5. Monster
Nur widerwillig ließ der Dämon die junge Frau allein an diesem Ort zurück, doch er redete sich innerlich gut zu, während seine Miene äußerlich unerschütterlich und kalt war. Er ließ nicht erkennen, woran er dachte und dass er sich sorgte - Sorgte um das Wohlergehen einer menschlichen Frau.
Doch er sah nicht zurück und wand seinen Blick stur nach vorn, während er seine dämonische Gestalt annahm und zur rechten Zeit den Platz erreichte, um die Pranke eines anderen Dämons daran zu hindern, ein Haus am Rand des Dorfes zu zerstören.
"Akuma...", knurrte er und blickte in die giftgrünen Augen eines Katzendämons, welcher seinen wütenden Blick durchaus erwiderte.
"Sesshomaru... Was für eine Überraschung.", erwiderte sein Gegenüber jedoch wesentlich beherrschter und zog mit ein wenig Kraft seine Pfote unter der von Sesshomaru hervor, "Was tust du hier?"
"Eine Frage die ich dir stellen sollte. Was macht der Herr des Südens auf meinem Gebiet?"
"Deines? Hast du denn den Platz deines Vaters endlich übernommen? Soweit ich weiß war es deine Mutter, die auf der letzten Versammlung war."
"Ich bin sein Erbe und dieses Land gehört längst mir! Sieh nicht auf mich hinab als wäre ich ein Kind, du hättest doch längst an deinen Sohn oder Enkel abgeben müssen."
Ein tiefes, wütendes Grollen verließ die Kehle seines Gegenübers. In den Ohren Sesshomarus klang es lange nicht so bedrohlich, wie es wohl war. Katzen waren für ihn immer eine niedere Rasse gewesen und so wie Akuma derzeit vor ihm stand - die besten Jahre längst hinter sich, das Fell grau und trübe, mit dem jämmerlichen Beginn eines Fauchens und seinen alten Gliedern welche keinen Angriff mehr zustande brachten - wusste Sesshomaru auch genau warum er den Süden grundsätzlich mied. Nicht nur das der Gestank von Katzen ihm unendlich auf die Nerven schlug, diese Familie war weder für Gastfreundlichkeit, noch für einen vernünftigen Lebensstandart bekannt und zu allem Übel war der Alte so auf seine Macht versessen das er seinen Platz nie aufgeben würde. Weder seinem Sohn, noch seinem Enkel würde Akuma diesen Platz gönnen und auf seine letzten Tage schien er auch noch übermütig zu werden.
"Knurr mich nicht an.", grollte Sesshomaru tief, "Verschwinde statt bei deinen letzten Atemzügen noch einen Krieg zu provozieren."
"Meine Weisheit schlägt dich um Längen. Es ist nicht gut dieses Land deinen Jugendlichen Fantasien zu überlassen. Schon dein Vater war nicht für diesen Platz gemacht! Jung und viel zu töricht, starb er für einen Menschen und um einen wertlosen Halbdämon zu retten. Taisho war ein Narr! Er hätte im hohen Alter wahrlich große Taten vollbracht, doch sein Tod kam schnell, weil er nicht dafür gemacht war. Ebenso wenig wie sein verzogener Bengel dafür gemacht ist."
"Ich erlaube dir nicht so über meinen Vater zu sprechen.", mit einem tiefen Knurren, welches seiner Wut Ausdruck verlieh, drängte er seinen Gegenüber zurück und verletzte diesen schließlich mit einem Hieb seiner Pranke, "Du hast kein Recht dazu, über andere zu urteilen Akuma."Der Daiyokai ihm gegenüber richtete sich allmählich wieder auf. Sesshomaru betrachtete das Schauspiel missbilligend, auch wenn die Wut aus seinem Blick nicht geschwunden war. Besänftigen konnte ihn das Gefühl der Genugtuung, eine Blut triefende Wunde über dem Auge zurück gelassen zu haben, nicht. Der Blick, welcher aus den Katzenaugen auf ihn gerichtet war, verhieß für ihn nichts Gutes. Zudem roch er genau, wie sein Bruder näher kam, der nutzlose Halbdämon mit der gesamten Sippe. Es waren viele Gerüche die sich dem Platz näherten, ihn innerlich in eine gewisse Unruhe versetzten. - Es würde Rin schmerzen wenn einem etwas zustieße. - Unentwegt erwiderte er dennoch den Blick seines Gegners, statt sich umzusehen oder seinem verabscheuten Bruder mitzuteilen, dass er verschwinden sollte.
Durch einen winzigen Moment der Unachtsamkeit, wurde Sesshomaru von seinem Gegner zurück geworfen und auf den Boden gedrückt. Das Grollen aus seiner Kehle wurde automatisch tiefer und er richtete sich schwungvoll auf, wobei er Akuma erneut eine Wunde zufügte.
"Sesshomaru-sama!", sofort stoppte der Dämon in seiner Bewegung. - Rin... Die junge Frau lehnte an einem Baum, welcher einsam, etwas weiter entfernt, am Rand dieses Platzes stand und ihr half, aufrecht zu stehen. Ein kurzer Blick hatte genügt um zu erkennen, wie ihr Fuß noch schmerzte und sie an vielen Bewegungen hinderte.
"Du bist deinem Vater ähnlicher als dir lieb ist. Sesshomaru, du wirst leiden und dein Land freiwillig in meine Hände legen, wenn ich dir alles genommen habe, was dir wichtig ist.", die Stimme Akumas hatte einen Ton angenommen, welcher von Spott und Hohn triefte. - Er hatte ihn gesehen, das wusste Sesshomaru nun. Akuma hatte seinen Blick zu der jungen Frau gesehen, das Zögern bemerkt und verstanden, obwohl der Blick, das Zögern, so kurz war, wie kaum etwas anderes. Wenige Sekunden, in denen die Zeit um Sesshomaru plötzlich still zu stehen schien, vergingen, während sein Gegner von ihm abließ und mit großer Geschwindigkeit, wie auch Präzision auf die Vernichtung des Baumes mitsamt der Frau abzielte, für welche es in ihrem Zustand kein entrinnen gab. In den Sekunden, musste er sich entscheiden, was er aufgab, aufgeben konnte an seiner Deckung, doch es viel ihm nicht schwer. Sesshomaru gab bereitwillig seine dämonische Gestalt auf und zückte Bakusaiga, mit dessen Klinge er die Krallen abwehrte.
"Ich sage es ein letztes Mal... Verschwinde! Geh dorthin, wo du hergekommen bist und such dir ein Grab aus, denn lange wirst du nicht mehr haben. Aber wenn du Krieg willst und wieder kommst, sei dir sicher Akuma, ich schlage dich. Mit allem was ich, mein Land, zu bieten hat. Unterschätze mich nicht - ich bin ein Monster - genau wie du!", sagte er entschlossen. Seine noch immer rot glühenden Auen fixierten das Grün seines Gegenübers so lang und unnachgiebig, bis dieser sich langsam zurück zog.
"Das werden wir sehen... Ich komme wieder Sesshomaru! Ich komme wieder! Und das, wird dein Tod werden!"
Lange sah der Weißhaarige dem Yokai nach. Er beobachtete wie er ihm den Rücken zuwandte und sich mit den wenigen, ihm gebliebenen Leuten, aufmachte. Er verschwand in Richtung Süden und näherte sich dem sichtbaren Horizont. Schließlich ließ Sesshomaru Bakusaiga fallen und drehte sich um. Die scharfe Klinge des Schwertes sank in den Boden und es blieb aufrecht neben ihm, genau an dieser Stelle stecken. Er vergaß dass er seinen Bruder vorhin gerochen hatte und dieser nun mitsamt seinen Freunden auf dem Platz stand. Für ihn war nur eines wichtig und darauf würde er sein Augenmerk legen.
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Im Kirschblütenregen
Fanfiction"Ich war das Warten leid.", entgegnete sie, "Ich hatte so sehr gehofft das hinter deinen Worten kein Abschied stecken würde, aber du bist nie wieder gekommen. Jeder sagte es würde an mir liegen, daran das ich ein Mensch bin, aber ich wollte es nicht...