Kapitel 5; "Entlarvt."

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Mesut kam auf mich und zog mich in eine freundschaftliche Umarmung. Neben ihm stand Timur und lächelte etwas verstohlen. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Kannten wir uns oder nicht? Doch bevor ich dazu kam irgendwas zu tun oder zu sagen, stellte uns Mesut schon vor. Wir reichten uns wieder einmal die Hände. Also wusste Mesut nichts, dass wir uns kannten. Erneut lernten wir uns kennen. „Komm setz' dich zu uns.", schlug Mesut vor und setzte sich schon mit Timur hin. „Ach komm... Ich weiß, dass du noch 40 Minuten Zeit hast und wenn du hier bist, dann bist du wohl von zuhause abgehauen, oder?" „Ja, weißt du eigentlich wie..." Der Kellner unterbrach uns. Jeder von uns bestellte und ich fuhr weiter. „Weißt du wie es eigentlich ist mit einem schwangeren Tyrann zu leben?", fuhr ich Mesut an und entschuldigte mich auf die Sekunde genau. „Sorry, Mesut. Ich bin nur sauer..." „Ich weiß, auf dein Bruder und der Frau. Hast aber gestern Abend noch überlebt, freut mich." Die Bestellungen kamen und ich spürte den fragenden Blick von Timur. Natürlich verstand er nichts, aber sollte ihn auch mein Leben schon angehen, wenn er sowieso schon eine Freundin haben sollte? Ich rollte mit meinem Augen, als ich auf meinen Teller sah und dann aß ich auch stillschweigend auf. Nebenbei trank ich meinen Kaffee. Auch die Jungs schienen sich auf das Essen zu konzentrieren und beachteten mich nicht sonderlich viel, als sie dann anschließend ein Gespräch über Fußball anfingen. Mit Fußball konnte ich nichts anfangen. Aber mit Serien und Filmen, da könnte ich mitreden. Zwischendurch sah ich zu Timur und dann zu Mesut. Beide waren gut aussehend, doch bei Timur reagierte ich anders. Er sah besser aus, irgendwie. Ich lächelte matt und trank dann aus.



Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich nur noch 15 Minuten hatte. „Ich muss dann mal los. War nett mit euch." Sobald ich mich verabschiedet hatte, ging ich zur Kasse, bezahlte und dann verließ ich das Cafe auch schon. Kaum stieg ich in mein Auto ein und startete, klingelte mein Handy. Unbekannt ruft an, stand auf dem Display. Da mein Handy mit dem Bluetooth meines Wagens verbunden war, konnte ich den Anruf entgegen nehmen, ohne mein Handy zur Hand zu nehmen. „Hallo?" „Werde sie los. Werd sie los. Sie ist ein Monster." Danach legte der Unbekannte auf. Ich machte eine Vollbremsung und mein Motor würgte ab. Genervt, geschockt und doch verwundert zugleich hielt ich mein Lenkrad fest. Meine Nägeln krallten sich ziemlich darin fest. Wer war diese Person? Wer sollte so was tun? Warum? Und wieso sollte ich wen los werden? Zu viele Fragen, doch nur eine mögliche Antwort. Es war wohl ein Streich. Nachdem ich mich beruhigt hatte, startete ich wieder das Auto und fuhr dann los. Auf dem Weg zur Schule machte ich mir viele Gedanken über den Anruf, doch ich konnte mich auf keinen der Szenarien, die ich mir ausgemalt habe, festlegen. Ich parkte auf dem Lehrerparkplatz ein und stieg langsam aus. Ich war fünf Minuten zu spät, als ich das Klassenzimmer betrat. „Good morning everyone.", begrüßte ich meine Klasse und setzte mich dann auf den Stuhl. „Open your book on page 23. Hurry up, please." Die Stunden vergingen wie im Fluge und ich hatte wieder klare Gedanken im Kopf, wenigstens bis zum Schulschluss. Sobald ich aus dem Schulgebäude war, merkte ich, dass mein Bruder vor meinem Wagen stand. „Was ist denn los?" „Nichts. Ich dachte, dass du ein ehrlicher Mensch bist. Du hattest Zeit mit Freunden zu frühstücken, aber nicht uns welches zu machen, ja? Das eigentliche Miststück bist du."



Halt mal! Abi spinnst du? Ich bin doch ..." „Sie ist schwanger, sei wenigstens eine gute Tante verdammt.", schrie er mich an und ohne es zu verstehen, was geschah, spürte ich etwas warmes und nasses meiner Wange runter rollen. Ich wischte sie sofort weg und schaute meinen Bruder an. Dieser kam auf mich zu und wollte mich umarmen. „Okay, wie du willst. Fass mich bloss nicht an. Hörst du mich?", zischte ich ihn an. Er sah etwas verstört aus und traurig, doch das spielte für mich keine Rolle mehr. Wir fuhren gemeinsam nach Hause und auf dem gesamten Weg schwiegen wir uns an. Mein Bruder betrat als erstes das Haus und ich folgte ihm. „Schatz, ich hab Hunger.", nörgelte Ilayda. „Ist ja gut ich mach gleich." Ich stieg die Treppen hoch, um meine Tasche ins Zimmer zu bringen. „Da klingelte auch schon mein Handy. „Du spielst mit dem Feuer. Hör auf! Mach es nicht! Du wirst... arghgh." Biep biep. Schweigen. Irgendwas beunruhigte mich und ich wurde aus Trance erst gerissen, als ich zum Kochen gerufen wurde. Natürlich kochte ich nur dezentes. Nicht viel. Mein Papa war nicht da, obwohl er kommen und gehen konnte, wann er wollte. Denn die Baufirma gehört ihm. Ich fühlte mich während dem Essen einsam ohne meine Eltern und dieses Schweigen. Doch dann begann Ilayda aufzuschreien und zu schwitzen. „Es... es tut weh. Ich blute. „ Erst jetzt bemerkten wir, wie sich das Teppich in rot gefärbt hatte.

Unrein.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt