Die Klasse 3-E

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„Kurai! Was machst du so lange? Beweg dich! Sonst melde ich dich wieder ab!" rief Vater. „Ich bin soweit!" rief ich zurück. Auch wenn es nicht stimmte. Schnell kämmte ich mir meine Haare, putzte mir die Zähne und rannte dann aus dem Bad. „Ich bin fertig!" rief ich durch das Haus. An der Jackenstange entdeckte ich eine Tasche. Neugierig nahm ich sie und entdeckte meinen Namen. „Takaoka Kurai" las ich in Gedanken.

„Oh du hast deine Schultasche entdeckt. Mehr wirst du nicht bekommen, Kurai, also gewöhn dich dran" meinte Vater. Er schloss die Haustüre auf und ein gleißend helles Licht blendete mich. „Stell dich nicht so an, Kurai. Das ist bloß die Sonne" sagte Vater genervt. Mit schützender Hand über dem Kopf verlies ich das Haus. Zum ersten Mal nach neun Jahren. Wow! Diese Luft und diese Wärme! Ich fühle mich so... so... so frei! Ob es überall in der Welt so war? Lachend rannte ich zum Bürgersteig und wollte auf die Straße, aber Vater hielt mich fest. „Immer langsam. Die Regierung braucht dich noch! Also renn gefälligst nicht auf die Straße!" sagte Vater. „Ja, Vater. Entschuldige, es kommt nicht wieder vor" meinte ich. Vater nickte und ging zurück ins Haus. Lachend rannte ich los und wollte unbedingt in die Klasse. Alles war so wunderschön neu und frisch! Ich konnte wirklich nerven mit meiner Schwärmerei! Nach einigen Minuten erreichte ich die Kunogikaoka Mittelschule. Vater sagte ich müsse zum abgelegenen Schulgebäude auf dem Berg. Ich rannte durch die Schülerschar und ignorierte jeden der mich seltsam ansah.

Als ich zum Pfad wollte, bog ich ab und rempelte einen Schüler an. Ich stolperte nach hinten, aber konnte mich mit den Händen abfangen. „Was sollte das?" fragte jemand sauer. Als ich hoch blickte entdeckte ich zwei Jungs. Der eine war ein wenig breiter gebaut und der andere trug eine Brille und hatte ein schmales Gesicht. Als ich diesen wütenden Ausdruck sah, bekam ich Angst. Mein Körper bebte und ich fühlte mich bedroht. Mit einem Entsetzen in den Augen sprang ich auf und rannte zum Pfad der den Berg hinauf führte. Als ich das Hauptgebäude hinter mir gelassen hatte, hörte ich auf zu rennen. Es war inzwischen schwül und der Schweiß klebte an meiner Haut.

Mit stockenden Atem lehnte ich mich an einen Baum und sank hinunter. Ich machte eine kleine Pause zum entspannen. Danach stand ich wieder auf und lief weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich das Ende des Pfades und hörte eine Schulglocke klingeln. „Verdammt! War ich schon zu spät?!" fragte ich mich und rannte entsetzt los. Ich war noch nie in einer Schule, aber dieses Gebäude war klein. Ich betrat das Gebäude und suchte die Klasse, aber alle Räume waren leer. Seltsam. Als ich mich umsah, kam mir eine Frau entgegen.

Sie blieb überrascht stehen als sie mich sah. „Nanu, wer bist du denn?" fragte sie mich. Ich fühlte mich unwohl und bekam leichte Panik. „Ich b-bin..." stotterte ich, aber weiter kam ich nicht. „Jaa?" hackte die Frau nach. „T-takaoka... K-kurai..." nuschelte ich. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte nun große Angst. „Takaoka-san? Geht es dir nicht gut oder warum hast du so Angst?" fragte die Frau. „W-wer sind S-sie?" fragte ich zurück. „Ich bin Irina Jelavić" sagte sie. „Und ich bin Lehrerin" fügte sie noch hinzu. Irgendwie bewegten sich meine Beine von ihr weg. Irgendwann gab ich nach und rannte nach draußen. „Warte!" hörte ich sie noch. Ich rannte um das Gebäude und entdeckte die Klasse. Ich blieb in Schockstarre stehen und blickte zu ihnen runter.

Zu meinem Pech erweckte ich so die Aufmerksamkeit. Erst blickte irgendso ein Typ in gelbem Oktopuskostüm zu mir hoch, dann ein braunhaariger Mann und dann die gesamte Klasse. Auf einmal stand der Typ im Kostüm vor mir und ich stolperte erschrocken nach hinten. „Oh hallo! Du bist bestimmt Takaoka-san! Richtig?" fragte er. Sein Grinsen machte es nicht besser und sein Aufzug auch nicht. Dann kam der Rest auch dazu.

Aber ich hörte meinen Herzschlag. Er wurde schneller, immer schneller! Ich vernahm kaum meine Umgebung, aber es waren zu viele Menschen auf einmal. Meine Augen waren geweitet und mein Körper bebte vor Angst. Ich starrte unablässig zu diesem Typen im Kostüm hoch, aber es schien kein richtiges Kostüm zu sein. „Koro-sensei! Ihr erschreckt sie!" rief eine hohe Mädchenstimme. Plötzlich kehrte ich in die Realität zurück, aber es ging mir noch schlechter. Die gesamte Klasse, ein Lehrer und dieser Typ standen um mich rum. „Bitte nimm es Koro-sensei nicht übel. Er ist halt so" sagte eine Junge und half mir auf. Erschrocken riss ich meinen Arm weg. Ich ging Schritt für Schritt nach hinten. „Was ist denn mit der los?" fragte ein Mädchen. „Keine Ahnung" sagte ein Junge. Ich war sehr verwirrt und hatte panische Angst. „Wer bist du überhaupt?" fragte ein Junge der vor der Masse stand. Er hatte knallrote Haare und bernsteinfarbene Augen. Sie spiegelten einen Hauch von Frechheit wieder. Er machte mir mehr Angst als diese Irina Jelavić.

„Ignorierst du mich?" hackte der Junge nach. Wenn der wüsste wie viel Angst ich hatte. Ich brachte halt einfach keinen Ton raus. Dann stellte sich ein blauhaariger Junge hinter den Rothaarigen. „Wer ist das, Karma-kun?" fragte er. Es fühlte sich an, als hätte mich gerade jemand erschossen. Dieser Junge... diese Aura! Er war das pure Böse! Warum merkte das niemand? Ich wich weiter zurück. „Hat sie Angst vor Nagisa-kun?" fragte ein Mädchen. Plötzlich bemerkte ich den Blick von dem braunhaarigen Mann. Ich starrte ihm in die Augen und lies meine Schultasche fallen. Dieser Blick... so ehrlich... er... er beruhigte mich. „I-ich... bin... Kurai..." sagte ich leise. „Du bist einige Minuten zu spät Kurai-san" sagte er. Ich neigte mich nach vorne und bekam wieder Angst. Ob er wirklich so war wie Vater? „Verzeihen Sie mir bitte..." sagte ich. „Ich bin Karasuma-sensei. Der Sportlehrer" stellte er sich vor. Er klang kühl, aber auch ruhig. Und es... es beruhigte mich. Ich hob meine Tasche auf und sah die anderen Schüler an. Ich zitterte zwar immernoch und fühlte mich extrem unwohl, aber irgendwie fühlte ich mich sicher. Das war also die Klasse 3-E...

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