Teil 23

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Mit einem erschöpften Seufzen lässt sich Mio neben mir auf das Sofa plumsen. Wir haben alle Gegenstände erfolgreich abgegeben, aber was jetzt? Also jetzt ... jetzt warten wir auf die Auswertung, kauen Kaugummi und reden übers Wetter, obwohl es hier drinnen überhaupt nicht besser sein könnte. Immer wenn ich meinen Kopf zur Seite drehe lächelt mich Mio an. Irgendwas hat sich zwischen uns verändert seid wir hier sind. Mal ganz zu schweigen, von Marie, die sich immer merkwürdiger benimmt, fast so als wäre sie eine echte Lutka.

"Dauert das noch lange? Das nervt echt!"

Ich kann ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Tomm hat Recht. Wie lange sollen wir den noch hier sitzen und uns fragen, ob wir getrennt werden und in dieses blöde Haus zurück müssen? Ich weiß nicht, wie ich ein zweites Mal fliehen sollte. Außerdem soll mein Leben endlich anfangen. Ich könnte meine Identität ändern, mein Aussehen und nochmal komplett neu anfangen. Ja, eine Lutka zu sein hat Vorteile aber auch richtig viele Nachteile.

"Schau, da kommen sie schon!"

Ich nicke in Richtung einer Gruppe von Anzugträgern, die - begleitet von hübschen Frauen - mit Briefumschlägen zurück kommen. Sind da die Ergebnisse drinnen? Die max. Frequenz, die man ereichen kann sind 3968. Alle Beteiligten unter einem Wert von 1675 werden sofort ausgefiltert. Die restlichen Teilen sich in drei Stufen. Die Ersten mit 1947 - 2786, dannach von 2787 - 3487 und alle über 3487 sind innerhalb drei Runden entlassen. Sie bekommen ihre Chips entfernt und dürfen gehen, während Kategorie 1 und 2 weiter um höhere Werte kämpfen.

"Die Ergebnisse lauten: Lutka und Tomm 2346, Lutka und Mio 3476 ..."

Ich höre nicht weiter zu. Also haben wir nicht sofort bestanden. Meine Augen werden feucht. Ich darf nicht anfangen zu weinen. Ich werde es schon schaffen, dass Marie und Tomm innerhalb der nächsten zwei Runden auf Stufe drei kommen und Marie's Chip entfernt wird. Das heißt, dass sie sich um einiges steigern müssen. Hoffentlich werden wir nicht voneinander getrennt.

"Die nächste Aufgabe ist kürzer. Sie setzt sich nicht aus Teilaufgaben zusammen. Wir hoffen, dass sie es trotzdem meistern werden. Ihre Aufgabe lautet: Überwältigen sie den Pacour, bzw. entkommen sie paarweise aus diesem Haus."

Erst jetzt fällt mir auf, dass es erstaunlich dunkel geworden ist. Ich nehme Mio's Hand. wir werden es nach der Reihenfolge versuchen, nach der wir aufgerufen wurden. Durch einen Geheimgang werden einige Paare evakuiert, das sind die, die einen Wert unter 1675 hatten. In diesem Moment wird mir der Ernst der Lage bewusst. Marie steht auf, nimmt Tomm's Hand, verabschiedet sich von Mio und mir und verlässt das Zimmer. Wir hören nichts mehr von ihnen. Keine Schitte, keine Schreie, nichts.

"Ob ihnen was passiert ist."

Mio zieht die Augenbrauen hoch und wendet sich einem anderen Mann zu. Der zieht die Schultern in die Höhe und lauscht weiter in die Stille. Keiner wagt es etwas zu sagen. Da ertönt der Gong. Ein dumpfer Schlag, der alle zusammenzucken lässt.

"Die Lutka von Tomm und Tomm haben das Ziel mit einer Punktzahl von 3497 erreicht. Wir bitten als nächstes Mio mit seiner Lutka dieses Haus zu verlassen. Es sind einige Schranken dazu gekommen. Dafür erhalten sie einen Hinweis von Tomm: Hinten ist Vorne, Oben ist unten. Wir wünschen ihnen viel Erfolg."

Wir sind aufgestanden und verlassen eilig das Zimmer. Vor uns liegen mehrere Türen. Mio deutet auf die Rechte, ich ziehe ihn nach Links. Wenn wirklich alles in diesem Haus umgedreht ist, dann doch bestimmt auch die Richtungen. Ich stoße die Tür auf. Wir wollen nach oben oder nach unten? Ich habe jetzt schon die Orientierung verloren.

"Sag mal dreht sich dieses Zimmer?"

Ich versuche nicht zu lachen, als mir klar wird, wie Recht er doch hat. Ich stolpere vorwärts, dann rückwärts und falle schließlich gegen eine Wand. Warum öffnet sie sich nicht? In solchen Filmen gehen die Wände doch auch immer auf. Mio klopft auch schon gegen einige Wände. Wo zum Teufel ist die Tür? Ach, da vorne!

"Komm, lass uns noch mal zurück gehen."

Doch wir kommen nicht in den alten Raum, sondern in ein völlig neues Zimmer. Bei diesem Zimmer füllt es sich an, als ob es auf und absteigt, so wie ein Fahrstuhl. Wer denkt sich sowas aus? Benommen werfen wir uns auf den Boden und wer sagts den, er geht auf.

"Nein, das darf nicht euer Ernst sein!"

Ich sehe die eigene Hand vor Augen nicht, so dunkel ist es hier drinnen. Wenigstens hängen keine Spinnen oder so von der Decke. Verzweifelt greife ich nach Mios Hand und versuche ihn zu mir zu ziehen, doch er fällt einfach um. In diesem Moment wird mir klar, dass das nicht Mio ist, der da in meinen Armen hängt, sondern irgendeine kalte Leiche.

"Mio, Mio, mio ..."

Meine Stimme wird leiser und verebt. Ich befinde mich in einer Art Schockstarre. Was soll ich jetzt machen? In meinen Armen liegt ein toter Mensch.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 01, 2016 ⏰

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