Vergiss nicht, Digge. Heute um 13 Uhr bei Stacey's. Sei bitte pünktlich, sonst geht's auf dich.
Das war die Nachricht, mit der mich Lou am Morgen um elf Uhr begrüßt hat. Vielleicht nicht das, was sich andere vorstellten, aber Lou war ein ziemlicher Freak, was die Pünktlichkeit anging, und womit man mir am besten drohen konnte, war genau das.
Mich kannte man als das Mädchen, das das Geld viel zu schnell und vor allen Dingen auch zu viel davon ausgab, sodass ich am Ende des Monats wieder pleite vor meiner besten Freundin stand und sie anflehte, mir Stacey's auszugeben. Manchmal, da fragte ich mich, wie viele Schulden ich eigentlich bei ihr hatte, doch im Endeffekt war es immer besser gewesen, gar nicht darüber erst nachzudenken, weil ich sonst ein schlechtes Gewissen bekam, was das Schulden bei ihr anging.
Aber Malou wäre nicht meine beste Freundin, wenn sie es nicht akzeptieren und ihr es nicht völlig egal sein würde.
Jedenfalls wusste sie nicht, dass es seit gestern Abend zwischen Ian und mir aus war. Das wusste bis jetzt niemand, nur meine Mutter, die den Abend darauf noch zu mir hochgekommen war und sich informierte, wieso Ian denn so schnell gegangen war und warum er so eine enttäuschte Miene aufgesetzt hatte, als er ging. Und weil ich wie ein totaler Schlosshund geheult hab, konnte ich ihr nicht verklickern, als sei nichts passiert.
Schließlich hatte ich die in einem Monat zwei jährige Beziehung beendet und das konnte ich, egal was für ein Arsch er auch war, nicht einfach so verkraften und so tun als wäre nichts gewesen. Weil schließlich war es ja irgendwo was besonderes und für besonders so eine wie mich bedeutete es ziemlich viel und das wusste glaube ich so gut wie jeder.
Da mein Vater morgens immer arbeiten musste, war er schon im Bett, als meine Mutter zu mir hoch ins Zimmer kam und mit mir über das vorherige Gespräch mit Ian redete. Meinen Vater allgemein interessierte schon, was in meinem Leben so passierte, aber gerade er gehörte wohl zu der Kategorie Männer, die kein Plan von Beziehungen, Trennungen und allgemein Liebe haben, weshalb er sich meistens daraus raushält oder ich ihm davon erst gar niht erzähle.
Spätestens heute nach der Arbeit würde er es herausfinden, wenn ich schon mit Brody am Spielen war und meine Mutter ihm davon erzählte.Ich legte mein Handy beiseite, krempelte meinen linken Ärmel hoch und geriet in leichte Panik, als ich bemerkte, dass ich immer näher der siebenhundertsiebzigtausend kam. Heute startete ich in den vierten Spieltag und bis jetzt hatten wir nur fünf von den zwanzig Aufgaben erledigt, die uns noch bevor standen. Die Zeit kam mir so viel länger vor, die ich schon in dieses Spiel investiert hab, und vor allem kam es mir auch vor, dass ich Brody schon viel länger kannte als nur drei Tage. Vermutlich lag das an dem Vertrauen, das ich so schnell zu ihm aufbauen konnte und irgendwo auch musste - wir sprachen schließlich von meinem Spielpartner, der mich wohl oder übel auf den Weg in den Tod begleitete.
Ich zog mich schnell in die Klamotten um, die ich mir vor dem Schlafengehen noch zurechtgelegt hatte, und ging unmotiviert ins Bad, um dort meine Zähne zu putzen und meine schnelle Gesichtspflegeroutine durchzuführen, dann zurück in mein Zimmer und mein vom Pflegen gerötetes Gesicht zu überschminken. Insgesamt dauerte es eine halbe Stunde, bis ich dann endlich an dem Frühstückstisch zusammen mit meiner Mutter saß und sie mich erneut besorgt beäugte.
»Jane, ist alles in Ordnung? Wie hast du geschlafen?«, fragte sie, nachdem sie einen Schluck von ihrem chinesischen Abnehmkaffee genommen hat und die Tasse dann wieder langsam auf den Tisch abstellte. Müde beobachtete ich mein Brötchen, das mir meine Mutter auf den Teller gelegt hat, doch ich hatte absolut keinen Hunger, um es zu essen. Ich zuckte mit den Schultern. Meine Nacht habe ich erfolgreich durchgeschlafen, doch ich brauchte etwas Zeit, um überhaupt dazu zu kommen. »Irgendwie habe ich es schon geschafft.«
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Against The Time
Teen Fiction»Ich will dieses scheiß Spiel endlich beenden. Wir sind so nah dran, Jane. Gib nicht auf.« • Tick tack tick tack. Die Zeit rennt. Jede Sekunde, buchstäblich. Doch wir realisieren es nicht. Ganz im Gegensatz zu Jane und Brody, die damit zu kämpfen ha...