『30』

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„Ich gebe dir das Startzeichen, dann läufst du auf mich zu und versuchst das Band zu bekommen. Wenn du das in den nächsten 15 Minuten nicht schaffst dann... darfst du mich gerne nach Hause tragen.", lächelte Yoongi siegessicher.

Nur um die Situation zu verstehen: In der letzten Stunde hatte mich Yoongs einen Berg hochgeschleppt und bestand darauf, hier mein Training zu beginnen. Eines musste ich zugeben; die Aussicht vom Gipfel des Berges war atemberaubend und die Luft so unglaublich rein... etwas Schöneres hätte man sich gar nicht vorstellen können. Wenn jetzt auch noch Yoongi mit seinem bescheuerten Training verschwunden wäre, dann würde ich liebend gerne einfach hier bleiben und stundenlang die Landschaft genießen.

„Alles klar, Kleiner?", riss er mich aus meinen Gedanken und fuchtelte mit seiner Hand umher. Ich nickte nur und ging noch einmal durch, was ich zu tun hatte.

Yoongi hatte mir vorhin alles ausführlich erklärt: Mein Ziel war es, das rote Band, welches er an seinen Hosenbund gebunden hatte, zu ergattern. Natürlich konnte ich dafür meine Kräfte verwenden, doch jeder Fehlversuch endete nicht gut. Laut Yoongi sollte das „meine Reaktionsfähigkeiten" trainieren und verbessern. Vielleicht unterschätzte er mich auch einfach nur. Als ob ich gegen einen Zwerg wie ihn verlieren würde!

„Bereit?", fragte er nach. „Ja." Antwortete ich stumm und wartete auf das Signal. In seiner rechten Hand hielt er eine Stoppuhr, mit welcher er in jeder Sekunde auf den Auslöser drücken konnte. Gespannt sah ich auf die Uhr und lauschte auf seine Worte. „Zeit...läuft!"

Sofort sprintete ich auf ihn zu und fasste nach dem roten Band, doch schneller als ich schauen konnte war Yoongi von dem Platz verschwunden und tauchte hinter mir auf. „Ddaeng!", sagte er und schlug mir dabei leicht auf den Nacken. „Ah!", motzte ich und drehte mich zu ihm um. Er hingegen lächelte mich nur an. Ich nutzte die Situation aus und versuchte erneut nach dem roten Gegenstand zu greifen, doch ehe ich mich versah spürte ich schon wieder einen Schlag.

„Ach komm schon Jiminie! Streng dich an!", provozierte er mich und wartete darauf, dass ich es erneut versuchen würde.

Eines hatte ich nicht bedacht: Yoongi war zwar vom Körperbau sehr filigran, dennoch sehr flink und auf keinen Fall ungeschickt. Dass er um einiges mehr Erfahrung und Wissen besaß, war nur noch ein zusätzlicher Pluspunkt.

Die nächsten Male versuchte ich es immer und immer wieder, doch es half nichts. Yoongi war viel zu schnell für mich und ich war schon in Kürze außer Puste. Erschöpft ließ ich mich also auf den Boden fallen und setzte mich auf die begraste Erde. Was ich auch unterschätzt hatte war, dass diese Fähigkeiten auf Dauer zu verwenden anstrengender war, als erwartet. Wenn mein Herz noch schlagen würde, dann würde es vermutlich unglaublich schnell pumpen. Luft bekam ich gerade sowieso nicht mehr.

„Gibst du auf?", ertönte Yoongi's Stimme. Ich schüttelte den Kopf, doch statt mir antwortete die Stoppuhr, welche einen leisen Ton von sich gab, da die 15 Minuten vorbei waren. Yoongs schnappte nach der Uhr, stellte sie ab und setzte sich dann neben mich. Mit seiner Hand klopfte er mir auf die Schulter und sah dabei in die Ferne.

„Ich muss sagen, du hast dich gar nicht so schlecht geschlagen.", lachte er. „Trotzdem freue ich mich schon auf den Heimweg."

Stimmt. Da war ja was... Hieß es etwa, dass ich Yoongi den ganzen Berg hinab tragen musste? Ich schüttelte nur erschöpft den Kopf und fuhr mir durch die Haare.

„Muss das sein?", motzte ich und sah von der Seite aus zu ihm.

„Du hast verloren, Park Jimin. Ich nehme so etwas sehr ernst. Außerdem wird es sowieso schon langsam dunkel. Also?"

Yoongi stand auf und sah mich erwartungsvoll an. Ich schnaufte nur unzufrieden und kniete mich vor ihn hin. Yoongi hatte sich auf meinen Rücken gelegt und seine Arme um meinen Hals geschlossen, sodass ich ihn Huckepack tragen konnte.

„Auf geht's Park Jihorse!", schrie er wie ein kleines Kind und klopfte mir gegen die Brust. Ich verdrehte nur spielerisch die Augen und machte mich auf den Weg nach Hause. Was würde Taehyung wohl jetzt dazu sagen? Hoffentlich war er mittlerweile wieder zurück. Irgendwie kam es mir komisch vor, wenn ich ihn einen Tag lang nicht sehen konnte. Vermisste ich ihn wirklich in kurzer Zeit so sehr?

„Hör auf so viel nachzudenken Jihorse. Ich will nicht runterfallen."

Ich funkelte Yoongi nur böse an und lief weiter den schmalen Weg hinab.

„Du Yoongi?", erkundigte ich mich. Von ihm war nur ein leises ‚Hm?' zu hören. „War Taehyung immer schon so, wie er jetzt ist? Er wirkt oft so verletzt und einsam..."

„Taehyungie? Er war nie einfach, sondern lebte immer nur in seiner eigenen Welt. Vermutlich wirkt er immer noch verschlossen, seitdem ihn damals dieses eine Mädchen verlassen hat. Sie meinte, sie würde für immer bei ihm bleiben, doch letztendlich ließ sie Tae wieder alleine."

Ich nickte nur und sah bedruckt zu Boden. Tae hatte viel mehr durchgestanden, als ich erwartet hatte. Er war alles andere als böse, noch hatte er sich dieses Leben ausgesucht.

„Jimin? Ich gebe zwar zu, dass ich dir nicht ganz vertraue und dich nicht leiden kann, aber... bitte tu Tae nicht weh. So wie er dich ansieht liebt er dich wirklich. Er verdient es nicht noch einmal in seinem Leben jemanden auf diese Weise zu verlieren. Ich bin zwar immer noch nicht einverstanden damit, aber wenn du mir beweist, dass du den alten Tae wieder zum Vorschein bringen kannst, dann gebe ich dir vielleicht doch eine Chance.", waren Yoongi's letzte Worte, bevor ich in meinen Gedanken versank und stumm weiter ging.

Servant | 뷔민Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt