Er betrachtete sie eine ganze Weile lang. Er sagte kein Wort und bewegte sich nicht, lediglich seine Finger klopften leicht auf sein Knie.
Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, er musterte die Falte, die auf ihre Stirn getreten war und beobachtete für einen Moment lang, wie sie mit ausdrucksloser Miene durch den Raum sah. Dann senkte sie ihren Blick wieder, denn sie schaffte es nicht ihn anzusehen.
Stattdessen spürte sie seinen Blick auf ihrer Haut und ihr Herz schlug so schnell in ihrer Brust, dass sie beinahe fürchtete, es könnte jeden Moment aus ihrem Brustkorb herausspringen.
Sie nahm eine Berührung an ihrem Arm wahr, ganz leicht und sanft und als sie sich nicht bewegte, war er sich nicht sicher, ob sie seine Berührung durch den dicken Stoff ihres Mantels überhaupt bemerkt hatte. Sie ließ sich nichts anmerken und so zog er seine Hand wieder zurück und augenblicklich kribbelte es leicht an der Stelle, an der er sie berührt hatte.
Sie wandte sich ihm zu, ganz zögerlich und kaum hatte sie ihren Kopf so gedreht, dass sie ihn ansehen konnte, da stockte ihr der Atem und ihr Herz blieb für einen Augenblick lang stehen, nur um dann noch schneller als zuvor in ihrer Brust zu schlagen. Er hatte sich ihr zugewandt, sein Blick haftete noch immer auf ihrem Gesicht und er war ihr so nahe, dass sie seinen warmen Atem an ihrer Wange spürte. Es kitzelte ein wenig und beinahe gleichzeitig wandten sie den Blick ab. Er sah nach unten auf den dunklen Fußboden und sie betrachtete ihre Hand, mit der sie kleine Muster auf ihr Bein zeichnete.
Als sie ihren Kopf wieder hob, hatte er den Blick noch immer gesenkt und so konnte sie ihn einen Moment lang betrachten, ohne dass er es bemerkte. Doch das tat er und während sie ihren Blick über sein Gesicht streifen ließ, verfolgte er die Bewegungen, die ihre Finger auf ihre schwarze Hose malten.
Eine Haarsträhne rutschte aus seiner Mütze hervor, er strich sie sich zurück und dabei hob er den Blick und sah geradewegs in ihre Augen. Sie war ein wenig zurückgerutscht, doch sie war ihm noch immer so nahe, dass er die witzigen Sommersprossen auf ihrer Wange erkennen konnte.
Und sie bemerkte zum ersten Mal die schöne Farbe seiner Augen. Sie waren blau, hellblau, wie ihre Lieblingsfarbe und durch das Licht, das gedämmt auf sie herabfiel, schimmerte das Blau leicht und sie verlor sich beinahe in seinen schönen Augen. Er fuhr mit seiner Hand über die Mütze, sie verrutschte leicht und als ihm eine weitere braune Strähne in die Stirn fiel, da lächelte er und auch ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln.
Und in diesem Moment wusste sie, dass er anders war. Dabei spielte es keine Rolle, dass sie weder seinen Namen kannte, noch wusste, warum er hier mit ihr saß.
Er war so anders als er und dabei hatte sie kaum mit ihm gesprochen, doch sie spürte es ganz genau, denn er hatte nie mit ihr über Musik gesprochen, er hatte nie einfach so mit ihr gelacht und gelächelt und er hätte nie einfach so mit ihr im Keller eines Bahnhofs gesessen und sie vor dem Sturm beschützt.
Denn er war immer der Sturm gewesen vor dem sie sich gefürchtet hatte.
Sie nahm eine Bewegung an ihrer Hand wahr und als sie ihren Blick senkte und auf ihren Schoß hinabsah, da beobachtete sie, wie er nach ihrer Hand griff und sie so leicht drückte, dass sie beinahe glaubte, sie hätte sich die Berührung nur eingebildet.
„Ich bin Louis." Seine Stimme drang ganz leise an ihr Ohr und es dauerte einen Augenblick lang, bis ihre Augen wieder zu seinem Gesicht wanderten. Das Lächeln auf seinen Lippen, war noch immer da.
„Verrätst du mir auch deinen Namen?" Sie schüttelte ihren Kopf, ein schmales Lächeln lag auf ihren Lippen und Louis legte seinen Kopf schief.
„Ich verrate Fremden nicht meinen Namen."
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04. Januar 2018
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Die Unendlichkeit einer Nacht | l.t
Short StoryEine Geschichte über eine Nacht, die das Leben zweier Personen verändert. Eine Geschichte darüber, wie unendliche lange eine Nacht sein kann. [Dezember 2017] • ALTERNATIV UNIVERSUM | Louis Tomlinson • Cover von calalu