Kapitel 3

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P.o.v.  Derek

Ich hatte wirklich keine Ahnung wie lange Stiles in diesem Gefängnis gewesen war, es hatte ja niemand für nötig gehalten mir etwas zu sagen.

Bei dem Gedanken daran, dass sie ihn dort zurückgelassen und ihn auch nach mehreren Monate nicht befreit hatten, ließ mich mit den Zähnen knirschen.

Immerhin war es fast ein Kinderspiel gewesen ihn daraus zu bekommen.

Ich schmiss mich gegen die Tür eines herunter gekommenen Mehrfamilienhauses und stolperte in den noch herunter gekommeneren Flur, in dem mir sofort ein ekelerregender Gestank nach Moder und Verwesung entgegenschlug.

Eine kaum noch intakte Glühbirne, die ein schwaches Licht verbreitete, hing von der Decke und ließ die Spinnenweben, die in allen Ecken hingen, lange Schatten ab die gelblichen Tapeten werfen.

Ich ging zu der ersten Tür und klopfte an, nicht gerade in der Hoffnung jemanden anzutreffen.

Und, oh Wunder, niemand öffnete die Tür.
Ich seufzte und schlug die Tür mit einem einzigen Schlag aus den Angeln.

Ich sah, wie Stiles seinen Mund für einen neuen Kommentar öffnete und ich wollte schon genervt meine Augen verdrehen, doch seine Worte wurden von einem Husten und einem darauf folgenden Schmerzensschrei unterbrochen.

Leicht besorgt wandte ich mich der Wohnung zu, in der Hoffnung eine Möglichkeit zum Hinlegen für Stiles zu finden, um ihn nicht in seinem Zustand auf dem kalten Boden legen zu müssen. Ein Bett wäre ein willkommener Anblick, nicht nur für den Jungen, sondern auch für meine Beine, in denen sich ein dumpfer Schmerz anbahnte.

Zwar fand ich kein Bett, aber ein Sofa, was mindestens genauso gut war.
So vorsichtig ich konnte legte ich ihn ab und musterte seinen Blut verklebten Körper.

"Für die Luxussuite hat es wohl nicht ganz gerreicht", sagte Stiles plötzlich, mit einem schmerzverzerrten Grinsen auf den Lippen.
Ich  schnaubte nur und drehte mich um, um nach etwas Brauchbarem in der Wohnung zu suchen. Dieser Junge konnte den Sarkasmus auch nicht für eine Sekunde sein lassen, nicht mal wenn sein Leben auf dem Spiel stand, wenn er denn wenigstens einfallsreich wäre, könnte ich es ja noch verzeihen, doch momentan hatte ich keinen Nerv für seine unlustigen Kommentare.

Ich wusste selber, dass diese Bruchbude nicht gerade das war, was wir brauchten, doch ich war mir sicher, dass die Leute, die Stiles gefangen gehalten hatten, uns immer noch suchten und außerdem würde er nicht mehr lange durchhalten, vor allem nicht in dieser Kälte.

Ich musste etwas finden um ihn warm zu halten, als ich jedoch gehen wollte umfasste Stiles mein Handgelenk und schaute mir erschrocken in die Augen. Seine Finger waren wie Eis an meiner Haut, so kalt dass ich fast zweifelte ob sie nicht schon erfroren waren, doch augenscheinlich konnte er sie noch bewegen.

"Wo willst du hin? Lass mich hier nicht alleine, ok?", entgegnete er mit zitternder Stimme und ich konnte die Welle von Angst riechen, die ihn plötzlich überflutete. Als er meinen Blick bemerkte, der noch auf seiner Hand lag, löste er sie schnell von meinem Handgelenk und schlug seinen Blick zu Boden.

Ich zögerte einen Moment, dann setzte mich wieder neben ihn und verschrenkte die Arme vor der Brust.
Es war etwas ungewöhnlich Stiles so voller Angst zu sehen, ohne irgendeinen sarkastischen Unterton in der Stimme, sondern einfach nur ängstlich alleine zu sein.
Es gab also doch noch Momente in denen selbst ihm nicht nach Scherzen zu Mute war, gut zu wissen.

"Zieh das an", ich zog mein T-shirt aus und hielt es ihm hin, ich konnte es nicht länger mit ansehen, wie er zu Tode fror, außerdem wurde mir nicht so schnell kalt.

Stiles versuchte es sich über den Kopf zu ziehen, doch jedes Mal wenn er es versuchte wurde der Schmerz zu groß und er ließ sich zurück auf's Sofa fallen.
"Wie soll ich das denn bitte machen?", fragte er nach dem dritten Mal etwas wütend, doch eher verzweifelt.

Es endete damit, dass ich ihm das 
T-shirt überzog, was für ihn schon wie ein halbes Kleid war, doch ich hoffte, dass es ihn wenigstens ein wenig vor dem Erfrieren retten würde.

Nach einigem herumsuchen in der Wohnung fand ich auch schließlich eine Decke, die ich behutsam über den inzwischen schon schlafenden Stiles ausbreitete.

Es war zu gefährlich ein Licht anzumachen, da ich in einiger Entfernung immer noch die Suchtrupps hören konnte.
Die Glühlampe, die langsam im Flur herumgeschwungen ist, hatte ich inzwischen auch schon an der gegenüber liegenden Wand zerschellen lassen, also musste ich mich mit dem zufrieden geben, was mich mein Werwolf Blick sehen ließ.

Es reichte immer noch aus, um Stiles schlafenden Körper auszumachen, der unter der Decke unaufhörlich zitterte.
Sein Atem ging immer noch stockend und ich wusste, dass irgendwer ihn verarzten musste.

Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich ihn sofort in das örtliche Krankenhaus gebracht, damit er nicht stirbt, doch glücklicher Weise wusste ich es besser.

Die Organisation, die Stiles gefangen genommen hatte, hatte soziemlich alles in dieser Gegend unter Kontrolle.

Es war vielleicht einfach für mich gewesen Stiles aus dem Gebäude zu bekommen, doch selbst in dem Tunnel, durch den wir entkommen waren, hatte es Kameras gegeben und ich wusste, dass die wirkliche Schwierigkeit darin bestand aus dieser Stadt zu entkommen.

Der einzige Ort, der nicht von Kameras eingenommen war, waren diese paar Häuser, warum auch immer, hatten sie hier einfach keine Kameras angebracht.

Doch ich wusste, dass sie irgendwann auch diese Gegend absuchen würden, also musste ich mir schnell etwas überlegen, wie ich Stiles vor dem sicheren Tod retten und uns beide hier raus bringen konnte.

Stiles plötzlicher Hustanfall riss mich aus meinem Gedanken und ich kniete mich neben ihn.
Doch als der Anfall nicht vorbeizugehen schien und ich bemerkte, dass er Blut spuckte überkam mich große Panik und mein Magen verkrampfte sich erneut.

Panisch griff ich mit beiden Händen sein Gesicht und redete beruhigend auf ihn ein.
Stiles schaute mich aus, mit Tränen gefüllten, glasigen Augen an und hörte langsam auf zu husten.

Ich versuchte erneut ihm seinen Schmerz zu nehmen, doch diesmal ließ es mich für kurze Zeit erblinden und ich brauchte einige Augenblicke um nicht meinen Mageninhalt auf Stiles zu verteilen.

Immer noch benommen stolperte ich durch die Wohnung und suchte verzweifelt nach einem
Erste-Hilfekasten, doch als ich alles doppelt und dreifach durchsucht hatte musste ich mir eingestehen, dass es in dieser Wohnung nichts gab, was Stiles retten konnte.

Ich tappste schwermütig zurück, zu dem Jungen, der mit schnellem, röchelndem Atem auf dem Sofa lag und krampfhaft nach meinem Arm griff, als ich mich neben ihm fallen ließ.

"D-derek", brachte er unter Qualen hervor und wischte mir mit seiner zitternden Hand über die Wange.

Zuerst war ich verblüfft, doch dann bemerkte ich, dass ich angefangen hatte zu weinen.

Sofort wischte ich mir die restlichen Tränen aus den Augen und schaute wieder zu Stiles, der mich mit einem gezwungenen, halben Lächeln anschaute.

"Hör zu, du wirst nicht sterben!", sagte ich gröber als ich geplant hatte.
"Ich brauche nur ein beschissenes Erste-Hilfeset, oder irgendwas ähnliches."

"Im Keller...", murmelte Stiles plötzlich und ich schöpfte neue Hoffnung.

Natürlich, in fast jedem Keller gab es irgendwo einen Schrank mit Medizinzeugs.
Stiles war echt immer noch schlauer als ich, selbst, wenn er kurz davor war zu sterben.

Ich nickte entschlossen und sprang auf.

"Ich komm wieder, ich lass dich hier nicht zurück, versprochen!"

 I won't let you down || SterekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt