Kapitel 7

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Dreamer oder wie man Zicken zu netten Mädchen macht.

Ich muss echt zugeben Piet hatte mich nicht kalt gelassen und das nachdem was gestern war. Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn und prostete mir selber für mein soeben verwirrend gewordenes Liebesleben zu.

Ich holte Maitänzer aus seiner Box und überlegte wo ich ihn anbinden könnte ohne wem im Weg zu stehen.

So bemerkte ich David erst nicht der sich den Apfelschimmel fertig machte, den ich vor ein paar Tagen einfangen geholfen hatte. Als er mich, dann ansprach zuckte ich leicht zusammen „Kommst du mit auf die Geländestrecke?" Nein! Sag nein Livi, das ist nichts für dich! „Ja warum nicht" Okay scheiße! Das schrie schon fast nach der nächsten Blamage! Oh nein!

Mein gerissenes Equipment hatte ich zum Glück gestern in einem kleinen Reitsportgeschäft in der Nähe ersetzt. Billig war das leider nicht gerade. Aber wie schon zu David gesagt ‚am Equipment sparen ist sparen am falschen Ende". Ich hoffte nur mein noch unbekannter Saboteur hatte sich nicht schon wieder daran zu schaffen gemacht.

Zügig sattelte ich mein Pony und stieg vor dem Stall auf. Erst da stellte ich fest, dass Effi und Piet ebenfalls mit von der Partie waren.

Gemeinsam ritten wir rüber zur kleinen Geländestrecke und ritten auf einem Teil der Wiese die Pferde warm.

Immer wieder wanderte mein Blick neugierig zu Piet rüber. Er saß auf einem von Davids Pferden. Einem schlanken und gutbemuskelten Braunen. Ich tippe auf Vollblut. Bei ihm sah das reiten so einfach und locker aus. Es war schon fast frustrierend zu sehen, wie er und David nebeneinander ritten und die Pferde meiner Auffassung nach perfekt liefen.

Meinem Pony war das alles noch nicht ganz so geheuer. Immer wieder machte er einen Satz zur Seite oder stemmte alle Viere in den Boden. Das konnte nur eine Katastrophe werden!

So kam es wie es kommen musste. Mit mulmigem Gefühl ritt ich zwanzig Minuten später den ersten Sprung an. Ein Baumstamm, also nichts Neues für uns, das Neue und gruselige kam erst noch. Ein wirklich niedriger Tisch. Erst war Maitänzer gut drauf und schien Bock zu haben, aber dann sah er das Ungetüm. Urplötzlich bäumte sich mein Pony auf und wurde total panisch. Das komische Ding da vor ihm, war ihm sowas von nicht geheuer! Es könnte ihn ja auch fressen. Wer wusste das schon?!

Schnell kam er wieder runter und stand mit bebenden Flanken und gespitzten Ohren zu einer Salzsäule erstarrt auf der Wiese. Ich schwang mich aus dem Sattel. Es hatte keinen Sinn es von oben weiter zu versuchen. Am Boden konnte ich ihm die Angst viel besser nehmen.

„Ist gut! Wir machen das jetzt zusammen!" murmelte ich und strich ihm über die Nase. Sofort war mein Pony etwas entspannter.

Langsam ging ich mit meinem Pony an der Hand zu den Anderen zurück. Effi kam aus den Lachen nicht mehr raus, während mich die beiden jungen Männer besorgt ansahen und beide im selben Moment zu einem Satz ansetzten wollten, aber ich war schneller „Mir geht's gut. Ich hab keinen Abgang gemacht. Ich dachte es wäre vielleicht eine gute Idee ihm alles erstmal vom Boden aus zu zeigen und dass er sich angucken kann, wie ihr die Sprünge springt. Dann merkt er vielleicht, dass ihn nichts frisst wenn er drüber springt." witzelte ich. Trotzdem wirkten beide nicht wirklich beruhigt, anders als Maitänzer, der nun wieder gelassen auf seinem Gebiss rumkaute. Der weiße Schopf hing ihm wirr ins Gesicht und ließ ihn aussehen, als ob wir gerade durch einen Sturm geritten wären.

„Na dann zeigen wir Livi mal, wie das richtige Reiter mit richtigen Pferden machen" löste sich Effi aus unseren Gruppe. Man sah Piet an was er dachte und dass er sich auf Lippe beißen musste um nicht loszulachen. Er beugte sich zu David rüber und auch der fing an zu Grinsen. Ich konnte mir nur vorstellen was Piet zu ihm gesagt hatte. Effi wollte derweil den ersten Sprung anreiten, aber schon da sah ihr Pferd es nicht ein zu springen und setzte sie auf der Wiese ab um, dann seelenruhig wieder zu den anderen Pferden zu traben. Erbost sprang Effi auf die Füße. Sie hatte sich also eindeutig nicht verletzt und stieg wieder in den Sattel. Nun versuchte sie es unter Sporeneinsatz und ihr Pferd beugte sich ihr nur sehr widerwillig. Beim zweiten Hindernis entschied sich Das Dressurpferd wohl mal richtig zu springen und setzte viel zu hoch über den Tisch. Resultat des ganzen Effi konnte sich nicht im Sattel halten und legte eine nahezu perfekte Schwalbe hin. Fluchend betrachtete sie die Grasflecken auf ihrer Reithose und stand wieder auf. Eigentlich hatte ich erwartete sie würde ihr Pferd nun anschreien oder sowas, aber nein. Sie fasste es am Zügel und meinte. „Das ist nichts für Coltano und mich! Wir bleiben eindeutig besser bei der Dressur" wow! Kein gezicke! Kein Seitenhieb auf mich oder mein Pony?!? Da musste wer wohl öfter mal von seinem hohen Ross fallen.

Nach ihrem Abgang war die Stimmung lockerer und ich war nach zwei Top runden der Jungs in der Lage mein Pony auch mal mit den für ihn unbekannten Sprüngen vertraut zu machen. Effi ließ sich nicht mehr blicken und ich sah sie kurz vor dem Abendessen mit zwei Koffern das Haus verlassen.

Susanna wirkte etwas geknickt, dass Effi abreiste, aber sie hatte wohl einen Anruf ihrer Eltern bekommen. Ich musste zugeben ich war etwas erleichtert.

Am nächsten Morgen wollte ich mir wie jeden Morgen mein Pony fertig machen für einen Ausritt. So holte ich meine Putzkiste aus der Sattelkammer und legte mich auf der Schwelle fast lang. Lachend fing Piet mich auf „Moin Livi. Du musst dich mir nicht vor die Füße legen. Den Götterstatus hab ich noch lange nicht" Was ein schlechter Spruch! Er half mir wieder auf die Füße. „Pass das nächste mal ein bisschen auf. Auf Steinboden knallen ist nicht ganz so lustig. Wer weiß ob wieder jemand da ist um dich zu retten" und da war es wieder das Zwinkern. Mein wild tanzendes Herz wurde auch wieder zu Leben erweckt. Fuck it!

„Hey Piet. Finger weg von Livi!" rief David scherzhaft. Piet fing wieder an zu lachen „Dann erklär mir, wie ich sonst diesen Pechvogel hier vor dem Steinboden bewahren sollte. Der Gentleman war ja nicht da um sie zu retten." Ich musste über ihr Gespräch nur schmunzeln und brachte meine Putzbox zu meinem Pony. Spinner!

„Du willst ausreiten?" hörte ich Viviane hinter mir fragen. „Ja. Willst du mit kommen?" „'Türlich. Ich darf heute eh den Filou reiten. Ist Piet's Pferd. Wir teilen uns den Dicken inzwischen irgendwie. Ich komm ja sonst kaum zum reiten" erklärte sie und ging dann weiter in die Sattelkammer.

Da war ich doch mal gespannt. Was Piet wohl für ein Pferd hatte? Bestimmt ein Sportliches Warmblut obwohl im Stall stand auch ein Friese, aber der schien mir nicht zu Piet und seinem Reitstil zu passen. Mein Gedanken drehten sich, während ich in meiner Box nach einer Kardätsche suchte.

„Worüber denkst du nach?" David ging neben mir in die Hocke und seine schönen blauen Augen blitzten. Sie waren wie unglaublich klare und helle Kristalle. Wunderschön anzusehen. Ich verlor mich kurz in ihnen. David legte fragend den Kopf schief und lächelte. Dieses Mal war er der Grund dafür, dass mein Herz einen wilden Tanz vollführte und ich mir schwor dass diese Verwirrungen bald ein Ende haben müssten.

Da kam jemand in den Stall. David blickte auf. Irritation spiegelte sich in seinen Augen wieder „Imogen?"

Catch the Eventer- oder wie verdrehe ich einem Vielseitigkeitsreiter den Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt