Zu viel

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„Hey Karasuma-sensei! Wollen wir den Sportunterricht verschieben? Dann kann jemand Takaoka-san herumführen!" rief ein Mädchen mit hoher Stimme. „Meinetwegen. Also Kurahashi-san, möchtest du die Aufgabe übernehmen?" fragte Karasuma zurück. „Oh sehr gerne! Takaoka-san komm mit!" sagte Kurahashi und packte mich am Arm. Sie rannte los und zog mich mit. Sie lächelte. Fand sie das witzig? Vater hatte Recht... Ich wollte schon wieder nach Hause. Genervt löste ich mich von Kurahashis Griff und blieb stehen. Ein wenig kühl blickte ich zu ihr und meinte: „Fass mich nicht an... und könnten wir auch gehen anstatt zu rennen, bitte?" Kurahashi blickte zu mir. Sie lächelte verlegen.

„Entschuldige, ich bin so aufgeregt. Du hast irgendwas an dir was meine Aufmerksamkeit erregt hat! Ich wollte dich nicht so herumzerren" sagte sie ohne ihr Lächeln zu verlieren. Log sie? Nein, dafür war ihr Blick zu ehrlich... meinte sie das wirklich ernst? Ich stand da wie angewurzelt und starrte sie mit offenem Mund an. „Was ist? Warum bist du sprachlos, Takaoka?" fragte sie dann. „Bitte nenne mich Kurai..." meinte ich. „In Ordnung Kurai-san! Dann zeige ich dir jetzt entspannt das kleine Schulgebäude!" sagte sie strahlend. Es war leicht ansteckend, denn ich merkte wie meine Mundwinkel leicht nach oben schnellten.

Kurahashi zeigte mir den Klassenraum, den Chemie-raum, die Toiletten, das Lager und die Umkleide. Alles war klein aber fein. Als die Glocke läutete betraten wir den Klassenraum. Irina Jelavić stand an der Tafel und blickte uns an. „Setzt euch bitte. Takaoka-san, dort hinten sind noch zwei Plätze frei. Such dir einen aus" sagte Irina. Ich ging zum rechten, freien Platz und setzte mich. Die Blicke meiner Mitschüler klebten praktisch an mir. Ich lies mich auf den Stuhl nieder und hing die Tasche an den Tisch. Vor mir saß ein Mädchen mit Brille und zwei geflechteten Zöpfen.

Rechts von mir saß der Rothaarige Junge und hatte scheinbar eine eher bequeme Sitzhaltung. Er durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick. Irgendwann blickte ich zu ihm. „Sag mal, Takaoka-san, woher kommt es das du so scheu bist?" fragte er schmunzelnd. Ein paar Schüler schauten zu mir, aber ich antwortete nicht und blickte ihn einfach an. „Karma-kun? Explain the simple perfect in English!" rief Irina nach hinten. Ich blickte zu ihr und nahm dann ein Heft und Stifte heraus. „Ach kommen Sie schon, Bitch-sensei! Ich habe unserer neuen Mitschülerin doch bloß eine Frage gestellt!" rief Karma zurück. Ein interessanter Name, aber ganz schön unhöflich. Mein Name hatte eine Bedeutung... und Vater gab ihn mir... Kurai bedeutete Dunkelheit.

Nach dem Sprachenunterricht schien Karma sehr amüsiert. Wir saßen nun alle in der Klasse und warteten auf Koro-sensei. Ich saß in Gedanken versunken auf meinem Platz und starrte zur Tafel. „Hey Takaoka-san, du hast meine Frage nicht beantwortet" sagte Karma. Ich blickte zu ihm, aber schwieg.

„Hat Karma-kun dir die Sprache verschlagen?" sagte ein Junge rechts von Karma. Er hatte dunkelblonde Haare und eine runde Nase. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe keine Lust darauf zu antworten..." sagte ich leise, aber kühl. Karma lachte ein wenig. „Und bitte nennt mich Kurai..." sagte ich anschließend. „In Ordnung, Kurai-san. Unter welchen Umständen würdest du mir die Frage beantworten?" fragte Karma grinsend. „Unter keinen und nun... gebe deine Fragerei besser auf..." antwortete ich leicht genervt. „Sag mal, Kurai-san... woher kommst du eigentlich?" fragte ein blondes Mädchen und trat zu meinem Tisch. Sie war ein wenig nahe, aber ich versuchte ruhig zu bleiben.

'Wenn dich jemand nach deiner vorherigen Heimat fragt, sagst du ihm, du hättest eine Zeit im Koma gelegen und erinnerst dich nicht mehr!' erinnerte ich mich an Vaters Worte. „Ich weiß es leider nicht mehr. Ich habe eine lange Zeit im Koma gelegen und weiß es nicht mehr... aber meine Eltern sagen, ich wäre in Kure (呉) geboren worden" erklärte ich verlegen. „Aber Kure liegt doch unter Kyōto? Oder nicht?" fragte das Mädchen. „Stimmt, du hast Recht, Nakamura-san!" sagte das Mädchen vor mir. Sie hatte sich zu uns gedreht.

„Wann bist du hergezogen?" fragte Nakamura. Sie schien so zu sein wie Vater sagte. Nicht verwunderlich, er kannte die Welt viel besser als ich. „Ich weiß es nicht mehr und es ist auch nicht von Belang" meinte ich dann. Nakamura blickte mich kurz verwundert an und setzte sich dann wieder.

Plötzlich klingelte die Schulglocke und alle die an andern Tischen standen, setzten sich. Dann betrat Koro-sensei den Raum. „Guten Morgen, Klasse. Wir beginnen heute mit dem Japanisch Unterricht. Schlagt die Lektüre auf. Wir lesen dort weiter wo wir gestern aufgehört haben. Kurai-san, komm bitte nach vorne und hole dir eine Lektüre ab" sagte Koro-sensei. 'Na toll... einmal durch die Klasse laufen und wieder zurück... sie werden mich alle anstarren' dachte ich, aber stand auf. Stille herrschte während ich nach vorne zu Koro-Sensei. „Hey Kurai-san! Warum bist du so nervös?" rief Karma mit einem hämischen Grinsen. Ich nahm die Lektüre und ging zurück zu meinem Platz. Bevor ich mich setzte, sagte ich leise: „Du Ausgeburt der Hölle..." Dann setzte ich mich. Aus dem Augenwinkel konnte ich Karmas Blick sehen. Er schien sauer zu sein. Man spürte seine Mordlust durch den Raum förmlich strömen. Er hatte wohl gehört was ich sagte. Sollte mir keine Sorgen bereiten... aber dieser stechende Blick.

Wir lasen beim dritten Kapitel weiter und Koro-sensei drehte ein paar Runden durch den Raum. Ich war froh nicht lesen zu müssen. Ab und an wanderte mein Blick zu Nagisa und jedes Mal, lief ein Schauer über meinen Rücken. Seltsam... warum spürte nur ich diese bedrohliche Ausstrahlung? Seltsamer Junge... seltsame Klasse... und ich war mittendrin. Wunderbar.

Nach dem Japanisch Unterricht, hatten wir noch Sport Unterricht, aber dazwischen hatten wir noch Mittagspause. Ich saß auf den Treppen die zum Sportplatz führten. Wenn man es Sportplatz nennen konnte. Eine große freie Fläche, vergrünt und verdreckt. Also eher eine Wiese. Ich zuckte zusammen und stand erschrocken auf. „Warum hast du so viel Angst?" fragte Karma-kun der hinter mir stand. Er kam näher. Sein Blick stach wie ein Messer. Dann beugte er sich leicht zu mir runter. Warum war er so viel größer als ich? „Du brauchst doch keine Angst zu haben... nur vor mir" flüsterte er mir ins Ohr und lachte ein wenig. Ich drehte mich erschrocken um und rannte zum kleinen Gebäude zurück. Bevor ich die Türschwelle erreichte, packte mich jemand am Arm und zog mich zum Lager. „Was willst du, Karma-kun?!" fragte ich sauer, aber auch voller Angst. Er öffnete die Türe und ging mit mir rein. Das wurde jetzt langsam zu viel...

Ich will... leben! Assassination ClassroomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt