3 - Die Ankunft

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Das Blut gefriert mir in den Adern und mir bleibt die Luft zum Atmen weg. Was meint er mit die Kapseln wurden manipuliert?

Mir wird schwindelig und ich taumle, versuche mich ungeschickt irgendwo fest zu halten und drohe zu stürzen. Chu fängt mich im richtigen Moment auf und hilft mir sanft zu Boden.

Es fühlt sich an als würde die Welt unter mir zusammenbrechen.

"Aber ... Ich ... Kayla ... Wir ...", versuche ich erfolglos meine Gedanken in Worte zu fassen. Meine Zunge fühlt sich viel zu groß für meinen Mund an und ich habe die Befürchtung daran zu ersticken.

"Ganz ruhig, du musst weiter atmen." Chu scheint sich mit der schrecklichen Neuigkeit bereits abgefunden zu haben, denn äußerlich bleibt er ganz ruhig und streicht mir beruhigend über den Rücken. Ich fühle wie heiße Tränen in mir aufsteigen doch ich halte sie zurück. Noch nie habe ich vor Chu geweint und ich habe es auch nicht vor.

"Erinnerst du dich an die Proteste gegen die Idee uns auf einen anderen Planeten zu retten?" Er macht eine kurze Pause um auf eine Antwort von mir zu warten, aber ich kann einfach nur teilnahmslos in die Leere blicken. Die Kapseln wurden manipuliert. Kayla. Sie wird vielleicht niemals wieder aufwachen. Ich werde ihr niemals sagen können, dass ich sie lieb habe und das ich froh bin ihre beste Freundin zu sein. Niemals.

"Ich habe heimlich ein Gespräch mitgehört wie jemand, der auf der Brücke arbeitet erzählt hat, dass manche Kapseln defekt sind. Das heißt sie wurden nie aktiviert und die Person damit nicht in den Hyperschlaf versetzt. Ich..." Chu stockt kurz und dreht meinen Kopf so, damit ich ihn direkt ansehen muss.
"Ich hatte die ganze Zeit solche Angst, dass eine der manipulierten Kapseln deine war. Man kann nicht reinschauen und sehen ob derjenige noch lebt oder bereits tot ist. Aber wenn ich deine Kapsel manuell geöffnet hätte, dann hättest du vielleicht massive Schäden davon getragen. Das konnte ich dir nicht antun." Ich sehe wie Chu schwer schluckt. In mir kommen Schuldgefühle auf. Ich habe ihn so lange warten lassen mit dem quälenden Gedanken ich könnte bereits tot in meiner Kapsel liegen. Langsam löse ich mich aus meiner Schock-starre und umarme meinen  besten Freund. Ich bemerke wie er sich unter meiner berührung entspannt und mich fest an sich drückt.

Eine ganze Weile sitzen wir so da und schweigen während er seinem Kummer freien Lauf lässt.

  ~*~*~  

Nachdem er einige Male wegen neu Aufgewachten auf die Krankenstation musste tritt er in mein Zimmer mit einem gequältem Lächeln ein. Noch immer nichts von Kayla. Während wir etwas Karten spielen erzählt er mir von der Terror-Organisation, die gegen den Plan war die Menschheit auf einen neuen Planeten zu retten. Durch ein Ablenkungsmanöver, indem sie vortäuschten das Schiff kapern zu wollen, konnten sie einige Kapseln unbemerkt deaktivieren. Allerdings wurden alle Beteiligten auf der Erde zurück gelassen. Als einige Kapseln Skelette beinhalteten wurde klar was eigentlich das Ziel der Terroristen war. Aber da war es eben schon zu spät.

Ich schweige, denke über seine Worte nach. Der Gedanke an die Möglichkeit, dass es Terroristen unbemerkt in Kapseln geschafft haben können beschäftigt mich. Allein die Tatsache noch immer Menschen zu haben die die Menschheit vernichten wollen lässt mich erschaudern.

"An was denkst du? Du starrst schon seit zehn Minuten ein Loch in die Karten." Besorgt blickt er mich an und wartet auf eine Antwort meinerseits. Da ich ihn mit meinen Gedanken nicht beunruhigen möchte weiche ich seinem Blick aus und ziehe eine Karte vom Stapel.

"Lass uns Kaylas Kapsel öffnen. Bis zur Ankunft sind es nur noch zwei Wochen und du hast selbst gesagt, dass es beim manuellen öffnen Schäden geben könnte. Was heißt das Kayla eine Chance hat ohne Schäden aufzuwachen. Wir müssen es versuchen, ihr läuft die Zeit davon. Bitte."

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