Am nächsten Morgen stand ich etwas früher auf als sonst, um mir darüber Gedanken zu machen, ob ich es für notwendig hielt, mich für das Date heute - mein erstes richtiges Date, um genau zu sein - etwas mehr herauszuputzen als ich es sonst tat. Normalerweise trug ich nur etwas Concealer und Mascara und entschied mich schlussendlich auch heute dabei zu bleiben. Ich flocht mir einen seitlichen Zopf und ging zum Frühstück. "Guten Morgen!", begrüßte mich meine Mutter. "Ich frag am Besten gar nicht nach...", grinste sie. Ich strahlte wohl doch mehr Nervosität aus als gedacht.
Meine Mutter zwinkerte mir zu, woraufhin ich die Augen verdrehte. "Ich fahre heute übrigens mit dem Fahrrad. Muss nach der Schule noch...", ich überlegte was ich sagen sollte. "...in die Stadt!" Meine Mutter nickte. Das Grinsen lag ihr noch auf den Lippen. Ich ignorierte es geflissentlich und warf ihr ein Luftküsschen zu.An der Schule schloss ich mein BMX an einen Fahrradständer. Als ich mich bückte, um das Schloss zu verschließen, sah ich einen seltsamen Fußabdruck. Er war ziemlich groß und an den äußeren Seiten konnte man Zacken erkennen. Es sah fast aus als wären aus den Schuhen der Person Stacheln gewachsen.
Stacheln? Mike hatte solche Schuhe gehabt... Ob es aber auch seine Spur war...? Zumindest hatte ich noch nie jemand anderes mit solchen skurrilen Schuhen gesehen. Neugierig wie ich war, beschloss ich der Spur nachzugehen.Sie führte in das dichte Gebüsch hinter den Fahrrädern.
Ich war noch nie hier gewesen, aber es war auch alles andere als einladend. Mal ganz davon abgesehen, dass ich in meiner kurzen Zeit an dieser Schule noch lange nicht alle Ecken kannte. Ich schob ein paar Äste beiseite und konnte die Spuren nun deutlich erkennen. Mir fiel auf, dass die Abdrücke im Boden an einer Stelle sehr tief waren.
Zu tief. Der Boden war sehr trocken und ich vermutete, dass auch bei starkem Regen hier nicht viel Wasser ankommen würde. Immerhin war das Gebüsch sehr dicht. Deshalb war es theoretisch gar nicht möglich, dass jemand einen so tiefen Abdruck hinterließ.Ich suchte nach weiteren Spuren, aber es gab keine. Auch das war unmöglich. Die Person musste doch irgendwie wieder aus dem Gebüsch herrausgelaufen sein. Meine Überlegungen wurden unterbrochen, weil die Glocke zur ersten Stunde läutete.
Nach der Schule traf ich Mike bei den Fahrrädern. "Hey", grüßte ich. "Hi"
Als mein Blick auf seine Schuhe fiel, war die Erinnerung an die seltsamen Beobachtungen vom Morgen wieder da. "Interessante Schuhe", sagte ich und grinste ihn an. "Hä?", er guckte mich erschrocken an. "Nein Spaß! Echt coole Teile! Woher sind die?", fragte ich. Ich hoffte, dass er irgendetwas plausibles sagen würde, dass vielleicht sogar die Fußabdrücke erklären würde. "Ehm..." Er stotterte.
"Aus dem Urlaub...von meinem Vater... Er hat sie mir mitgebracht", er lächelte, aber ich konnte hören wie Unsicherheit in seiner Stimme mitschwang. Es schien als wären die Schuhe nicht sein Lieblingsthema und die Story mit seinem Vater kaufte ich ihm auch nicht ab. Irgendetwas war hier definitiv faul.Wir fuhren den ganzen Weg zur Stadt schweigend nebeneinander her. "Sooo", kurz vor Starbucks stoppte er und schaute mich fragend an. "Starbucks oder doch lieber wo anders hin?" Ich antwortete: "Ne ne. Starbucks ist super! Ich habe zwar nicht so viel Geld dabei, aber ich will ja auch nicht den ganzen Laden leer kaufen." Er lachte. "Dann mach ich das und lad' dich ein."
Das musste man ihm wirklich lassen. Er war charmant und ließ keine Situation aus, sich bei mir beliebt zu machen.

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Unter Wasser
FantasíaDie Skyline der neuen Stadt ist wunderschön und scheint eine ungewöhnliche Ruhe auszustrahlen. Niemand ahnt, dass die Geheimnisse viel tiefer liegen. Weit unter all den Lichtern. Sogar weit unter dem Meeresspiegel. Eine etwas andere, aber sehr süße...