6 - Die Entscheidung

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"Was war das?" May klingt genauso panisch wie ich mich fühle. Sie flüstert so leise sie kann aus Angst, dass das Wesen sie vielleicht hören könnte.

"Ich weiß es nicht. Es klang so als würde es aus der Richtung kommen wo wir hin wollten. Warten wir auf Sonnenaufgang und lass uns die Anderen darüber informieren." Meine Stimme zittert, ebenso wie mein Körper. Meine Gedanken malen sich schreckliche Bilder zu dem Geräusch aus.

"Wir können da jetzt nicht mehr hin! Was wenn es ein schreckliches Tier ist und uns alle umbringt?" Sie ist aufgestanden und klingt sehr hysterisch. Durch die Dunkelheit kann ich nicht sehen was sie gerade macht und wie sie aussieht. Um die Taschenlampe anzumachen fehlt mir jeglicher Mut.

"Beruhige dich. Egal was es ist so weit weg kann es uns nicht aufspüren. Lass uns einfach warten bis es hell wird. Außerdem haben wir Waffen, notfalls töten wir es. Falls es überhaupt ein Tier war..." Ich wusste selbst, dass meine Versuche May zu beruhigen nicht funktionieren. Die Angst hat sich auch in meine Knochen eingenistet. Auf einmal ist mir kalt geworden und ich fröstle. Wieso hat Chu mir nicht gesagt wie furchteinflößend das Geräusch ist? Und wir wollen direkt darauf zulaufen.

~*~*~

Am nächsten Morgen bauen wir die Zelte ab und ich habe den Leuten mitgeteilt, dass ich mit ihnen über etwas reden muss. Jetzt sitzen alle im Halbkreis vor mir und warten das ich anfange zu sprechen. Ich laufe etwas auf und ab, versuche die richtigen Worte zu finden.

"Wer von euch hat das Geräusch gehört?", fange ich endlich an zu sprechen. Ein paar heben verängstigt die Hand. "Könnt ihr es den anderen beschreiben?"

"Es klang ... unglaublich furchteinflößend. Lief mir eiskalt den Rücken runter", spricht ein Junge und schaut dabei verstört zu Boden.

"Wie ein seltsames Tier auf Jagt", wirft May in die Runde. "Als würde es seine Kameraden rufen wenn es Beute gefunden hat."

"Gut, danke. Jetzt haben diejenigen die es nicht gehört haben eine ungefähre Vorstellung von der Erfahrung." Mittlerweile habe ich aufgehört auf und ab zu laufen. "Zuerst möchte ich von euch wissen ob alle damit einverstanden sind wenn ich die Leitung übernehme. Das bedeutet vollkommenes Gehorsam mir gegenüber, auch wenn ich bei den meisten Entscheidungen alle Meinungen hören möchte. Früher gab es immer einen der das Sagen hatte. Da wir keine Wächter haben muss das einer von uns übernehmen. Alle die dafür sind heben bitte jetzt die Hand." Ich warte um zu sehen wieviele Hände nach oben gehen. Sämtliche Hände gehen nach oben, bis auf das Mädchen, welches mich anscheinend nicht sonderlich leiden kann. Sie schaut genervt in die Ferne und versucht mich zu ignorieren.

"Wieso bist du dagegen?", frage ich laut in die Gruppe. Augenblicklich dreht sie den Kopf zu mir um, erschrocken darüber das sie angesprochen wird.

"Du bist doch psychisch gar nicht in der Lage unsere Anführerin zu sein. Der Verlust von deiner kleinen Freundin tut dir viel zu sehr weh. Halte uns nicht für blöd, wir wissen alle davon. Immerhin hast du dich über eine Woche in verschiedenen Zimmern zum Heulen verkrochen. Und jetzt willst du uns führen? Pah." Verachtung liegt in ihrem Blick. Als sie Kayla erwähnt fühle ich erneut den Schmerz in meiner Brust, doch ich gebe ihr nicht die Genugtuung es mir anmerken zu lassen. Stattdessen lächle ich.

"Du hast Recht, ich habe über meine verstorbene Freundin getrauert. Aber kann mir das jemand vergelten? Einen geliebten Menschen zu verlieren schmerzt und ich habe das Recht um sie zu trauern. Ich habe auch das Recht damit abzuschließen und weiter zu leben. Genauso wie ich das Recht habe mich um unsere Gruppe zu kümmern. Ich habe kein Interesse daran wegen mangelndem System auf diesem fremden Planeten auszusterben. Deshalb habe ich mich dafür entschieden die Leitung zu übernehmen. Nicht weil ich damit den Verlust vergessen möchte, sondern weil ich weitere Verluste verhindern will. Also frage ich dich nochmal: Bist du bereit mir zu Folgen?" Ich habe mich vor sie hingekniet um auf einer Augenhöhe zu sein. Damit wollte ich ihr verdeutlichen, dass ich mich nicht als etwas besseres sehe sondern lediglich die Gruppe beschützen möchte. Wenn jeder auf die Idee kommt sein eigenes Ding durchziehen zu wollen werden wir nicht lange überleben.

Das Mädchen schließt die Augen und lässt einen tiefen Seufzer los. Als sie die Augen wieder öffnet hebt sie ihre Hand und lächelt mich gezwungen an.

"Hoffe du bist jetzt zufrieden." Ich ignoriere ihren bissigen Kommentar und stelle mich wieder hin, damit ich alle ansehen kann.

"Jetzt, da das geklärt ist kann ich zu dem eigentlichen Thema zurückkehren. Die Geräusche von heute Nacht kommen aus der Richtung wo wir die andere Kapsel gesehen haben. Obwohl wir etwas bewaffnet sind ist mir unwohl bei dem Gedanken auf das Unbekannte zuzulaufen. Immerhin wissen wir noch nicht ob es auf diesem Planeten zivilisiertes Leben gibt." Ich lege eine kurze Pause ein bevor ich weiter spreche.
"Wer dafür ist auf das Geräusch und damit die Kapsel zuzugehen hebt die Hand." Viele denken kurz nach, weswegen eine längere Schweigepause entsteht. Dennoch hebt die Mehrheit die Hand.

"Sechzehn. Alles klar, dann ist es entschieden. Wir werden auf das Unbekannte geradewegs drauf zulaufen." Ich habe bei der Abstimmung nicht meine Hand gehoben. Dadurch wollte ich einerseits die Entscheidung nicht beeinflussen, während ich andererseits dagegen bin.

~*~*~

Nachdem wir etwas gegessen hatten machten wir uns auf den Weg zu der Kapsel. Mittlerweile habe ich mich an die fremde Luft gewöhnt und mir ist nicht mehr die ganze Zeit schwindelig. Nur die veränderte Schwerkraft und das viele Bewegen macht mir zu schaffen. Durch das lange Laufen von gestern habe ich Muskelkater an meinem ganzen Körper, wodurch wir noch langsamer voran kommen.

Die Menschen, die Waffen tragen laufen vorne um bei einer möglichen Gefahr den Rest der Gruppe beschützen zu können. Ich bin einer davon, weil ich auf dem Schiff das Bogenschießen gelernt habe.

"Bist du dir sicher, dass du die Gruppe direkt darauf zulassen lässt?", fragt Chu mich als die zweite Gruppe der Bewaffneten etwas weiter hinter uns läuft, sodass uns keiner hören kann.

"Nein, aber es war eine demokratische Entscheidung. Zudem ist es besser zu wissen was genau das war und ob es gefährlich ist. Immerhin sind wir auf einem fremden Planeten. Wer weiß was es hier für Lebewesen geben kann." Ich klinge entschlossener als ich es bin. Ob er es merkt weiß ich nicht, im Moment ist es mir auch egal. Wichtiger ist das wir nicht geradewegs in unser Verderben laufen.


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Ich bin jetzt schon ein paar Tage an dem nächsten Kapitel dran aber es gefällt mir einfach nicht wirklich und ich komme nicht vorran.

Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit und versuche es neben dem ganzen anderen Zeug das ich tun muss fertig zu stellen.

Liebe Grüße ^-^

Other lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt