The flower that blooms

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1. The flower that blooms

Rin wollte das kleine Dorf verlassen in dem sie nun lange Zeit gelebt hatte. Der Grund es in diesem Frühjahr zu verlassen, war die lange Zeit des Wartens. Stunden um Stunden, Tage um Tage, ganze Wochen, Monate und Jahre hatte sie damit zugebracht, einfach zu warten, während sie still ihrem Zeitplan folgte, doch es war nie von Erfolg gekrönt gewesen. Sie war enttäuscht wurden, von dem, was alle Schicksal nannten. Er war irgendwann einfach nicht mehr gekommen, um ihr neue Sachen zu bringen. Er war auch nicht mehr aufgetaucht, um sich einfach nach ihrem Befinden zu erkundigen oder nach dem, was sie machte.
Die Bewohner des kleinen Dorfes hatten irgendwann begonnen auf sie einzureden, sie damit befriedigen zu wollen, dass es wohl schlich an dem Charakter des Mannes lag, auf welchen sie beinahe sehnsüchtig wartete. Die Freunde seines Bruder, welche anfangs noch schweigend zugesehen hatten, wie sie ihren Gedanken nachhing, hatten ihr schließlich gesagt, das wohl sein Desinteresse an den Menschen schuld daran war, das er wohl einfach das Interesse an ihr selbst verloren hatte und der Meinung wäre, sie brauchte ihn einfach nicht mehr.
Nur glauben wollte die junge Frau das alles nicht. All ihre alten Kimonos besaß sie noch immer, auch wenn sie diese schon lang nicht mehr trug. Alle waren gut verstaut in einer kleinen Kiste, welche sie wohl als ihren Schatz bezeichnen würde. Auch barfuß ging sie noch immer, so wie sie es schon getan hatte, als sie jünger gewesen war, als sie noch ein Kind gewesen und mit ihm durch die Welt gezogen war. In den frühen Stunden dieses Morgens hatte sie einige, für sie wichtige Sachen zusammen gepackt und verließ nun die kleine Hütte, in der sie gelebt hatte, seit sie hier in dem Dorf untergekommen war. Die Sonne begann gerade erst den Horizont zu überschreiten und den Himmel zu erklimmen, als sie sich streckte. Der Rest des Dorfes befand sich noch in einem wohltuenden Schlaf, während sie es gewohnt war so früh auf den Beinen zu sein. Mit ihm war es auch immer so gewesen... Bei Sonnenaufgang war er immer weiter gezogen und sie war ihm steht's gefolgt, auch wenn sie nicht sagen konnte, ob er vielleicht froh gewesen wäre, wenn sie einmal verschlafen hätte und zurückgeblieben wäre.

Rin hatte beschlossen das Dorf genau an diesem Morgen zu verlassen. Sie hatte es eigentlich nicht auf diese drastische Weise tun wollen, ohne den anderen, welche ihr auf vielfältige Weise geholfen hatten, Lebewohl zu sagen, doch wusste die junge Frau mittlerweile auch, dass man sicher versuchen würde sie aufzuhalten. Dabei musste sie dieses kleine Dorf verlassen. Jene, am Rand eines kleinen Waldes platzierte, Siedlung wollte sie hinter sich lassen, weil sie dem, was alle sagten, einfach keinen Glauben schenken wollte. Sie konnte es einfach nicht mit sich selbst vereinbaren, diese Worte zu akzeptieren. Vielleicht, wenn es aus seinem Mund kam, seine Lippen verließ... Vielleicht dann. Doch bisher konnte sie nicht verstehen, warum der Hass auf Menschen ihn ausgerechnet jetzt von ihr fern halten sollte, wo er sie doch so lange beschützt hatte. Sie konnte nur vermuten, dass es nicht so war, doch sie glaubte fest daran, schließlich war er all die Jahre davor auch bei ihr gewesen und hatte ihr mehr als einmal das Leben gerettet, wenn nicht sogar geschenkt. Innerlich sagte sich Rin immer, es würde nie so sein. Und dieser Gedanke ihrerseits, war noch nicht einmal unbegründet, wie die junge Frau, die ehemals Dämonenjägerin war, geglaubt hatte. Mit ihr hatte Rin geredet, kurz und nur einen Bruchteil der Zeit, in der sie immer in Gedanken gewesen war, während sie auf die Kinder der Frau achtgab und ihr half. Doch sich selbst hatte sie damit nie geholfen.
Ihre stark aufkeimenden Zweifel begründete sie in seinem letzten Besuch, zu welchem er ihr den blauen Kimono mitgebracht hatte, den sie gerade trug. Sie liebte die darauf abgebildeten Kirschblüten und gab ihn nur ungern aus der Hand. Damals hatte sie ihn freudig angezogen, bevor sie ihm von ihren Erlebnissen erzählt hatte, während sie mit ihm in den Wald gegangen war. Dort hatten sie, wie so oft, auf einer Lichtung gesessen. Auch das Schweigen das sie dort umgab, war nicht unangenehm und Rin hatte es häufig als entspannend empfunden, da sie im Dorf fast immer von den Kindern umgeben war. Es war ebenso schön gewesen, wie jeder andere Moment, an den sie sich erinnern könnte, bis er das Wort ergriffen und die Stille durchbrochen hatte.
Es war immer etwas Seltenes gewesen, er hatte nie viel gesagt und ihr meist einfach nur zugehört wenn er gekommen war. An diesem Tag war es anders gewesen.
"Bleib hier Rin.", hatte er gesagt, völlig ohne einen Zusammenhang zu nennen, als wäre es die Antwort auf eine Frage gewesen, "Bleib hier und genieß das Leben, welches dir hier geboten wird. Bleib fleißig und führe das Leben, das ein Mensch führen sollte."
Sie hatte damals nur stumm genickt und seine Worte tief in ihren Gedanken verankert, auch wenn sie nicht sofort gewusst hatte, was genau er damit sagen wollte. Doch der Sinn seiner Worte hatte sich ihr schließlich im darauf folgenden Frühling erschlossen, als er im Verlauf des zu diesem Zeitpunkt vergangenen Jahres, nicht ein einziges Mal wiedergekehrt war.

Im Kirschblütenregen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt