Kapitel -13-

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Es ist später Nachmittag, den Vormittag habe ich im Laden verbracht. Morgan sitzt mir gegenüber im Schneidersitz. Ihr dunkles Haar trägt sie offen und sie summt leise eine Melodie, während sie in einer Klatschzeitung blättert. Ich lehne gegen die Wand und sehe mich in ihrem Zimmer um. Endlich hat sie die verdammten Poster runtergenommen. Stattdessen kann man die zitronengelbe Wandfarbe jetzt besser erkennen. Ich seufze, das wird sie wohl nie ändern.

Ich scrolle bei Instagram weiter und lasse meinen Blick auf die Millionen von Bildern sinken. Vom Flur hören wir gedämpfte Stimmen. Vermutlich bloß Ben und Daniel. Doch die Stimmen werden lauter, Morgan und ich werfen uns gegenseitig einen verwunderten Blick zu. Was ist bloß los mit den beiden?

Sie steht auf um die Tür zu öffnen und was wir dort erblicken, lässt mich erstaunt die Augen aufreißen. Calvin sieht wütend aus und Daniel steht mit verschränkten Armen und dem Rücken zu uns gedreht vor ihm. Ben steht dahinter und betrachtet die Szene verwirrt.

"Was ist denn hier los?", fragt Morgan und unterbricht die Stille. Daniel dreht sich um und starrt uns mehr oder weniger erschrocken an.

Die Brünette richtet sich gegen ihren Bruder. "Was machst du? Warum versperrst du ihm den Weg?" Doch dieser schweigt und wirft mir einen schuldbewussten Blick zu.

Calvin räuspert sich. "Sabrina und Daniel wollen dir was sagen."

Jetzt runzle ich die Stirn, lege mein Handy auf das Bett und stehe auf. "Was meinst du, Calvin?" Ich streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und richte mein T-shirt, das etwas nach oben gerutscht ist.

"Sie sollte es allen voran wissen, sie macht sich solche Sorgen. Und du, als ihr Bruder, sagst ihr nicht mal, dass du etwas so gravierendes weißt."

Daniel beißt die Zähne zusammen. "Ich hätte es ihr gesagt."

"Okay. Wovon redet ihr?" Morgan stemmt die Hände in die Hüften und blickt mich an.

Ich sehe Daniels Blick und weiß, es kann nichts Gutes sein. Entweder es geht darum, dass wir vor zwei Jahren mal was hatten oder um das andere. Um meine "Krankheit", so wie er es nennt. Dabei ist doch nichts dabei schlank sein zu wollen.

Meine beste Freundin scheint die Veränderung in meinem Gesicht zu bemerken, sie schluckt. "Ich hatte also Recht." Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern.

Ben sieht verwundert von Einem zum Anderen. "Gott, ich komm nicht mehr mit."

Ich beiße mir auf die Lippe und starre Daniel an. Schuldbewusst senkt er seinen Blick.

"Du bist also tatsächlich wieder krank, nicht wahr?" Ihre Stimme klingt brüchig und als ich ihr meinen Blick zu werfe, kann ich Tränen in ihren Augen erkennen. "Glaubst du, mir ist nicht aufgefallen, dass du wieder so wenig isst? Dass du so oft nach dem Essen aufs Klo verschwindest und eine halbe Ewigkeit brauchst, um zurück zu kommen?" Sie geht einen Schritt auf mich zu, jetzt sieht sie wütend aus. "Ich dachte, ich bilde mir das bloß ein. Und wenn es doch wahr wäre, würdest du mit mir reden, mit deiner besten Freundin. Aber das hast du nicht." Sie schnaubt. "Nein, du hast mit meinem großen Bruder gesprochen, den du über zwei Jahre lang nicht gesehen hast." Tränen laufen ihr über das Gesicht, Daniel und Calvin machen gleichzeitig einen Schritt auf sie zu. Der arme Ben sieht total erschrocken aus.

Ich sage nichts, sehe Daniel an und bin einfach nur gekränkt. Ich gehe an Morgan vorbei, vor ihm bleibe ich stehen. "Dazu hattest du kein Recht."

Dann eile ich aus dem Zimmer, die Treppe runter. Schleunigst schlüpfe ich in die Schuhe und schwinge mich auf mein Rad, ich will nur noch weg von hier.

Der Wind geht ziemlich stark, meine Haare versperren mir die Sicht, energisch streiche ich sie zurück. Ich trete fest in die Pedale, weg von der Stadt und immer weiter Richtung meinen Lieblingsplatz. Irgendwann bin ich da, schmeiße das Rad irgendwo zwischen die Bäume und haste die Felsen entlang. Schlussendlich bin ich angelangt.

Unser letzter SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt