Kapitel 15

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Good Luck oder wie man ein Herz zurückgewinnen könnte

Am nächsten Tag ging es mir immer noch mies, aber die Arbeit im Hofladen lenkte zumindest etwas ab. Bis eine mir nur zu bekannte Frau den Laden betrat. „Hey Livi" begrüßte mich Gini und kramte in ihrer Jackentasche nach etwas. „Hey" begrüßte auch ich sie mit einem reichlich komischen Gefühl. „Ich wollte die Bestellung von meiner Mutter abholen." meinte sie. „Äh ja... ich gucke eben nach" bis jetzt hatte sie es noch nicht angesprochen, vielleicht hatte David ja nichts gesagt.

Mit schnellen Schritten ging ich nach Hinten und schnappte mir die von meiner Mutter gestern gepackte Gemüsekiste.

Zurück im Laden stellte ich sie auf den Tresen. Gini gab mir den Zettel den sie aus ihrer Jackentasche gekramt hatte. „Von David, weil du gestern nicht mehr auf seine Nachrichten reagiert hast." mit wehmütigem Blick nahm ich den Zettel an mich. „Was hat das für einen Sinn? Wir haben keine Zeit für einander" murmelte ich. Imogen schüttelte bestimmt den Kopf „Einbildung! Und Zeit kann man sich nehmen. Ich hatte lange genug ne Fernbeziehung" Mit Piet. „Schlechtes Beispiel. Ganz schlechtes Beispiel" Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Nicht mehr würde ich sagen. Den habe ich jetzt an die kürzeste Leine gelegt die ich finden konnte. Er hatte die Wahl entweder er hätte mir nie wieder unter die Augen treten dürfen oder er heiratet mich." Überrascht sah ich sie an. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Mit allem, aber nicht damit! „Glückwunsch" meinte ich etwas perplex. „Danke. Zur Hochzeit bist du auf jeden Fall eingeladen. Egal was dann mit dir und David ist." sie drückte mir das Geld in die Hand und wuchtete die Kiste vom Tresen. Ich wollte schon fragen ob ich ihr helfen könnte, aber da war sie schon mit einem „Tschüss. Wir sehen uns!" aus der Ladentür.

Ich blickte auf den Zettel in meiner Hand. Ordentlich gefaltet. DIN-A4. Ich schwor mir ihn zur Seite zu legen und nicht vor dem Abend zu öffnen. Ich wollte nicht mit Schuldgefühlen und Tränen in den Augen im Laden stehen.

Kurzerhand legte ich ihn neben die Kasse und machte mich daran eines der Regale wieder aufzufüllen. Ein Fehler.

Wenig später kam auch meine Mutter in den Laden. Sie postierte sich hinter dem Tresen. Ich räumte weiter ein. Ein „Oh Livi!" ließ mich aufsehen. Sie hielt den Zettel in der Hand und wirkte total verzückt. „Das ist so süß! Du musst dich sofort bei ihm melden!" davor würde ich das gerne selber lesen. Oder ist das zu viel verlangt?

Mit genervtem Blick stand ich auf und nahm ihr den Zettel aus der Hand. Ohne drauf zu schauen ließ ich ihn in meine Hosentasche gleiten. Ich wollte ihn später in aller Ruhe und vor allem allein lesen.

Wehmütig sah meine Mutter mich an „Wenn er so etwas schreibt, dann liegt ihm wirklich viel an dir. Kind!" „Ich habe es noch nicht gelesen" meinte ich nur. „Dann geh und lies es!" forderte sie mich auf und scheuchte mich auf den Hof.

Seufzend begab ich mir zum Stall und ließ mich bei den Pferden ins Stroh fallen. Sofort steuerte Maitänzer laut wiehernd auf mich zu und schmiegte seinen Kopf an meine Schulter, dann fing er an mich nach Leckerlies zu durchsuchen. Ich schob seinen schweren Ponykopf zur Seite und zog den Zettel aus meiner Hosentasche. Ich atmete tief durch, faltete den Zettel jedoch nicht auf. Ich konnte es einfach nicht! Minuten lang sah ich einfach nur den zusammengefalteten Zettel in meiner Hand an. Dann gab ich mir einen Ruck.

Mit zitternden Fingern faltete ich den Zettel auf. In feinsäuberlicher Handschrift standen dort die schönsten und auch traurigsten Worte die ich in meinem ganzen Leben gelesen hatte. Sie trieben mir die Tränen in die Augen.

„Liebste Livi,
Da du meine Nachrichten nicht liest schreibe ich dir auf was ich dir gerne noch gesagt hätte. Du bist die wundervollste und schönste junge Frau, die ich je kennenlernen durfte. Ich weiß die letzten Wochen waren nicht ganz einfach, aber ist einfach aufgeben wirklich eine Option? Willst du uns wirklich beiden das Herz brechen? Ich glaube es gibt einen Weg, dass unsere Beziehung eine Zukunft hat. Es wäre eine Schande wenn alles so schnell enden würde, dafür hast du mir einfach zu sehr den Kopf verdreht. Vielleicht sollten wir einander aber auch einfach vergessen, sofern es das ist was du willst. Wenn es das ist was du willst musst du dich auch nicht mehr bei mir melden.

-Love
David"

Meine Hände zitterten und ich musste beim letzten Satz schlucken. Ich wollte ihn nicht vergessen! Ich wollte ihm nicht das Herz brechen! Ich wollte aber auch keine Beziehung in der man sich kaum sah und die eigentlich nur aus Nachrichten bestand. Tränen stiegen mir in die Augen und ich spürte wie Maitänzer mich anstieß.

Er wollte mich trösten und kuscheln. Tief atmete ich den Geruch seines flauschigen Fells ein und vergrub meine Finger in selbigem. Es tat unglaublich gut, dass mein Pony da war.

Ich faltete den Zettel wieder zusammen und tastete nach meinem Handy. Sollte ich? Ich wusste aber auch nicht was ich schreiben sollte. „Entschuldigung, ich liebe dich" und damit wäre alles gegessen. Ja wohl nicht! Aber ich konnte auch nicht nichts schreiben. Sollte ich ihn anrufen? Ich konnte seine Stimme einfach nicht hören! Es würde mich innerlich auffressen. Ich würde mich nach ihm verzehren, würde heulen oder mich noch schlimmer fühlen als eh schon! Scheiße! Warum war ich bloß so dumm!!!

Ich fing also an zu tippen. „Bitte lass uns reden." Das klang auch scheiße. Schnell löschte ich das Geschriebene. „Wir müssen reden." klang zu harsch. Wieder löschte ich das Geschrieben. „Gini war gerade da. Sie hat mir einen Zettel gegeben. David, ich liebe dich. Ich frage mich nur wie wir beide zusammen funktionieren können, wenn unsere Leben es nicht zulassen." Ja das klang einigermaßen. Damit war ich zwar nicht ganz zufrieden, aber zumindest war es besser als der Rest! Ich zögerte jedoch die Nachricht abzuschicken. Vergessen oder Versuchen? Ver...Ver...Versuchen! Ich schickte die Nachricht ab.

Gespannt wartete ich auf eine Antwort. Müde ließ ich meinen Kopf an die Stirn meines Ponys sinken. Warum war so etwas nur so kräftezehrend?!? Es wäre nicht so kräftezehrend wenn ich nicht so ein Esel wäre und ich entsinne mich, dass mir jede meiner Freundinnen aus Studien und Schulzeiten erklärt hatte, dass Beziehungen alles andere, als einfach wären. Sie hatten alle so recht! Aber warum hatte mir Keiner sagen können, dass wirklich verliebt sein auch kein Kinderspiel war verdammt!

Mein Handy gab ein verheißungsvolles „Ping" von sich. Sofort griff ich danach und ließ es enttäuscht sinken, als ich sah dass es nur eine Push-Benachrichtigung war. Ich sollte mich doch bei ihm melden! Warum schrieb er nicht zurück?!? Hatte er die Nachricht schon gelesen? Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. Diese Folter!!! Diese unglaubliche Qual des Wartens. Das nächste „Ping" erlöste mich von dieser Folter.

Meine Finger zitterten so sehr, dass ich mein Handy fast nicht entsperren konnte, dann las ich „Ich bin morgen auf einem Turnier in der Nähe. Dort könnten wir reden, wenn du willst." und ob ich wollte „Ich starte um 14:00 Uhr." toll bei drei Prüfungen? Wo sollte da bitte Luft sein?!? Trotzdem schrieb ich „Gut. Ich bin dann da". Er schickte mir noch die genaue Adresse des Turniergeländes, welches wirklich nur 10 Minuten mit dem Auto weg war.

So würde ich David also wiedersehen und hoffentlich sofern ich sein Herz schon verloren hatte, jenes wieder gewinnen könnte

Catch the Eventer- oder wie verdrehe ich einem Vielseitigkeitsreiter den Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt