Halb Fünf

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Rosies Zug zurück nach Wembley, verspätete sich um eine halbe Stunde. Als die Ansage durch die alten Lautsprecher tönte, da standen die beiden schon längst am Bahnsteig und starrten auf die rostigen Zugschienen.

Roses Gesicht erhellte sich, als die Worte an ihre Ohren drangen und auch Louis lächelte. Rosie drehte sich zu ihm um und ihr Blick fiel für einen Moment lang auf ihre Hand, die Louis fest in seiner hielt. Sein Daumen strich ganz sanft über ihren Handrücken und das Herz in Rosies Brust schlug noch immer unglaublich schnell. Leicht drückte sie Louis Hand und wie sie da so standen und sich an den Händen hielten, schien es so, als würde einer verschwinden, sobald sie sich losließen.

„Weißt du was ich glaube?", fragte Louis plötzlich leise und Rosie schüttelte ihren Kopf. Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht und Louis Finger strich die Strähne vorsichtig zurück hinter ihr Ohr. Er lächelte und kaum war sein Finger von ihrem Gesicht verschwunden, da vermisste Rosie die sanfte Berührung. „Ich glaube du bist das Glück und das Schicksal dieser Nacht", flüsterte er und sogleich wuchs das Lächeln auf ihren Lippen. Ihre Wangen röteten sich, doch dieses Mal sah sie nicht weg und das Herz in ihrer Brust schlug so schnell, dass sie befürchtete, es könnte jeden Moment aus ihrer Brust herausspringen.

Louis ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern und Rosie schaffte es in diesem Moment nicht, auch nur ein Wort zu sagen. „Und weißt du, was mir in dieser Nacht am besten gefallen hat?" Sie schüttelte erneut den Kopf und sah aus glänzenden Augen zu ihm auf. „Etwa klassische Musik?" Ein Lachen kam über Louis Lippen und dann schüttelte er den Kopf.

„Nein, es war diese junge Frau, die mir bereits in der Bahnhofshalle aufgefallen ist. Diese Frau, die alleine in der Halle saß und die ich mit nach unten in die Wartehalle genommen habe. Sie liebt klassische Musik und ich glaube, dass sie mir heute Nacht ganz schön viel beigebracht hat. Unsere Gespräche waren wahnsinnig aufregend und unser Tanz war der beste, den ich jemals erlebt habe. Ich glaube sie ist eine ganz besondere Frau, sie ist wunderschön und so mutig, dabei weiß sie das wahrscheinlich selbst gar nicht."

Er hielt für einen Moment lang inne, als er bemerkte, dass Rosie eine Träne über die Wange rollte. Sanft strich er sie mit seinem Daumen weg und dann schloss er die Arme fest um sie. Zuggeräusche erklangen und die Lautsprecher rauschten, ehe die Durchsage des einfahrenden Zuges erklang. Louis sah in den dunklen Tunnel, der in diesem Moment von den hellen Scheinwerfern des Zuges erhellt wurde.

Rosie löste sich von ihm und sein Blick fiel auf ihr schönes Gesicht zurück. Sie öffnete ihren Mund, doch noch bevor das erste Wort über ihre Lippen kam, erklang Louis Stimme. „Am Ende dieser Nacht möchte ich dir nur zwei Dinge sagen", hauchte er und blickte ihr direkt in die Augen. „Lass einfach los, denn manchmal ist das, das einzige, das einem hilft, wieder glücklich zu sein. Und Danke für die schöne, kleine Unendlichkeit, die du mir mit dieser Nacht geschenkt hast."

Der Zug hielt mit einem Quietschen am Bahnsteig, die Türen glitten auf und Menschen strömten in den Zug hinein, doch Rosie blieb an derselben Stelle stehen, an der sie auch zuvor noch gestanden hatte. Sie bewegte sich keinen Millimeter, sie sah Louis einfach nur an, seine Worte wiederholten sich in ihrem Kopf und dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und neigte sich ihm zu. Ihre Lippe legten sich auf Louis Lippen und es fühlte sich so an, als wäre dies längst überfällig gewesen. Louis schlang seine Arme ganz fest um ihren Körper, er zog sie so dicht es ging an seine Brust und mit der letzten Durchsage, die durch die Lautsprecher rauschte, da lösten sie sich voneinander. Sie sahen sich in die Augen und dann rannte Rosie los. Kurz bevor die Türen des Zuges sich schlossen, schlüpfte sie in das Innere, dann hob sie ihre Hand und wank Louis zu.

„Machs gut, Louis. Danke für alles!", rief sie und Louis hob ebenfalls die Hand. Die Türen schlossen sich und Rosie trat ganz dicht an das Fenster. Sie winkte und dann fuhr der Zug los und sobald Louis aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, lehnte sie sich mit einem leisen Seufzen gegen die Türe. Sie zog ihr Handy aus ihrer Hosentasche, tippte ihren Code ein und als ihr Bildschirm sich entsperrte, da erhellte sich ihr Gesicht.

Falls du diese Nacht wiederholen möchtest, hier ist meine Nummer, Klassische Musik Liebhaberin.

[Ende]

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18. Januar 2018

Die Unendlichkeit einer Nacht | l.tWo Geschichten leben. Entdecke jetzt