『16』

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„Gott Taehyung!", rief ich und lief auf ihn zu, als er zu Boden sackte und sich schmerzerfüllt den Arm hielt. Etwas unbeholfen versuchte ich ihn zu stützen und musterte seine tiefe Wunde.

„Warum hast du das getan?!", schrie ich entsetzt. Taehyung's Lippen zierte jedoch nur ein leichtes Lächeln.

„Um dich zu schützen.", meinte er nur, bevor er zusammensackte und seine Augen sich flatternd schlossen.

Ich muss mich übrigens korrigieren. Taehyung ist kein Idioten-Vampir. Nein. Er ist der größte Vollidiot, den ich auf dieser Welt kenne.

Kurz seufzte ich auf und nahm den bewusstlosen Taehyung auf meinem Rücken. Zu meinem Leid musste ich ihn jetzt auch noch Huckepack nach Hause tragen. Wie toll.

Verschiedenste Gedanken wanderten durch meinen Kopf, als ich mit dem alten Vampir auf meinem Rücken zurück zu dem Haus laufen musste.

Taehyung hatte sich einfach so vor mich geworfen, um den Wolf davon abzuhalten mir etwas anzutun. Um ehrlich zu sein: Ich dachte das wäre mein Ende. Klar ich war schon tot, aber nun wäre es endgültig gewesen. Für immer.

Kurz seufzte ich und dachte weiter nach. Wieso hatte er das getan? Ich dachte ich war ihm egal? Immerhin hatte er mich doch umgebracht und zu diesem Monster gemacht, welches ich jetzt war. Hatte Jin etwa Recht? Vielleicht war Taehyung wirklich gar nicht so schlimm, wie ich immer dachte. Er musste doch seine Gründe haben, weshalb er mich verwandelt hatte.

Was auch immer in seinem Kopf abging, er hatte mir eben das Leben gerettet, obwohl es eigentlich gar keines mehr zu retten gab. Er hatte sich Sorgen gemacht und war mir zur Hilfe gekommen. Schon alleine das zählte für mich.
Auch wenn er mich jedes Mal mit diesem perversen Grinsen ansah und mich damit einschüchterte...Er war einfach nur ein armseliger Vampir, welcher völlig alleine hier im Wald hauste und Gesellschaft brauchte. Vielleicht wollte er auch einfach jemanden um sich haben.
Obwohl das jetzt ziemlich komisch klingt, aber ich kann ihn irgendwie verstehen.

„Hör auf so viel nachzudenken.", murmelte mir plötzlich jemand ins Ohr, sodass ich leicht erschrak.

„Du bist wach.", stellte ich fest und drehte meinen Kopf leicht in Taehyung's Richtung.

„Mhm.", meinte er dann erschöpft. „Ehrlich gesagt dachte ich, du würdest mich einfach dort liegen lassen. Scheint so als wäre ich dir doch nicht ganz egal.", lachte er dann und keuchte dann vor Schmerz auf, als ich seinen verwundeten Arm etwas fester drückte.

„Ich brauche dich noch. Mehr ist es nicht.", sagte ich daraufhin kühl und es wurde wieder kurz still zwischen uns. Mit Taehyung auf meinem Rücken durch den Wald zu spazieren war sowieso anstrengend genug.

„Jimin...", begann er dann und spielte leicht mit meinen Haare, was mich verwunderte, jedoch nicht unbedingt störte.

„Ich weiß, dass du mir nicht vergeben kannst, aber es reicht mir schon, wenn du mich einfach akzeptierst."

Hörte ich da etwa schlecht? Der ehrfürchtige Taehyung bat mich um etwas? Mich?

„Wenn es dich glücklich macht.", seufzte ich dann und schloss kurz die Augen. Das war keine gute Idee, den augenblicklich verhakte sich mein Fuß unter einer Ranke und der Boden schien immer näher zu kommen. Schlagartig riss ich meine Augen auf und konnte mich noch gerade so fangen. Vampirkräfte waren da schon sehr praktisch.

Taehyung kicherte etwas und tätschelte mir auf den Kopf. „Wir sollten so etwas öfter machen. Trainiert deine Reflexe.", lachte er. „Los Pferdchen! Schneller!", rief er dann wie ein kleines Kind und streckte seinen unverletzten Arm nach vorne. Ich jedoch schüttelte nur den Kopf und wanderte normal weiter.

„Hey! Ignorier mich nicht...", schmollte er dann.

„Wie alt warst du nochmal?"

„528...Yah! Ist doch egal wie alt ich bin...", meckerte er dann.

„Wir sind da."

Erschöpft stolperte ich die wenigen Stiegen hoch und betrat dann immer noch mit Taehyung am Rücken das Haus. Ich setzte ihn im Wohnzimmer auf der Couch ab und lief dann weiter, um einen Verbandskasten zu holen.

„Du bleibst hier sitzen.", meinte ich noch warnend, bevor ich mich auf die Suche machte. Ein wenig später kam ich dann mit dem Verbandskasten wieder und setzte mich neben ihn.

„Ausziehen.", forderte ich ihn auf.

„Willst du das denn nicht für mich machen?", fragte er nach und lächelte mich wieder einmal mit diesem Grinsen an.

„Wenn du darauf bestehst."

Vorsichtig nahm ich sein Sakko am Kragen und zog es ihm aus, sodass er unter Schmerzen aufzischte. Danach knöpfte ich ihm sein nun nicht mehr ganz so weißes Hemd auf. Um ehrlich zu sein: Unangenehm war mir das schon irgendwie.

Taehyung saß nun oberkörperfrei vor mir und beobachtete genau, was ich tat. Zuerst nahm ich ein Tuch und schüttete darauf jede Menge Desinfektionsmittel.

„Das könnte jetzt weh tun.", meinte ich etwas an mich gerichtet, sodass er es nur leise hörte, und legte das gefaltete Tuch auf seine Wunde, um sie zu säubern.

„AHH FCK!", schrie Taehyung und ließ seinen Kopf nach hinten in den Nacken fallen. Ich machte stumm weiter und wischte ihm das ganze Blut weg, welches aus seiner Wunde ausgetreten war. Tae biss sich währenddessen die ganze Zeit auf die Unterlippe und versuchte so gut es ging die Schmerzen zu unterdrücken.

Servant | 뷔민Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt