptisch an.
„Als Wolf du Idiot", lachte Theo und machte den erstem Schritt vom Grundstück in den Wald hinein. Sie folgten der Spur die aber immer schwächer wurde und schließlich vor einem Baum endete.
„Und jetzt? Hier geht sie nicht mehr weiter", Liam war nervös. Er wollte Mason so unbedingt finden.
„Er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben. Irgendwo muss die Spur weiter gehen."
„Aber wo?", Liam zuckte zusammen weil ihn ein Tropfen auf der Stirn getroffen hatte. Er wischte sich mit den Handrücken darüber. Theo drehte sich zu ihm um und erstarrte.
„Liam, schau deine Hand an." Liam hob seine Hand und wunderte sich wo das Blut auf einmal her kam, er hatte sich doch gar nicht verletzt. Er schaute Theo an, der seinen Blick langsam nach oben richtete und folgte diesem. In der nächsten Sekunde wünschte er sich er hätte es nicht getan. Über ihnen im Baum hing jemand oder zumindest das was von ihm über war
„Scheiße, was ist den hier passiert?", fluchte Liam. Theo sprang nach oben auf einen Ast und fing an die Leiche zu untersuchen.
„Es ist weder Mason noch Corey und soweit ich das beurteilen kann auch niemand von unserer Sorte. Es sieht aus, als wäre es jemand ganz normales gewesen."
„Warum sollte jemand normale Leute umbringen?"
„Weil das Menschen so machen. Sich gegenseitig quälen und töten. Das haben sie schon bevor es uns gab und das werden sie auch danach tun. Dafür brauchen sie uns gar nicht."
Theo schaute runter zu Liam und sah die Angst in seinen Augen, die Angst um Mason und auch um Corey. Er sprang wieder runter zu ihm und zog ihn in eine Umarmung. Liam reagierte erst gar nicht, völlig überrascht von dieser Geste. Dann hob er die Arme und erwiderte die Umarmung.
„Alles wird gut! Wir werden die beiden finden und den oder die Verantwortlichen", flüsterte Theo und seine Stimme so nah an Liam's Ohr schickte einen wohligen Schauer seinen Rücken herunter. Sie lösten sich wieder voneinander und schauten sich noch etwas um. Aber das Ende der Blutspur blieb der Baum.
„Ich rufe Stiles Vater an und berichte ihn von unserem Fund, das ist ist ein Tatort.", sagte Liam und griff nach seinem Handy.
„Verdammt kein Empfang hier", schimpfte er kurze Zeit später.
„Lass uns zurück gehen und vom Haus aus anrufen", schlug Theo vor und die beiden machten sich auf den Rückweg.

Der Hinweg hatte vielleicht 10 Minuten gedauert und nun liefen sie bestimmt schon eine halbe Stunde und der Wald schien nicht enden zu wollen.
„Theo sollten wir nicht schon lange wieder beim Haus sein? Und Empfang habe ich immer noch keinen", bemerkte Liam mit einem Blick auf sein Handy.
„Ja eigentlich sollten wir das oder zumindest eine Straße sehen oder Häuser oder irgendwas anderes als diesen verfluchten Wald."
„Wie konnten wir uns verlaufen?"
„Wir haben uns nicht verlaufen!"
„Natürlich haben wir uns verlaufen, sonst wären wir jetzt nicht mehr hier", Liam schaute ihn skeptisch an.
„Aber das kann nicht sein. Wir verlaufen uns nicht."
„Anscheinend doch. Ich nehme jetzt den Kompass auf meinem Handy und wenn wir immer nur nach Norden laufen, dann müssen wir ja irgendwann hier raus kommen."
Gesagt getan. Liam schaltete den Kompass an und die beiden gingen wieder los. Nach einer weiteren Stunde war immer noch nichts anderes in Sicht als Bäume und Laub.
„Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht Theo!", Liam klang verzweifelt.
„Ich weiß. Dieser Wald scheint nicht mehr zu enden. Vielleicht sind so auch Mason und Corey verschwunden. Sie haben den Weg zurück nicht mehr gefunden."
„Dann müssen sie hier noch irgendwo sein. Wie können sie suchen."
„Wie wollen wir sie suchen wenn wir selber noch nicht mal wissen wo wir sind Liam?"
„Keine Ahnung, aber ich will hier nicht bleiben."
„Ich doch auch nicht, aber es wird langsam dunkel und wir sollten uns ein Lager für die Nacht suchen. Wenn wir bei Tageslicht nicht hier raus finden werden wir es bei Nacht ganz sicher nicht." Liam nickte nur und die beiden machten sich auf die Suche nach einer Höhle oder etwas ähnlichem. Es wurde immer dunkler und die Schatten verschwammen immer mehr, wurden größer. Kurz bevor die letzten Sonnenstrahlen ganz verschwunden waren fanden sie eine kleine Höhle die sich als Nachtlager eignete.
„Leg dich ein bisschen hin, ich werde Wache halten", sagte Theo und setzte sich vor die Höhle.
„Du musst auch schlafen. Wenn uns jemand etwas antun hätte wollen hatte er den ganzen Tag dafür Zeit."
„Aber die schlimmen Dinge passieren in der Nacht Liam. Die Monster zeigen in der Nacht ihr wahres Gesicht. Deswegen sollte ich hier draußen bleiben, bei ihnen, da wo ich hin gehöre."
„Kannst du bitte aufhören so einen Unsinn zu reden. Wenn sie in der Nacht kommen, dann will ich dich nirgendwo anders wissen als an meiner Seite. Da gehörst du hin. Hast du es gestern Abend wirklich nicht gemerkt?", Liam setzte sich neben Theo während er dies sagte und blickte geradeaus in den Wald. Er konnte zwar nur noch ein paar Meter weit sehen, aber er konnte ihn auch nicht ansehen während er sprach.
„Was gemerkt?", Theo klang wirklich so als hätte er keine Ahnung.
„Dafür, dass du eigentlich ziemlich klug bist, siehst du die wohl offensichtlichsten Dinge nicht. Jeder aus dem Rudel konnte es gestern sehen. Fast hätte ich die Kontrolle verloren bei meinem Streit mit Malia und wer hat mich zurück geholt?"
„Ich?", flüsterte Theo und drehte seinen Kopf langsam zu Liam, der immer noch geradeaus blickte.
„Ja du. Du hast mich zurück geholt. Du bist mein Anker Theo!"
„Aber warum?" er wirkte ehrlich verwirrt. Liam lachte leise auf.
„Dein Ernst Theo? Du fragst wirklich warum? Als wenn das nicht noch viel offensichtlicher wäre", auch Liam drehte jetzt seinen Kopf und blickte Theo an. Sah seine Augenbrauen die er in Verwirrung zusammengezogen hatte. Sah seine Augen aus denen Unglaube sprach über seine Worte. Sah seine Lippen die so perfekt aussahen, voll und zart.
„Warum ich? Nach allem was ich dir angetan habe."
„Als wenn ich mich das selber nicht gefragt hätte, aber was soll ich machen? Es ist einfach passiert."
Liam wartete auf eine Antwort, aber es kam keine. Theo blieb stumm. Es so direkt von ihm zu hören überforderte ihn, schon wieder. Natürlich war es ihm gestern Abend aufgefallen, aber er hatte es für einen Zufall gehalten. Er hatte Liam einfach aus der Situation rausgeholt, mehr nicht. Irgendwie war das alles gerade ganz schön kompliziert. Er sollte niemandes Anker sein und vor allem sollt da nicht immer dieses warme Gefühl nach zu Hause in seinem Herzen sein bei diesen Worten. Er hatte das nicht verdient, er hatte Liam nicht verdient. Das waren die beiden Sachen die ihm immer wieder durch den Kopf gingen. Aber jetzt gerade, hier in diesem Moment schob er diese Gedanken beiseite und zog Liam zu sich. Er bettete Liam's Kopf auf seiner Brust und schlang seine Arme von hinten um ihn. Liam überrascht von dieser plötzlichen Nähe versteifte sich erst und entspannte sich dann als er Theo's Körper so nah an seinem Rücken spürte. Er atmete tief ein, atmete seinen Geruch ein, der irgendwo zwischen einem Sommerregen und dem Grün des Waldes an einem klaren kalten Morgen lag.
„Schlaf Kleiner. Dir wird nichts passieren, ich passe auf dich auf!"
Liam schloss die Augen und zweifelte nicht einen Sekunde an den Worten.
—————————————————————————————————————————————————————
Irgendwie machen die beiden was sie wollen! Ich hatte andere Pläne, aber Liam und Theo scheint das nicht zu interessieren. Also hier ganz viel Fluff. 🙈
Ich hoffe es gefällt euch? und wir sehen uns im nächsten Kapitel wieder 🙃

Thiam Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt