Jemand, den ich nicht sah (1)

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Rrrrring.... Rrrrring.... Rrrrring...

Ich blinzelte mit den Augen und tastete mit den Händen nach meinen Wecker. Es war 7:00 Uhr morgens und ich kroch langsam aus meinem Bett. Die Sommerferien waren vorbei und heute beginnt wieder die Schule. Ich schleppte mich ins Badezimmer und schaltete die Dusche an. Mir tat der Rücken weh, da ich gestern bis spät Abends Arbeiten musste.

Ich arbeite neben der Schule in einem kleinen Café als Kellnerin um mir meine Wohnung bezahlen zu können.
Meine Eltern haben sich vor zwei Jahren getrennt und da zu meiner Mutter kein Kontakt besteht, und mein Vater mit seiner neuen Freundin zusammen gezogen ist, lebe ich allein.
Er bezahlt monatlich etwas für meine Miete und für das essen. Leider reicht es nicht und deswegen gehe ich nebenbei arbeiten. Ich besitze nicht viel, aber das was ich habe reicht mir. Meine Wohnung hat ein kleines Wohnzimmer, verbunden mit meiner Küche. Ein Schlafzimmer und ein kleines Badezimmer.

Ich spürte das Wasser auf meinen Rücken und die wohlige Wärme.
Ich stand solange unter der Dusche das ich komplett die Zeit vergessen habe und mich schnell abtrocknete.

"Scheiße, erster Schultag und ich komme schon wieder zu spät..."

Mit dem Handtuch auf dem Kopf und der Zahmbürste im Mund, versucht ich mich anzuziehen. Ich steckte ein paar Bücher in die Tasche und einen Apfel mit einer Flasche Wasser.
Ich trank noch schnell einen Kakao, den ich jeden morgen trank.

Ich rannte aus der Tür und schloss sie hinter mir, um sie dann abzuschliessen. Mit noch leicht nassen Haarspitzen rannte ich zur Bushaltestelle. Von weitem sah ich schon den Bus und den Busfahrer, der  mir dabei zu sah wie ich mich abhetzte. Die Türen schlossen sich und der Bus fuhr an mir vorbei.

"Das ist ja mal wieder typisch..."

Ich suchte in meiner Tasche nach meinem Stundenplan um zu sehen, welchen Lehrer ich in den ersten Stunden habe. Ich faltete das Blatt auseinander und schaute auf den heutigen Tag.

"Zum Glück... Ich habe in den ersten zwei Stunden bei Frau Mayer."

Frau Mayer war eine nette, junge Lehrerin. Sie hatte geheiratet und wurde kurz darauf Schwanger.

Ich gehe auf eine Gesamtschule und bin ab heute in der 12ten Klasse. Also im zweiten Jahr meines Abiturs. Ich bin 18 Jahre alt und möchte nach meinem Abi Fotografie Studieren.

Für mich gibt es nichts schöneres als Momente festzuhalten und ihnen einen gewissen Ausdruck zu verleihen. Den mit der Fotografie gibt man einen Moment Dauer.

Ich lief zur Schule ohne auf den nächsten Bus zu warten. Der nächste wäre erst in 15 minuten da gewesen und bis dahin bin ich schon an der Schule.

Als ich angekommen bin lief ich die Treppe hoch zum Klassenzimmer.
Ich freute mich schon auf Sasha. Sie ist meine beste Freundin und wir kennen uns schon seit Kindertagen. Wir hatten uns in den Ferien kaum gesehen.

Am Klassenzimmer angekommen atmete ich einmal tief durch und klopfte an die Tür. Ich drückte die Klinke nach unten und bereitete mich schon innerlich für den Entschuldigungstext, der immer der selbe war, vor.

Die Tür öffnete sich und ich sah wie alle Schüler zu mir schauten. Ausserdem sah ich noch jemanden, oder besser gesagt ich sah jemanden nicht. Den vorne stand nicht die nette, junge Lehrerin Frau Mayer, sondern ein junger, ernst Blickender Mann.

Der rote Faden des Schicksals - Levi x reader (Lehrer) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt