Ich schaute deprimiert und gelangweilt hinaus durch das Gitter und zupfte an meinem Oberteil. Was jetzt auf mich zukam? Ich wusste nicht wie lange ich schon hier war. Und ebenso wusste ich nicht, was mit Patrick war. Hatte er auch ärger bekommen? Aber bestimmt nicht so einen wie ich. Sonst wäre er sicherlich auch hier gelandet. Ich schnaubte. Vielleicht konnte ich irgendwie hier raus. Ich beugte mich hinunter zum Schloss. Dann zog ich meinen Gürtel aus und stach mit der Schnalle hinein. Bisschen hin und her drehen. Keine Chance. Seufzend ließ ich es sein und setzte mich wieder auf den Boden. Ich hatte Angst.
Als ich Schritte hörte, sprang ich auf und ging zur Tür, um in den Gang zu schauen. Eine Wache verteilte essen. Als er zu mir kam, wich ich von der Tür zurück. Diese wurde geöffnet. „Hier.", er stellte ein Blech auf dem Boden. Da drauf stand Brot und Wasser. Und eine leere Schüssel. „Wofür ist die?", fragte ich den Mann. „Jeder muss mal.", antwortete er schroff und knallte die Tür wieder zu. Ich verzog angewidert mein Gesicht, nahm die leere Schüssel mit zwei Fingern und hielt sie so weit wie möglich von meinem Körper weg. So stellte ich sie in eine Ecke des Raumes. Ekelhaft. Wer da wohl schon an Kriminelle rein gemacht hatten. Dann machte ich mich an das Brot und das Wasser. Es schmeckte echt miserabel, allerdings hatte ich Hunger und es war besser als nichts.
Nachdem ich fertig war, blieb ich einfach vor dem Blech sitzen und starrte auf das restliche Wasser. Am besten spare ich mir es auf. Nicht, dass ich nur einmal am Tag etwas bekam. Ich würde ja verdursten.
Als ich nach einer Ewigkeit des Nachdenkens wieder Stimmen hörte, stand ich auf. Ich spähte wieder durch die Gitter hindurch und erkannte im schwachen Licht meinen Vater. Er ging genau auf mich zu. Die Wache schloss meine Tür auf und Vater kam hinein. Hinter ihm wurde die Tür wieder geschlossen. „Was hast du dir nur dabei gedacht?", fragte er mich. Er sah überhaupt nicht böse aus. Eher traurig. „Vater. Ich wusste doch nicht...", wollte ich mich erklären, doch er hob seine Hand um mich zum Schweigen zu bringen. „Das war der größte Fehler den du tun konntest. Du hast so viele vergehen gesammelt. Erst, dass du ein Sodomit bist und verbannt wurdest, nein. Du kommst auch noch zurück. Und das nach so kurzer Zeit. Der König und ich haben gesprochen und er will die Todesstrafe. Ich kann dazu nichts sagen. Das was er sagt, gilt." Ich war geschockt. Ich konnte gerade nichts sagen. In meinem Hals hallten seine Worte wieder. Todesstrafe. Tod. Sterben. Ich müsse sterben. „Manuel, verzeih mir.", sagte er traurig. Sterben. Mein eigener Bruder wollte meinen Tod. Eine kalte Träne floss mir aus dem Auge. „Wann?", brachte ich nur zitternd hinaus. „Für morgen Sonnenuntergang." Ich nickte. Dann nahm er mich Wortlos in den Arm. Ich konnte die Umarmung nicht erwidern. Ich konnte nichts fühlen. Ich spürte nur Angst. „Hast du einen Wunsch?", fragte er mich dann. Ich hob meinen Kopf. „Bring Patrick hier her. Bitte." Vater nickte und ging. Er ließ mich zurück. Die Tür fiel wieder zu und mit diesem Geräusch, sackte ich schreiend zusammen. Ich schrie meine Verzweiflung aus mir heraus, schlug auf den Boden und weinte.
Ich hörte wieder Schritte. Erwartungsvoll schaute ich abermals durch das Gitter. Doch zu meiner Enttäuschung war es nicht Patrick, sondern die Wache. Er verteilte das Essen. „Ist es Abend?", fragte ich, als er mir mein Essen gab. „Ja.", antwortete er. „Wo, wo soll ich schlafen?", fragte ich verwundert. „Such dir eine Ecke aus.", grinste der Mann. Ich seufzte. Dann schloss sich die Tür wieder. Ich schaute auf das Blech. Wieder nur Brot und Wasser. Ich rümpfte die Nase. Na toll.
Doch ich aß es auf. Dann kauerte ich mich gegen die Wand und schaute auf meine Hände. Die kleine Kerze an der Wand war schon fast verbraucht. Ich öffnete meine Handfläche und erzeugte eine Flamme. Klein und warm tanzte sie dort auf meiner Hand. Ich schmunzelte. Nur wegen Patrick wusste ich, wie das ging. Wie es ihm wohl ging? Ob er in Zukunft glücklich werden könnte? Ich hoffte es. Und ob er wirklich nochmal vorbei kommt oder wir uns nie wieder sehen würden? Ich machte eine Feuerschnur aus der Flamme und ließ sie zwischen meinen Händen hin und her wackeln. Dann formte ich aus ihr ein Herz. Ein brennendes Herz. Ich ließ es in die Mitte des Raumes schweben. Lange schaute ich einfach auf es. Auf dieses helle Herz.
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Nuck / Kürbistumor
FanfictionManuel ist ein Nuck. Ein Mensch ohne jegliche Fähigkeit wie z.B. die Elemente beherrschen oder sich in ein Tier zu verwandeln. Und das auch noch in der Königsfamilie. Er wird verachtet und verspottet und ist somit dazu verdammt einsam zu sein. Nuck...