Nuck Teil 3

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Die Hochzeit war absolviert. Sebastian und Magdalena waren auch schon auf dem großen Balkon und haben dem Volk zugewunken und mitgeteilt, dass sie jetzt die neue Königin über dem Lande Büttinghaus ist.

Ich stand am Rande der tanzenden Menge und trank aus einem Kelch etwas Rotwein. Als ich in der Entfernung Elisabeth entdeckte, schlich mir ein Lächeln auf die Lippen. Sie hatte mich ebenfalls erblickt und kam auf mich zu. „Schön das du da bist.", sagte ich zu ihr, als sie endlich vor mir stand. „Ich habe mich beeilt, Sir.", sagte sie und strich sich dabei eine Strähne aus dem Gesicht. „Dafür siehst du aber echt gut aus.", sagte ich. Man sah, wie sich auf ihren Wangen ein Rot schimmer bildete. Dies ließ mich grinsen. „Tanzen?", fragte ich, und stellte meinen Kelch auf den Tisch neben mir. „Gerne.", sagte sie. Ich nahm ihre Hand und führte sie zwischen die tanzende Gesellschaft. Meine Hand platzierte ich an ihrer Hüfte. Sie legte ihre eine auf meine Schulter nieder und die andere nahm ich in meine noch freie Hand. Nun begannen wir zur Musik zu tanzen. „Das können sie richtig gut.", lobte sie mich nach nur einigen Schritten. „Ich habe das schon seit ich klein bin als Unterricht. Genau für solche Augenblicke.", erklärte ich ihr, während ich sie einmal rum wedelte. Ihr langes blondes Haar flog genauso schön wie ihr Kleid. „Du kannst das aber auch sehr gut.", machte ich ihr ebenfalls ein Kompliment. „Vielen Dank, Herr.", lächelte sie.

Wir tanzten noch eine Weile, bis uns die Puste ausging. Erschöpft setzten wir uns an einen Tisch und erzählten und tranken Rotwein. „Hallo Manuel.", sagte Sebastian neben uns. „Das ist Magdalena.", lächelte er und zeigte auf die neue Königin neben ihn. Ich musterte sie. Hässlich war sie auf jeden Fall nicht. „Hi.", sagte ich dennoch trocken. Elisabeth hingegen stand auf und machte einen Hofknicks. „Ich fühle mich geehrt Königin.", sagte sie. Ich verdrehte die Augen und stütze mein Gesicht auf meine Hand. Magdalena machte ebenfalls einen Knicks. Gute Manieren hatte sie ja. Sie schien Elisabeth nicht unterzuordnen. „Was ist deine Fähigkeit?", fragte sie Elisabeth. „Ich kann Objekte schweben lassen.", erzählte diese und ließ gleich meinen Kelch anheben. „Meiner.", lachte ich und fing ihn in der Luft auf und nahm direkt einen Schluck. „Und du?", fragte mich jetzt Magdalena. Ich verschluckte mich direkt und fing an zu husten. Wie unangenehm war das bitte. Elisabeth reagierte zum Glück. Sie tippelte schnell um den Tisch und haute mir auf den Rücken. Keuchend schaute ich zu dem frisch getrauten Paar hoch. Sebastian schaute mich warnend an. Er schämte sich für mich, war ja klar. Aber es war mir egal. „Meine? Ehm, ich kann nichts.", sagte ich. Sebastian presste seinen Kiefer zusammen. „Du bist ein Nuck?", fragte Magdalena empört. „Jop.", antwortete ich abwertend und trank nochmals etwas, damit das kratzen in meinem Hals weniger wurde. „Schwester.", hörte ich eine Stimme, die ich nicht kannte. Es war der Mann, den ich für einen Knappen hielt. „Was ist denn?", fragte Magdalena. Verunsichert sah der junge Mann in die Runde. „Entschuldige die Störung, können wir kurz reden?", fragte er an Magdalena gewandt. „Geh ruhig.", sagte Sebastian. Dankend verschwand Magdalena mit ihrem Bruder. „Du kannst es doch nicht jetzt schon sagen. Hast du sie noch alle? Du bist ein Gespött, hör auf das noch überall breitzutreten!", schimpfte er mich an. Wie gerne hätte ich ihm gerade den Wein übergekippt. Doch ich tat es nicht. „Sie hätte es doch eh erfahren.", sagte ich also nur ruhig. Elisabeth stand immer noch hinter mir, die Hand schützend auf meiner Schulter. „Ich brauche frische Luft, komm Elisabeth.", sagte ich, sah Sebastian sauer an und ging los. Sie hinter mir her. „Wohin wollen sie, Herr?", fragte sie. Ich ging mit schnellem Fuß hinaus. „Einfach raus. Komm einfach mit.", antwortete ich. Ohne weiter zu fragen, folgte sie mir.

Wir gingen in den Garten hinein und setzten uns auf eine Hängeschaukel, die Platz für zwei hatte. Es wehte eine frische Brise an diesem Sommerabend. Unsere Gärtner hatten den Garten ordentlich gepflegt und die Blumen blühten in wunderschönen Farben. „Ist alles okay, Herr?", fragte Elisabeth. Ich lehnte mich zurück und sah sie an. „Nenn mich doch einfach Manu.", sagte ich und lächelte. „Oh, okay.", sagte sie verlegen. Eigentlich war eine Freundschaft zwischen Gesinde und einem Burgherrn oder dessen Verwandtschaft nicht üblich. Aber bei Elisabeth wollte ich eine Ausnahme machen. Dafür mochte ich sie zu gerne. Vielleicht war sie ja die Lösung für meine Einsamkeit. Vorsichtig schielte ich zu ihr rüber. „Du sag mal, hast du eigentlich einen Partner?", fragte ich sie. Sie sah mich jetzt auch an. „Nein. Meine Mutter sieht das alles etwas lockerer. Sie meint ich solle auf den Richtigen warten. Sie ist nicht so für die Zwangsheirat.", erklärte sie mir. Ich nickte und ließ die Stille eintreffen. Man hörte nur Grillen und die dumpfe Musik mit dem Gelächter der Feiernden. „Schön ist es hier.", hauchte Elisabeth, um die Stille zu brechen. „Allerdings.", murmelte ich zurück und ließ mich runterrutschen. Meinen Arm legte ich dabei sachte an die lehne hinter Elisabeth. Mein Herz begann zu Klopfen. War das komisch, wenn ich das tue was ich vorhatte? Aber ich war der Prinz. Eigentlich dürfte sie mich nicht ablehnen. Okay, ich war ein Nuck. Na klar durfte sie das. Trotzdem wollte ich es ausprobieren. Ich ließ meinen Arm auf ihre Schultern fallen und zog sie sanft an mich ran. Sie machte sogar mit und legte ihren Kopf an meine Schulter. Ich musste lächeln. Es war das erste Mal, dass ich einem Mädchen so nahekam.


Nuck / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt