Woman

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4. Woman

Als Sesshomaru alle Einzelheiten über die Kimonos für Rin abgesprochen hatte, war er sich sicher, dass das Essen wohl längst fertig war und die Schwarzhaarige ungeduldig auf ihn wartete. Damit behielt er recht, denn sie saß in dem großen Raum bereits an einem Tisch der prächtiger nicht sein könnte. Er war jedoch genau so ungewohnt für jene Gegend. Diese Möbelstücke waren für Regionen typisch die weit westlicher lagen, doch es schien Rin nicht im Geringsten zu stören, dass die Art zu essen ungewohnt war. Der Dämon setzte sich wie immer an die Stirnseite des Tisches und sah dann erst zu der jungen Frau, die nun rechts von ihm saß und die Wand ihr gegenüber betrachtete.
"Ein eindrucksvolles Motiv, nicht?", fragte er und erhielt ein zaghaftes Nicken.
"Es sieht wunderschön und bedrohlich zu gleich aus..."
"Laut den alten Bediensteten, die hier arbeiten seit sie sich erinnern, soll es wohl eine Szene in einem Krieg darstellen, den mein Vater gekämpft hat."
"Euer Vater muss ein erstaunlicher Mann gewesen sein... Er sieht beinah so majestätisch aus wie Ihr Sesshomaru-sama."
"Ich würde behaupten er war ein wenig angesehener als ich. Man hatte zwar irgendwann etwas gegen ihn, weil er sich für eine menschliche Frau entschied und sich von meiner Mutter trennte, doch letzten Endes bewunderte man seine Stärke. Ich habe das Kind mit dieser Frau als einen Fehler angesehen und war wütend auf ihn. Ganz zu schweigen davon das mein Charakter sich änderte als er meine Mutter verließ. Trotzdem litt sein Ansehen unter anderen hochrangigen Dämonen nicht. Sie wagten es nicht sein Gebiet anzuzweifeln oder zu betreten."
"Verständlich.", hauchte die junge Frau und betrachtete weiter das Bild.

"Lass uns essen Rin.", sagte er in die Stille, die sich für eine kurze Zeit über sie legte und wand sich dem Essen zu statt sich weiter dem Bild zu widmen. Er wurde nicht häufig auf die Geschichte dahinter angesprochen, doch es erinnerte ihn daran, dass er eine falsche Meinung vertreten hatte. Aus seiner derzeitigen Perspektive betrachtet, gab es wohl für jeden Dämon einen Mensch den er in gewisser Art und Weise zu schätzen wusste. Bei seinem Vater war es Liebe gewesen, Inuoka hatte ihn belehrt das auch Beziehungen welche familiären Strukturen ähnelten durchaus möglich waren und er war für Rin wohl lange Zeit eine Art Vater gewesen. Doch was war er jetzt?
Seine goldenen Augen musterten kurz die junge Frau welche neben ihm saß und nun begonnen hatte zu essen.
Gerade wollte er ansetzen und fragen was sie nun hier tun würde, wenn sie denn blieb, da begann Rin noch einmal über das Bild zu sprechen.
"Ob es wirklich euer Vater ist? Ich bin mir sicher es könntet genauso gut ihr sein, Sesshomaru-sama."
Überrascht sah er noch einmal zu dem Bild.
"Ich denke nicht das es die Intention des Malers war, mich dazustellen. Zu dem Zeitpunkt als es entstand war ich noch sehr jung und lernte gerade den Umgang mit dem Schwert."
"Mich würde interessieren wie ihr damals ausgesehen habt.", entgegnete sie und begann leicht zu lachen, während er skeptisch eine Augenbraue hoch zog. Kommentieren tat er es jedoch auch nicht. Es war ihm lieber dazu nichts zu sagen, bevor er Rin noch auf komische Ideen brachte. Wer wusste schon was sich die junge Frau einfallen ließ um ihn zu ärger. Sie war als Kind schon nicht gerade unkreativ gewesen, was diese Dinge betraf und das hatte sich wohl auch nicht geändert, egal wie erwachsen sie geworden war.

Als sie das Essen beendet hatten, kümmerte sich der Dämon darum, dass in dem Schloss keine Panik ausbrach, wenn man ihn plötzlich nicht mehr finden würde. Es war nicht ungewöhnlich dass keiner hier bedachte, wie wichtig ihm seine Freiheit war und man begann ihn zu suchen, wenn er das Schloss einfach verlassen hatte. Seiner Meinung nach eine sehr lästige Angewohnheit der Bediensteten.
Doch als alles geklärt war, ging er zu Rin zurück. Sie saß noch in dem Raum, in dem sie gegessen hatten. Es war gut so, denn laufen konnte sie gerade nicht wirklich, auch wenn Inuoka Ihren Fuß noch einmal versorgt hatte. So schnell verlief ein Heilungsprozess nun auch wieder nicht. Schon gar nicht bei Menschen. Bei Dämonen hätte das ganze vermutlich noch einmal ein wenig anders ausgesehen, doch das war für ihn nicht weiter wichtig. Da er den Weg in das Dorf noch an diesem Tag zurücklegen wollte, würde sie eh nicht laufen müssen.

Im Kirschblütenregen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt