Nachdem wir uns eine Weile ausgeruht haben laufen wir in gemütlichem Tempo weiter. Die andere Kapsel ist noch immer kein Stück näher gekommen und mir ist bewusst geworden, dass wir wahrscheinlich die Nacht auf der Ebene verbringen müssen. Wohl ist mir dabei nicht, aber wir haben keine andere Möglichkeit. Die Sonne nähert sich immer mehr dem Horizont, bis zu unserer Kapsel schaffen wir es vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurück.
Leider haben wir das Pech eine Kapsel ohne Wächter erwischt zu haben. Die Technologie in ihm hätten wir gut gebrauchen können, zum Beispiel wie viel Zeit bereits vergangen ist. Mich interessiert es sehr wie lange der Tag auf diesem Planeten ist und wie lange wir bereits gelaufen sind.
~*~*~
Ich lasse einen lauten Seufzer los und bleibe stehen. Mir tut alles weh, ich bin wahnsinnig erschöpft und benötige eine lange Pause. Die Schwerkraft fühlt sich auf diesem Planeten viel stärker an.
"Lasst uns für die Nacht hier bleiben", rufe ich laut damit alle mich hören können. Keiner protestiert. Alle scheinen so erschöpft zu sein wie ich es bin.
Wir benötigen eine Weile bis die Zelte stehen, da keiner von uns das schon einmal gemacht hat. Als wir endlich fertig sind ist es bereits dunkel geworden.
Die Temperatur ist nur etwas gefallen und wird begleitet von einer unangenehmen Schwüle. So etwas habe ich noch nie zuvor gefühlt.
Auf ein Feuer haben wir verzichtet. Zum einen weil es hier weit und breit kein Holz gibt und zum anderen weil wir keinen Brand auslösen wollen.In jedes Zelt passen fünf Menschen, weswegen nun nebeneinander ebenso viele Zelte stehen. Ich habe mich dafür entschieden Wachen einzuteilen um der Gruppe ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Chu und ein anderer Junge haben sich für die erste Schicht freiwillig gemeldet, wodurch ich mich für ein paar Stunden ausruhen kann. Ich habe mich für die zweite Schicht gemeldet, zusammen mit einem anderen Mädchen.
~*~*~
Mein Schlaf ist unruhig und mich plagen Albträume. Die Luft ist sehr unangenehm geworden, meine ganze Kleidung klebt an mir vor Schweiß. Immer wieder wache ich auf weil ich das Gefühl habe durch die Schwüle nicht genug Sauerstoff zu bekommen. Obwohl davon viel zu viel in der Luft ist.
Ebenso unangenehm ist die bedrückende Stille. Noch nie habe ich eine Umgebung erlebt in der es nicht ein einziges Geräusch gibt. Nur das Rascheln der Schlafsäcke unterbricht die Stille des Planeten.
Schweißgebadet wache ich auf, vor meinem Gesicht erblicke ich einfach nur Dunkelheit.
"Mhm...". Schläfrig kneife ich die Augen zusammen um zu erkennen wer mich aus den Albträumen befreit hat, aber es ist zu dunkel. Ich erkenne überhaupt nichts.
"Du bist dran mit der Wache. Ich habe dich etwas länger schlafen lassen." Chu flüstert damit er niemanden aufweckt.
Ich kneife erneut meine Augen zusammen. Vielleicht muss ich mich erst an die Dunkelheit gewöhnen."Hier, das macht Licht." Etwas unbeholfen drückt er mir einen kleinen Zylinder in die Hand, da er mich erst abtasten muss um meine Hand zu finden. Nachdem ich kurz den Gegenstand gefühlt habe bemerke ich einen Knopf.
"Danke", flüstere ich zurück und gehe mit Chu aus dem Zelt. Draußen drücke ich auf den Knopf und es erscheint ein Lichtstrahl aus dem Zylinder.
"Eine Taschenlampe!" Begeistert schwenke ich den Strahl hin und her.
"Mach sie bitte nur im Notfall an. Zwar ist daran eine Kurbel um sie wieder aufzuladen, aber ich habe während meiner Schicht sehr seltsame Geräusche gehört. Da draußen ist irgendwas." In seinem schwach beleuchtetem Gesicht erkenne ich Angst.
~*~*~
Das Mädchen mit dem ich meine Schicht teile kommt aus einem anderen Sektor wie ich, weswegen wir uns noch nie zuvor begegnet sind. Sie ist nett und wir erzähle uns leise Geschichten aus unserem Leben, wobei es nichts spannendes zu erzählen gibt. Unter der Erde eingepfercht sein Leben zu verbringen ist nicht sonderlich aufregend.
Wir sitzen Rücken an Rücken, verzweifelnd versuchend irgendetwas zu sehen. Die Dunkelheit ist undurchdringlich und noch immer hört man kein einziges Tier. Nicht einmal Wind weht auf der Ebene. Als würde der ganze Planet schlafen.
"Meinst du wir können hier überleben?", fragt mich May nach einem längeren Schweigen. Ich antworte nicht direkt, sondern denke nach.
"Ich weiß es nicht. Allerdings werde ich nicht aufgeben. Ich werde bis zu meinem letztem Atemzug ums überleben kämpfen. Sonst wäre alles umsonst gewesen. Das Leben im Untergrund, der Hyperschlaf und die ganzen Verluste." Ich fühle wie erneut in mir der Schmerz aufkommt, versucht mich einzunehmen. Tränen steigen in mir auf obwohl ich verzweifelt versuche sie zurückzuhalten. Zu meinem Glück ist es dunkel, wodurch May nicht sehen kann wenn ich weine. Ich muss stark bleiben.
"Es tut mir leid wegen deiner Freundin. Ich habe gehört was passiert ist, es gingen viele Gerüchte und Erzählungen rum. Zwar kann ich mir nicht denken was du damit durchmachst, aber ich kann dir mein Ohr anbieten. Wenn du reden willst, dann komm einfach zu mir. Ich erzähle auch nichts weiter, darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen." Ich höre wie sie sich bewegt und auf einmal fühle ich ihre Umarmung.
Die Gewissheit, dass jemand für mich da ist tut gut. Ich möchte vor Chu nicht mehr schwach wirken, er muss sich auf mich verlassen können. Die ganze Gruppe muss sich auf mich verlassen könne. Allerdings habe ich das Gefühl May vertrauen zu können. So gebe ich mich für einen Moment meinem Schmerz hin und lasse alles raus.
Die Stille wird durchbrochen von einem seltsamen Schrei. Es klingt nicht wie ein Tier, auch nicht wie ein Mensch. Das Geräusch lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und ich halte unwillkürlich die Luft an. Es war nur ein kurzer Augenblick in dem der Schrei aus der Ferne ertönte, doch er reichte. Ich weiß nicht was das war, aber herausfinden will ich es erst recht nicht.
DU LIEST GERADE
Other life
FantasyMit pechschwarzen Augen sieht die Kreatur mich an. Ihr Gesicht zeigt keinerlei Ausdruck von Mitgefühl oder Schuld. Der Blick ist emotionslos. Wie ein Tier bin ich gefesselt. Hilflos, in der Falle. Niemals werde ich hier lebend rauskommen. Das eist d...