For Someone else's Sake

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13. For Someone else's Sake

"Nein. Ich möchte keinen Wunsch an euch richten. Es ist bemerkenswert das ihr nicht darauf schaut, wer jemand ist, von welchem Stand oder wie viel er besitzt. Wenn es recht ist, würde ich mir meinen einen Wunsch, welchen ich an euch richten kann, noch aufsparen. Der Krieg, wegen dem ich leide ist nur temporär, vielleicht ändert es sich und ich werde es bereuen, mir bereits etwas gewünscht zu haben.", sie verneigte sich leicht, noch immer lag ein Lächeln auf ihren Lippen, "Habt Dank, Almira und Cassim, doch in sein Schicksal will ich mich nicht einmischen. Er wäre nur wütend auf mich, denn ich könnte mich nicht damit rechtfertigen, es einzig für ihn getan zu haben. Er hält nicht sonderlich viel von Aktionen, die dafür bestimmt sind, etwas für jemand anderen zu tun."
Die beidem Wassergeister blicken ihr leicht verwirrt entgegen. Es schien Rin fast, als wären sie überrascht von ihren Worten, als wäre sie die erste, die es je ausschlug, einen Wunsch sofort einzulösen.
"Du bist wahrhaft eine gutherzige Frau.", der sanfte Bariton, welcher erklang, vermittelte der Schwarzhaarigen die Gewissheit nichts Falsches gesagt zu haben, "Normalerweise lehnen die Menschen ab, weil sie zu arrogant sind. Sie sehen nicht, wovon wir sprechen und somit gewähren wir Ihnen keinen weiteren Versuch, doch ich denke, bei dir ist es anders."
"Ich möchte meinem Bruder zustimmen. Kommt her, wenn ihr einen Wunsch gefunden habt und sprecht zu uns. Der See wird immer ein offenes Ohr für eine Frau wie euch haben."
Nachdem beide sich leicht verbeugt hatten, begannen ihre Gestalten wieder mit dem Wasser zu verschmelzen, sie verschwanden im Nebel, welcher sich von einer Sekunde auf die nächste auflöste. Sofort schien der Schwarzhaarigen wieder die Sonne ins Gesicht und der Wind, welcher während des Gespräches nicht vorhanden gewesen war, zog an ihren Haaren. Sie sah über die Schulter zu Inuoka, welche sich nicht bewegt hatte, noch immer so dasaß wie zuvor und die Augen leicht geschlossen hatte.
War die Zeit während des Gespräches tatsächlich stehen geblieben? Kurz richtete Rin ihre rehbraunen Augen noch einmal auf den See, bevor sie zu Inuoka ging und sich neben die Yokai-Dame setzte.

"Sesshomaru-sama erzählte mir, du wärst bei Menschen aufgewachsen. Siehst du mich deshalb nicht so an, wie die anderen?", fragte sie in die Stille. Natürlich waren der jungen Frau die Blicke nicht entgangen. Sie mochte nun etwas länger hier sein, vielleicht knapp zwei oder drei Wochen, aber die Dämonen die im Schloss dienten, sahen sie bis auf wenige Ausnahmen herablassend an. Sie verließ das Zimmer des Lords nur noch ungern, da die Blicke ihre Abenteuerlust und den Entdeckerdrang eingedämmt hatten. - Abscheu. Verachtung. Ein Ding. Ja, in den Augen der meisten war sie ein Ding. Ein Gegenstand oder ein Möbelstück, das einfach nicht zur Einrichtung passen wollte.
Die Braunhaarige neben ihr schlug die Augen auf.
"Das kann schon sein. Meine Eltern haben mich früh verlassen. Ich kann nicht mehr sagen ob ich Ihnen einfach eine Last war und sie mich nicht wollten oder ob sie gestorben sind. Ich schleppte mich einige Tage orientierungslos durch einen Wald, bis ich zusammenbrach. Ein Ehepaar fand mich. Sie konnten selbst keine Kinder kriegen und nahmen mich deswegen auf. Ich lebte bei Ihnen relativ glücklich, auch wenn ich schnell mit der Verachtung der anderen Dorfbewohner konfrontiert wurde. Sie mochten mich nicht, hatten Angst vor mir, wegen meiner Klauen und der Male in meinem Gesicht. Ich verstand es nicht, bis meine Mutter - also meine Pflegemutter - mich aufklärte als ich etwa fünfzehn war. Sie selbst sagte immer, meine Male seien unglaublich schön und meine viel zu langen Haare, welche einfach zu schnell wuchsen als das ich ein normaler Mensch sein könnte, seien das Schönste an mir. Sie schätzte mich, wie auch mein Vater. Er hat mir viel beigebracht, lesen und schreiben, rechnen und gute Umgangsformen. Ich bin ihm bis heute dankbar, auch wenn ich seine mahnenden Worte vermisse oder die Frisuren die Mutter mit meinen Haaren zu zaubern vermochte. Dennoch tat es mir selbst Zusehens weh, bei menschlichen Eltern aufzuwachsen. Als ich gut 30 Winter hinter mir hatte, vielleicht auch mehr und noch immer das Aussehen eines 19-jährigen Mädchens hatte, wurde mir klar, dass es nicht immer so bleiben könnte, denn meine geliebte Familie alterte viel schneller als ich. Meine Mutter war von schwacher körperlicher Konstitution und es viel ihr immer schwerer sich schmerzfrei zu bewegen, während mein Vater noch immer arbeitete. Allerdings ging es auch ihm Zusehens schlechter. Er starb schließlich an einer Krankheit und Mutter folgte ihm bald, weil die seelischen Schmerzen, zusätzlich zu ihrer schlechten körperlichen Verfassung einfach zu viel waren. Danach wollte ich eigentlich im Dorf bleiben, doch in den Augen der Menschen lag Hass. Ich bekam keine Arbeit, man vertraute mir nicht und beschimpfte mich. So begann ich durch die Welt zu ziehen, bis ich von unserem vorherigen Herrn eingeladen wurde, hier zu leben."
Als Inuoka geendet hatte, blieb es eine Weile still. Rin konnte sich nur ausmalen, wie viel sie gelitten haben musste und doch war sie sich sicher, dass es das Ganze nicht annähernd traf. Sie überlegte was sie sagen könnte, doch ihre Frohnatur verbat ihr, etwas allzu trauriges zu sagen und so Griff die Schwarzhaarige nach dem erstbesten, was ihr einfiel.
"Soll ich deine Haare flechten? Deine Mutter hatte recht, sie sind sehr schön und man kann bestimmt wundervolle Frisuren damit zaubern!"
Die grünen Augen der Bediensteten weiteten sich ein wenig und sie blickte die junge Frau beinah erschrocken an.
"So gern ich dies annehmen würde, aber der Junge Herr würde es nicht gut heißen."
"Bitte. Lass mich deine Haare flechten! Sesshomaru-sama wird sicher nicht böse sein, nur weil ich dir die Haare gemacht habe Inuoka-san."
Zum ersten Mal konnte die Schwarzhaarige beobachten, wie sich eine sanfte Röte auf die Wangen der Yokai-Dame legte. Schließlich gab sie sich geschlagen und setzte sich bequem hin, so dass Rin an ihre Haare kam und diese flechten konnte. So war die menschliche Frau zum ersten Mal glücklich darüber, immer mehrere Bänder dabei zu haben, nur für den Fall sie bekam Lust einige Blumenkränze zu machen. Nun nutzte sie diese Bänder um die langen, seidigen Haare kunstvoll zu verflechten.
Während sie arbeitete blieb es einige Zeit still, bis sie einen kurzen Blick Inuokas spürte, den sie ihr über die Schulter zuwarf, als sie nach einem Band griff.
"Wie ist er so, wenn er nicht abweisend und kalt ist?"
"Was meinst du?", fragte Rin verwirrt, während sie einen der Zöpfe verknotete.
"Naja... Kann er liebevoll sein?", fragte die Dämonin und genoss ein wenig das leichte ziehen, während des Flechtens. Es erinnerte sie an ihre Zeit als Kind.
"Natürlich!", die junge Frau hinter ihr klang beinah entrüstet und es brachte sie zum Lachen.
"Entschuldige diese Frage. Wir kennen ihn nur sehr verschwiegen und mit dem immer ausdruckslosen Blick. Manchmal wird er wütend und erhebt die Stimme, doch in den meisten Fällen ist sie bei jeder Anweisung monoton. Ich sehe nicht viele Regungen bei unserem jungen Herr, dennoch bin ich eine Frau und habe die ein oder andere Dämonin beobachten können, die seine Gemächer verließen. Viele von uns würden eine Menge tun, um auch nur in die Nähe seines Bettes zu kommen, doch als er sich für dich entschied, fragte ich mich unweigerlich wie er bei dir ist. Alle Geschichten die ich hörte Sprachen von etwas einmaligem, das jedoch verlockend war, denn wir Dämonen sind nun wirklich nicht die sanftesten Liebhaber im Bett. Nachdem ich dich näher kennenlernen durfte, musste ich mich fragen, ob er dich verletzen würde."
Das Gespräch driftete in eine äußerst intime Richtung ab, was Rins Wangen dunkelrot färbte und beinah ließ sie den geflochtenen Zopf fallen.
"Sesshomaru-sama verletzt mich nicht...", nuschelte sie und versuchte möglichst unbeirrt weiter zu machen, während sie ein leises, mädchenhaftes Kichern vernahm.
Inuoka wurde ihr wahrhaft eine gute Freundin, dass musste sie zugeben. Die Schwarzhaarige fühlte sich bei der Yokai-Dame verstanden und hatte das Gefühl ihr alles erzählen zu können. Vermutlich würde sie ihr immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, was ihr aus unerfindlichen Gründen eine ungemeine Sicherheit vermittelte. Sie hatte etwas Angst vor der Zukunft, doch welcher Mensch in ihrer Position hätte es nicht? Sesshomaru war ein Dämon und er hatte mit all seinen Worten recht, wenn er ihr wieder vor Augen führte, dass sie diese Gene eben nicht besaß. Durch ihre Adern floss kein besonderes Blut, wenn sein einzigartig war, dann höchstens durch ihren Charakter. Ihr Körper war zerbrechlich, lange nicht so robust wie seiner. Sie war anfällig für Krankheiten, konnte sich nicht so schnell erholen wie er. Ihr Körper war der einer menschlichen Frau, auch wenn ihre Seele gern so frei wäre, wie er selbst es zu sein schien. Doch die Worte von Inu no Kami, welche in ihrem Inneren erneut erklangen, sagten ihr das auch Sesshomaru gewissen Regeln unterlag. Auch er trug Ketten die ihn einschränkten, doch es waren lange nicht so viele, wie bei ihr.

Im Kirschblütenregen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt