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"Hallo. Ich bin neu hier.", sagte ich. "Ahhh sag nichts", kicherte sie. "Chleo, richtig? Nein warte - Chloe! Chloe, ja das war's!" Ich lächelte über ihren Eifer. "Genau", antwortete ich. "Ich bräuchte meinen Stundenplan...". "Ahhh.. natürlich, natürlich! Warte einen Moment...", sie öffnete einige Schubladen und hielt mir schließlich ein Blatt entgegen. "Hier. Und jetzt beeil dich besser! Deine erste Stunde ist bei Frau Grumel. Da sollte man am Besten überpünktlich da sein". Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu.
Vor dem Sekretariat wartete Len, wie versprochen, auf mich und verglich seinen Stundenplan mit meinem. "Also du musst jetzt zu Englisch", erklärte er mir. "Ich habe Geschichte." Wir verabschiedeten uns und ich ging hinunter ins Untergeschoss.

Vor dem Raum U.12 standen schon viele Schüler und Schülerinnen. Natürlich kannte ich niemanden. Später musste ich mich in fast jedem Kurs vorstellen und wurde jedes Mal angeschaut, wie eine Außerirdische. Meine Sitznachbarn waren aber alle ganz okay. Besonders mit Cira aus dem Englischkurs verstand ich mich gut.

Nach der 6. Stunde hatte ich frei und wartete vor der Schule auf Len. Er schrieb mir, dass er heute 8 Stunden hätte und wir uns vielleicht später nochmal treffen könnten. Ich seufzte, weil ich eine viertel Stunde umsonst gewartet hatte. Da kam Cira auf mich zu. "Hey Chloe! Fährst du mit dem Bus?"
"Nee. Ich wohne in der Nähe", antwortete ich. Sie strahlte. "Cool. Ich auch!"
Ich lächelte ebenfalls und wir machten uns auf den Weg nach Hause. "Ich muss jetzt in diese Straße", sagte Cira zu mir. "Na dann. Bis morgen.", antwortete ich und wir verabredeten uns für den nächsten Tag, um zusammen zur Schule zu gehen.

Zuhause schmiss ich mich zuerst auf die Couch, um wenige Minuten später wieder aufzustehen, weil ich einen Bärenhunger hatte. Später schrieb mir Len, dass er heute doch keine Zeit mehr hatte. Ich war zwar etwas enttäuscht, aber da ich sowieso kaputt und müde war, machte es mir nicht so viel aus. Ich ging am Abend früh schlafen.

Am nächsten Morgen schaute ich zuerst auf mein Handy. Ich hoffte auf eine Erklärung von Len, warum er mich gestern "versetzt" hatte. Tatsächlich war eine Nachricht von ihm eingetrudelt. 'Musst heute alleine gehen'. Okay. Das entsprach definitiv NICHT meiner Erwartung. Warum war er plötzlich so distanziert? Lag es an mir oder hatte er einen anderen Grund? Ich beschloss erstmal nicht weiter darüber nachzudenken.
Weil ich spät dran war, schnappte ich mir schnell einen Apfel, um auf dem Weg zu frühstücken. Auf dem halben Weg passierte etwas merkwürdiges. Ein paar Meter vor mir lief Len. Ich wollte ihn einholen, aber als er mich hörte, beschleunigte er seine Schritte. "Hey!", rief ich. "Was ist? Hab ich was falsch gemacht?". Er ignorierte mich und lief schnurstracks weiter die Straße entlang. Okay... Was war denn mit ihm los? Lag es an mir...? Nein. Ich hatte definitiv nichts Falsches gemacht oder gesagt. Ich verstand die Welt nicht mehr. Um wenigstens meinen Stolz zu bewahren, versuchte ich nicht weiter, ihn einzuholen.

Unter WasserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt