Nuck Epilog Teil 3

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Wir ritten Richtung Schloss. Man konnte es schon in der Ferne erkennen. Mir war unwohl. Lange hatte ich die hohen Türme mit den großen Fenstern nicht mehr gesehen. Ich habe es gemieden. Selbst als mein Bruder und Magdalena den Prinzen vorgestellt hatten, war ich nicht hergekommen. Ich wollte nie jemanden sehen. Und ich war schließlich verbannt worden. Ich war ebenso unerwünscht.

Das große Tor war verschlossen. Als Patrick und ich näher kamen, wurde es aber runter gelassen und wir durften passieren. „Unheimlich hier zu sein.", sagte ich zu Patrick. Er nickte mir zu.

Die Pferde gaben wir Josef, der schon wartete. „Schön sie zu sehen.", sagte er zu uns. Er war so alt geworden, was mich erschreckte. Sein Haar war grauer als eh und je und auch hatte er viele falten bekommen. „Dich auch.", lächelte ich ihm zu. Dann drehte er sich um und führte unsere Pferde zum Stall. Aufgeregt drehte ich mich zu Patrick. „Wollen wir rein gehen? Wir werden sicher schon erwartet.", sagte er. Ich holte tief Luft und nickte.

Es sah alles noch genauso aus wie ich es in Erinnerung hatte. Die hohen langen Korridore, die alten Gemälde unserer Familie. Meine Wenigkeit an der Wand. Ich. Ich blieb stehen und schaute auf das Gemälde von mir. Ich kannte es nicht. „Was ist?", fragte Patrick mich. „Das ist neu. Ich kenne es nicht.", murmelte ich. „Vielleicht wurde es gemalt, als du schon weg warst.", munkelte Patrick. „Aber wieso?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. „Du bist schließlich Teil der Königsfamilie. Du gehörst an diese Wand." Mein Blick wich von dem Gemälde und ich schaute zu Patrick, der hochsah und ein Lächeln trug. „Wir sollten zum Festsaal gehen. Dort ist treffen und ich vermute wir werden danach in die Kapelle gehen.", fuhr er fort und schaute jetzt wieder zu mir. „Dann lass uns. Ich freue mich ja schon so sehr meine Familie zu sehen."

Die großen Türen des Festsaals standen offen. Innen tummelten sich schon einige Personen. Mägde und meine Familie. Mein Bruder saß auf einer Bank, neben ihm saß ein Kind. Das müsste mein Neffe sein. Magdalena stand etwas abseits und sprach mit einer Magd. Als sie uns sah grinste sie und tippelte auf uns zu „Bruderherz.", hauchte sie, als sie Patrick in ihren Arm schloss. Dieser hob sie mit Leichtigkeit an und wirbelte sie einmal rum. „Ich habe dich so vermisst.", sagte er und schniefte in ihre Schulter. Als sie sich dann lösten, sah sie zu mir. Ihren Kopf legte sie schief und ihre Lippen trugen ein Lächeln. Dann schloss sie auch mich in ihre Arme. Etwas schüchtern erwiderte ich. „Freut mich das du gekommen bist. Du bist willkommen.", flüsterte sie in mein Ohr. Willkommen? „Wie meinst du das?", fragte ich sie, als wir die Umarmung beendeten. „Ich war nie dafür, dass du aus dem Reich verstoßen wirst. Und ich denke König Sebastian hat es mittlerweile auch eingesehen." Ich schaute verwirrt zu Patrick, der ebenso verwirrt die Schultern anhob und wieder senkte. „Begrüß ihn.", sagte Magdalena nun und deutete mit ihrer Hand zu meinem Bruder. Ich wollte nicht. Doch ich musste. Ich strich mir meinen Anzug gerade und ging mit kurzen Schritten auf Sebastian zu. Als ich dann neben ihm stand, sah er zu mir hoch. Auch er war alt geworden. Ich erkannte unter seinem Hut graues Haar. Würde ich auch irgendwann so hässlich aussehen? Schließlich sahen wir uns ähnlich. „Manuel.", seufzte er und stand auf. Ich konnte gar nicht reagieren, da hatte er schon seine Arme um mich gelegt und drückte mich feste gegen seinen Körper. Zuerst drückte ich mich von ihm weg, da die alten Erinnerungen hoch kamen. Doch dann schloss auch ich meinen Bruder in eine Umarmung. „Danke das du gekommen bist. Vater hätte das sehr viel bedeutet.", sagte er und ließ seine Hand auf meiner Schulter liegen. „Wer ist das Papa?", fragte nun der kleine Braunhaarige Junge. „Das ist dein Onkel, Manuel.", sagte Sebastian zu ihm runter. Ich beugte mich zu ihm runter und gab dem jungen Burschen meine Hand. „Schön dich kennenzulernen. Wie ist denn dein Name?", fragte ich ihn. Die kleine zarte Hand drückte meine und mit piepsiger Stimme antwortete er mir. „Ich bin Manuel. Wie heißt du?" Mir blieb die Spucke im Hals stecken. „Wir tragen den selben Namen.", hauchte ich dann. Aber es war eher eine Feststellung. Verwirrt sah ich zu Sebastian, der mich entschuldigend anlächelte. „Warum?", fragte ich einfach nur. „Geh mal zu Mama.", sagte er zu seinem Kind, der daraufhin zu Magdalena lief. „Er sieht dir so ähnlich. Er ist wie du. Es passt. Wir wollten ihn so nennen." Seine Erklärung warf tausend Fragen auf. „Wieso nennst du dein einziges Kind nach deinem Bruder, den du hasst?", fragte ich gedämpft. „Ich habe dich nicht sonderlich gemocht, dass ist richtig. Allerdings liegen die Zeiten hinter mir. Hinter uns. Ich möchte Harmonie haben. Aus dem Grund haben wir auch entschlossen dich einzuladen. Du hast ein Recht auf einen Platz in unserem Schloss.", erklärte er weiter. „Ich habe mir eine eigene Familie aufgebaut. Ich bin mir nicht sicher, ob ich zurück kommen wolle. Ich habe dort zwar nicht viel, aber ich bin glücklich. Ich habe Menschen um mich die Herzlich sind und wir sind eine Familie. Das kann ich nicht aufgeben.", sagte ich. Dabei sank mein Blick immer mehr den Boden zu. „Unser Schloss ist nicht klein, Manuel. Wir haben den Ostflügel leer. Er wurde geräumt und renoviert nachdem dort ein Brand war. Überleg es dir. Aber erst einmal wird Vater verabschiedet." 

Nuck / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt