Ich öffne meine Augen und bin umgeben von völliger Dunkelheit. Bei dem Versuch mich zu bewegen stelle ich die Enge meines Aufenthaltortes fest. Sollte ich nicht ... in Panik geraten? Ich fühle gar nichts. Ich bin genauso leer wie die Dunkelheit in die ich blicke.
Ein schemenhaftes Bild von einem Menschen taucht in meinen Gedanken auf und ein Name kommt mir in den Sinn."Chu...", bringe ich mit kaum vorhandener, kratziger Stimme hervor. Ich versuche mich zu erinnern, durchforste mein Gedächnis. Aber da ist nichts was ich finden könnte. Ich bin leer.
~*~*~
Der Deckel meiner Kapsel öffnet sich mit einem leisen zischen und lässt mich frische Luft einatmen. Das grelle Licht ist ungewohnt und ich brauche einige Minuten bis ich mich daran gewöhnt habe. Als ich es endlich schaffe meine Augen offen zu halten setze ich mich schwerfällig auf und blicke mich um. Auf einmal kommen die Erinnerungen wie eine Welle zurück. Panik steigt in mir auf. Ich bin wieder aufgewacht aus dem Hyperschlaf, aber was ist mit meinen freunden? Ich versuche aus der Kapsel aufzustehen, doch meine Muskeln sind zu schwach geworden und ich falle hart auf den Boden. Mein Kopf hat die Wucht des Sturzes aufgegangen, weswegen er höllisch anfängt zu schmerzen. Vor meinen Augen tanzen Sterne und der Rand meines Sichtfeldes beginnt sich langsam schwarz zu färben.
"Was machst du denn da?", spricht eine vertraute Stimme hinter mir. Mir fällt ein Stein vom Herzen als Chu mich hochhebt und in einen Rollstuhl setzt. Anhand meines Gesichtsausdrucks weiß er genau was ich gerade denke.
"Kayla ist noch nicht aufgewacht."
Während er redet läuft er hinter den Rollstuhl und schiebt mich in eine Richtung.
"Die Aufwachmaßnahmen wurden bereits vor zwei Monaten eingeleitet. Ich war einer der ersten Bewohnern. Die Wachen waren zuerst wach, damit sie sich um uns kümmern konnten."
Wir befanden uns in einem langen, weißen Gang ohne Fenster. Zu gerne würde ich das All mit eigenen Augen sehen.
"Nicht jeder wacht wie ich sofort auf, sondern hängt zwischen Traum und Hyperschlaf fest. So wie du." Er macht eine Sprechpause und ich drehe mich vorsichtig zu ihm um, weil mein Kopf immer noch stark pocht von dem Sturz.
"Jetzt bin ich ja wach." Die acht Wochen mussten hart für ihn gewesen sein. Er macht sich immer viel zu viele Sorgen über alles und verbringt dann meist Stunden oder gar Tage alleine in einem Raum und denkt nach. In der Ungewissheit zu sein ob Kayla und ich jemals wieder aufwachen werden muss ihn verrückt gemacht haben.
"Ich denke sie wird auch die Tage ihre Augen aufmachen. Sie lässt sich nur etwas länger Zeit." Ich versuche ihn zu beruhigen doch genau wie vor der Abreise bin ich ebenfalls betrübt über die Umstände. Ich versuche stark zu sein, für uns Beide. Das war ich schon immer.
Den Rest des Weges schweigen wir. Es ist kein unbehagliches Schweigen, sondern eher ein einvernehmliches. Wir sind beide froh, dass der andere noch am Leben ist aber sorgen uns um unsere Freundin. Vor allem nach dem Geständnis, welches sie uns gemacht hatte.
Chu schiebt mich durch eine automatisch aufgehende Doppeltüre und hob mich anschließend aus meinem Rollstuhl. Meine Muskeln sind so verkümmert das ich es nicht einmal schaffe meine Arme um seinen Hals zu legen. Ich hänge einfach nur schlaff in seinen Armen und lasse mich von ihm auf ein Krankenbett legen."In einer Woche wirst du wieder die Alte sein", meint Chu und steckt ohne Vorwarnung eine Spritze in meinen Unterarm. Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und schaue meinen besten Freund verwundert an.
"Was ist das?", will ich von ihm wissen. Obwohl ich ihm vertraue ist es mir unbehaflich, wenn eine unbekannte Substanz durch meinen Körper fließt.
"Das hilft dir deine Muskeln wieder aufzubauen, wirst schon sehen." Mit einer gekonnten Handbewegung zieht er die Spritze wieder heraus und hat im selben Moment ein Pflaster auf der Stelle befestigt. Es sieht so aus als würde er das öfters machen.
Während Chu spricht schaut er mir nicht in die Augen, sondern räumt langsam seine Instrumente wieder weg.
"Es war nicht leicht einer der Ersten zu sein die wieder wach waren. Viele Wächter waren kaputt und keiner von uns hatte irgendeine Ahnung von dem Schiff oder wie man Kranke behandelt. Daher haben einige mit den Wächtern ausgemacht das sie uns unterrichten. Auf dem Planeten werden wir sie wahrscheinlich nicht reparieren können und sind damit auf uns alleine gestellt. Also haben ein paar gelernt wie man mit dem Schiff umgeht, andere sind in die Küche gegangen und so weiter. Ich habe mich dazu entschieden auf die Krankenstation zu gehen, um Menschen zu helfen. Doch vor allem wollte ich für dich da sein können wenn du aufwachst. So wie du immer für Kayla und mich da bist." Endlich sieht Chu mir direkt in die Augen. Ich lächle, jedoch erwidert er es nicht. Irgendwas ist passiert was er mir nicht erzählen möchte."Chu, was -", will ich ansetzen aber er schneidet mir das Wort ab.
"Ich bringe dich jetzt in den Trainingsraum damit du mit der Rehabilitation anfangen kannst."
~*~*~
Das Training fällt mir schwer. Zuerst machen wir Übungen wie meine Arme oder meine Beine leicht anheben während ich liege. Mehr als ein paar Zentimeter schaffe ich allerdings nicht und gerate schnell ins Schwitzen. Chu ist die ganze Zeit bei mir und feuert mich an, ermutigt mich dazu weiter zu machen. Dennoch ist da dieses Gefühl das er mir etwas verschweigt.
Die nächsten Tage vergehen schnell und wie sonst auch ist Chu an meiner Seite, wenn er nicht gerade in der Krankenstation arbeiten muss. Nach und nach wachen Leute auf und seine Aufgabe ist es sie von den Kapseln abzuholen, die Spritze zu geben und sie bei der Krankengymnastik zu beaufsichtigen.
Mittlerweile habe ich wieder so viele Muskeln aufgebaut, dass ich alle Tätigkeiten alleine erledigen kann, auch wenn ich meist etwas wacklig dabei bin.Momentan befinden wir uns in einem der leerstehenden Zimmern und spielen Karten. Die Tage habe ich darüber nachgedacht ob ich es mir nur einbilde oder ob Chu sich wirklich etwas anders verhält.
"Chu, was ist los? Du bist schon seit ich aufgewacht bin so komisch. Ist es wegen Kayla oder ist was passiert in den zwei Monaten?" An seinem plötzlich verändertem Gesichtsausdruck merke ich, dass ich Recht hatte. Es ist etwas passiert.Er legt die Karten auf den Tisch und sieht mich mit einem wehmütigen Blick an. Ich frage mich wieso er es mir nicht schon längst erzählt hat, immerhin bin ich seine beste Freundin.
Mein Herz pocht heftig und mein Atem geht schneller, nachdem er die folgenden Worte ausgesprochen hat.
"Einige Kapseln wurden manipuliert."
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Other life
FantasíaMit pechschwarzen Augen sieht die Kreatur mich an. Ihr Gesicht zeigt keinerlei Ausdruck von Mitgefühl oder Schuld. Der Blick ist emotionslos. Wie ein Tier bin ich gefesselt. Hilflos, in der Falle. Niemals werde ich hier lebend rauskommen. Das eist d...