7. ice, ice baby

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Ich spürte seine festen Blicke tief in meinem Rücken, als ich mich von ihm weggedreht hatte und dem Japaner folgte. Natürlich mit meinem Handy in der Hand und den Google Übersetzer startbereit, sonst würde ich das vor lauter Druck und Panik nicht überleben.

Wir blieben an einem Punkt stehen, direkt neben dem Spielbereich, wo ich gleich meine Spielaufgabe meistern musste und wo mich Brody und die Zuschauer auf der Tribüne noch sehen konnten. Auf jeden Fall konnte Brody mich sehen. Auch wenn sein Geschlechtsteil fast abgestorben war vor Schmerzen, würde er trotzdem alles dafür tun, um mir beim Blamieren und Versagen zuschauen zu können. Und ob ich das gut oder schlecht fand, konnte ich nun echt nicht sagen.

Als die Kameras direkt vor unseren Gesichtern standen, drückte ich bei meinem Übersetzer auf den Aufnahmeknopf, damit er das aufnehmen konnte, was der Japaner sagte, und ich das verstand. Heraus kamen diese Worte: »Herzlich willkommen bei unserer zweiten Spielshow an diesem Tag. Heute findet unser meistgeliebtes Rutschige Treppen statt und somit begrüße ich Jane McKerr, die mit Freude hieran teilnimmt. Freuen Sie sich schon, Jane? Dein Partner war schließlich nicht so begeistert. Vielleicht sollten wir ihm etwas zum Kühlen geben.«

Noch nie hatte ich so schnell gelesen wie jetzt, um ihm so schnell wie möglich antworten zu können. Ich nickte. Ich nickte einfach die ganze Zeit durch und konnte auch nicht mehr aufhören damit. »Also würde ich sagen, schlüpfen Sie in den Latexanzug, begeben sich auf die Eisfläche und drücken auf den Buzzer ganz oben. Lasst uns die Spiele beginnen!«

»Ein Latexanzug?!«, rief ich mit riesengroßen Augen und sah erschrocken nach hinten, wo japanische Assistentinnen auf mich zukamen und den knallroten Latexanzug für mich aufmachten, damit ich dort hineinschlüpfen konnte. Ich hörte, wie Brody schon begann zu lachen. Das konnte einfach nichts werden. Es konnte wirklich nichts werden. Einfach schon weil ich diesen grottenhässlichen Latexanzug anziehen musste. Der knallrot war. Roter als eine Tomate. Ungefähr so rot wie Brody's Gesicht, als er einen auf die Nüsse bekommen hat.

»Komm schon, Blondie«, freute er sich und breitete seine Arme aus, »Mach's für mich und meine Eier!« Ich verdrehte schon völlig genervt die Augen, als ich mich geschlagen gab und in den Latexanzug schlüpfte. Es konnte nichts werden. Es konnte absolut nichts werden. Die rote Latexkapuze wurde mir über den Kopf gestülpt und drunter wurden all meine Haare versteckt, damit sie mich nicht nervten. Sogar meine Schuhe und Socken wurden mir ausgezogen. Alles klebte und quetschte. Ich hatte das Gefühl, ich würde keine Freiheit haben und mich kaum bewegen können, weil es so unangenehm war. Und diese rote Farbe biss sich zu sehr mit meinen blauen Augen, was mir noch weniger passte.

Mir wurde geholfen, mich auf die Eisfläche zu tragen, damit ich nicht ausrutschte und mir gleich beim ersten Schritt nicht das Bein brach und beim zweiten Schritt das zweite. Mindestens zwanzig Stufen waren vor mir, die ich hochgehen musste. Das war doch einfach nicht möglich, verdammt eisglatte Treppenstufen in einem Latexkostüm hochzugehen. Mir war klar: Ich würde mir mindestens einmal irgendwas im Gesicht aufschlagen, komme was wolle. Es würde passieren, zu meinem Glück auch mehrmals.

Der Moderator zählte anscheinend den Countdown herunter, und als alle zu kreischen und zu applaudieren begannen, so wie sie es vorhin bei Brody getan haben, war mir klar, dass ich jetzt loslegen konnte. Die Assistentinnen ließen mich los, gingen von der Eisfläche herunter und ließen mich wie ein Blödmann alleine dort stehen, ließen mich fast mein komplettes Gleichgewicht verlieren.

Keine Ahnung wie ich den ersten Schritt setzen sollte, keine Ahnung wie ich vorgehen sollte, keine Ahnung wo ich hinschauen sollte, ich hatte einfach von Nichts eine Ahnung. Ich war ahnungslos wie ein Schuh. Wirklich, wie ein Schuh.

Meine Hände und Füße froren schon so sehr, weil sie absolut nicht an so eine Kälte gewöhnt waren. Ja, momentan in Peoria war es echt kalt im November, aber mit nackten Füßen auf eisglatten Eis zu stehen, ist noch eine Nummer härter. Und der Gedanke daran, mich gleich dort raufbegeben zu müssen, ließ mich schon seelisch in einen Eisblock erfrieren.

Against The TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt