Kapitel 2: "Der Witz, der nach hinten los ging "

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So entsetzt und geschockt ich war, musste auch mein Bruder an meinem Gesicht abgelesen haben, denn dieser schmunzelte etwas und schüttelte seinen Kopf. Er wirkte angespannt und enttäuscht. Doch auch ich war enttäuscht, denn ich hatte erwartet, dass sie nicht auftauchen würde. Seufzend blickte ich ihn an und zwang mich dann zum Lächeln. „Abi...(Großer Brurder)" „Kannst du gleich sparen, so wie du gerade geguckt hast.", entgegnete er mir kühl und wich meiner Umarmung aus. Seine Frau Ilayda unterdrückte sich ein Grinsen und hielt seine Hand. Mir aus Trotz, du Bitch, schoss es mir durch den Kopf. Beide trugen eine Tasche, obwohl mein Bruder die schwerere trug. „Wo ist das Auto, Nurcan?", unterbrach mein Bruder die Stille, die inzwischen zwischen uns herrschte. Mir stiegen Tränen in die Augen und ich versuchte deutlich dagegen anzukämpfen. Mein Bruder liebte sie so sehr, dass er sie mir bevor zog. Ich wollte ihr diesen Triumph nicht gönnen. Nicht mit meinen Tränen und wenn mein Bruder irgendwann mal zu Vernunft käme, würde ich ihm auch eine Weile lang die kalte Schulter zeigen. So sehr ich mich auch auf dieses Treffen gefreut hatte, so sehr hasste ich ihn in diesem Moment. „Ich führe euch hin." „Danke für deine soziale Art, Nurcan. Du siehst doch, dass ich schwanger bin. Wieso also nimmst du die Tasche nicht?", lachte sie ironisch auf. Emrah sah boshaft zu mir. Ich wusste was dies hieß. Das war nämlich ein Befehl. Kein schöner und kein angenehmer für mich, denn das bedeutete, dass ich alles tun sollte, was sie sagte. Wütend entriss ich ihr die Tasche und war kurz davor sie in ihr Gesicht zu schleudern. Doch man schlug keine schwangeren Frauen und auch wenn ich diese Frau hasste, war der Gedanke, Tante zu werden sehr schön. Ich würde mich freuen, denn ich liebte Kinder. „Glückwunsch für das Kind.", sagte ich offen und ehrlich. Doch keine Antwort oder Reaktion.



Genervt hielt ich die Tasche in meiner Hand und eilte vor. „Nurcan, kannst du dich mal nicht wie ein Kind aufführen?", sprach mein Bruder laut und ich konnte schon dieses hinterhältige Grinsen hinter mir spüren. Ilayda, fahr nach Hause, in die Hölle, dachte ich im Moment und als ich mich umdrehte sah ich wie mein Bruder mich wütend an funkelte. „Schatz, mach dir nichts draus.", redete inzwischen Ilayda. „Ich meine, es ist ja nicht das erste mal." Ich sah in ihren Augen das Funkeln, das ich ihr schon am ersten Tag angesehen hatte. Sie hatte Spaß und genoss jeden Augenblick. „Sie ist wie ein Kleinkind und dabei soll sie ja Kinder unterrichten.", meckerte mein Bruder und sah abfällig zu mir. „Weißt du, ich dachte du bist wegen mir hier? Wegen meinem Geburtstag? Aber weißt du was, auf dich verzichte ich. Ich will meinen alten Bruder. Nicht den jetzigen.", schrie ich ihm entgegen und ließ die Tasche fallen. Ich kramte den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schleuderte diesen ohne nachzudenken in sein Gesicht. „Oder weißt du was, fahrt doch ohne mich! Ich kann auch mit dem Bus fahren oder so!", schrie ich inzwischen vor Wut und konnte diesen nicht kontrollieren. Dann ohne noch einmal mich umzudrehen, eilte ich weg. Weg von denen. Mir war bewusst, dass ich nicht freundlich war, aber das sollte und konnte er mir nach seinem und ihr Verhalten doch auch gar nicht mehr verlangen. Er rief mehrmals nach mir und auch sie, aber das war mir egal. Es spielte keine Rolle. So was würde ich mir nicht gefallen lassen. Nie. Nie und niemals. Vor lauter Wut war ich inzwischen aus dem Flughafen und auch vom Parkplatz entfernt, doch zur Bushaltestelle müsste ich noch ein Stückchen laufen.

„Hey, Kleine. Wo ist denn dein Bruder?", begrüßte mein bester Freund, Mesut mich, als er mir entgegen lief. „Er und seine Schlampe sind gerade am Flughafen und beladen vermutlich das Auto." „Hach, das klingt ja mal wieder nach einer netten Begegnung mit deinem Bruder, nicht? Moment mal... Seine Frau?" Seine Augen weiteten sich und dann verstand er. „Ich glaub es nicht... Du hast, nein oder?" Ich nickte ihm zu. „Ich habe ihm den Schlüssel ins Gesicht geworfen." Er lachte, ich nicht. „Okay, sorry, kleine Prinzessin. Aber süß wie du dich aufregst. Vergiss doch die Vergangenheit mit der und beginne neu.",schlug er vor. „Würde ich ja gerne, aber trotzdem ist sie eine hinterhältige, dumme Kuh. Ich möchte ja nicht, dass sie sich trennen oder so, aber ich verlange, dass mein Bruder es[Absicht! Kein Fehler XD] von mir fernhält." „Hm...", gab er nur zurück und seufzte leise. Ich wusste genau an was er dachte. „Ach ja, wenn du willst, komm mit ich fahr dich heim." Ich nickte und bedankte mich dann herzlich bei ihm. „Gott sei dank, wohne ich hier, was?" Er grinste mich an. „Ja, Gott sei Dank kenne ich dich, Mesut." Er lächelte und nahm dies als selbstverständlich hin. „Und...?" „Was und?" „Was planst du so mit der Hexe?" „Sie vergiften und töten... Aber erst nach der entbindung." „Oha. Was? OHA!" „Beruhige dich mal. Alle gucken schon zu uns." „Sorry, sorry, Prinzessin." Wir liefen mit Mesut weiter, bis wir vor seiner Haustüre standen. „Kommst du kurz mit hoch?" „Nein, ich warte lieber hier." Er nickte mir zu und ging. Mein Blick fiel über die Straße und dann blieb mir die Luft weg. Er war hier. Der Typ von vorhin. Ich schluckte leicht und spürte leichte Hitze in mir. Atmen, bloß atmen, sprach ich zu mir selbst. Was war nur los mit mir? Wieso führte ich mich wie ein kleines Kind auf. Dann genau in dem Moment, als ich weggucken wollte, schaute er zu mir. Sein Lächeln verschwand und sah inzwischen nachdenklich zu mir.

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