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Mit einem Stöhnen hiefte ich den Karton in eine Ecke meines neuen Zimmers. Auf die Idee ihn auszupacken kam ich nicht. Ich war sowieso schon total überfordert mit der neuen Situation, der Wohnung und allgemein allem. Müde schmiss ich mich auf mein, zum Glück schon aufgebautes Bett. Ich schaute mich in meinem neuen Zimmer um. Es war nicht besonders groß, aber auch nicht winzig. Eben ganz normal. Da hier außer dem Bett noch keine Möbel standen, wirkte es allerdings ziemlich kahl. Das einzig Schöne waren die hellgelben Wände, die ich letzte Woche mit Papa selbst gestrichen hatte.
"Hey, kommst du nochmal runter, tragen helfen?", rief meine Mutter von unten. "Wir bringen deinen ganzen Kram nicht alleine hoch!". Schwerfällig rappelte ich mich auf, verließ mein Zimmer und lief durch das Treppenhaus nach unten. Ich ging auf den Umzugswagen zu und nahm mir einen Karton auf dem dick "CHLOE" stand. Mit beiden Händen und vollem Körpereinsatz schleppte ich ihn die Treppe hoch. Als ich wieder nach unten kam, unterhielten sich meine Eltern mit einem Paar, ungefähr im gleichen Alter. Also ca. 35 Jahre alt. Ja, meine Eltern waren noch jung. Sie hatten mich mit 20 Jahren bekommen. Ich war sogar geplant gewesen - Allerdings für ein paar Jahre später. Ich ging auf die vier Erwachsenen zu. "Oh Maus, das sind unsere neuen Nachbarn.", sagte meine Mum. Bei dem Spitznamen verzog ich das Gesicht, sagte aber nichts. "Hi, ich bin Chloe!". Ich streckte der Frau meine Hand entgegen. "Luise Meinz. Aber du kannst mich Lui nennen. So nennen mich alle hier!". Sie lächelte mich offen an. Verwundert lächelte ich zurück. "Und das ist mein Mann Hen-". "Danke Lui, ich kann mich selbst vorstellen." Er grinste. "Ich bin Henry! Freut mich dich kennenzulernen".
Na gut. Freundliche Nachbarn waren doch schon mal was.

"Die Meinz' haben auch einen Sohn.", sagte Papa als unsere Nachbarn wieder verschwunden waren. Ich nickte abwesend. Einen Sohn. Na toll... und ich dachte ich könnte hier vielleicht ein paar neue Freundinnen finden. Wahrscheinlich spielte der Sohn der Meinz' noch im Sandkasten. Hilfe! Ich durfte auf keinen Fall zu nett sein. Sonst engagierten sie mich noch als Babysitterin. Genervt nahm ich mir den letzten Umzugskarton und stapfte nach oben. Draußen fuhr ein Auto vor. Möbelpacker stiegen aus. Sie gingen auf Papa zu und sprachen kurz mit ihm. Er deutete auf einen zweiten Umzugswagen, der in diesem Moment die Einfahrt hochfuhr. Sie warteten bis der Wagen hielt und verlagerten dann die restlichen Möbel, wie Schränke, Tische & Kommoden in unsere Wohnung. Ich hörte ein Poltern vor meiner Zimmertür. Schnell öffnete ich sie um nachzusehen, was passiert war. "Sorry, aber das Ding ist nicht ohne", sagte einer von zwei Männern, die meinen Schrank trugen. Ich hielt ihnen die Tür auf und zeigte auf die Wand an der der Schrank stehen sollte. Dann stellte ich mich an mein Fenster und beobachtete das weitere Geschehen. Auf der anderen Straßenseite liefen ein Junge und ein Mädchen in meinem Alter entlang. Der Junge sah ziemlich gut aus, mit seinen braunen Haaren und einer guten Figur. Bestimmt hatte er super schöne blaue Augen. Ich seufzte. Anscheinend gab es hier doch nicht nur Babys und Kleinkinder. Vielleicht würde ich ja doch Freunde finden. "Wohin damit?". Die Möbelpacker rissen mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte mit den Schultern. "Stellen Sie das Regal einfach dort hin und die Kommode kommt hier neben das Fenster". Ich würde erst morgen anfangen alles aufzubauen. Für heute war ich zu müde.

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