『44』

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Jungkook's POV:

„Bist du bereit?", fragte mich Jimin-Hyung. „Nein" wollte ich sagen und ihm am Liebsten alles ausreden, doch ich tat das Gegenteil und nickte. Ich hatte keine Angst vor ihm oder Taehyung, trotzdem war ich mir unsicher. Ich wusste, dass er immer noch er selbst war, auch wenn er sich äußerlich verändert hatte. Jimin war immer noch mein Hyung, richtig? Also kein Grund zur Sorge...

„Yah! Kooks! Wird's bald?", meckerte er mich an. Chim hatte sich vor mich gekniet und wartete. Was sollte das? Sollte ich etwa...? Ne oder- „Ich kann dich auch wie ne Braut herum tragen, aber dann musst du den eifersüchtigen Blicken Taehyung's stand halten. Also Jagi~?"

Gut ich war mir nun sicher. Ich hatte ihn nicht vermisst. Nop, überhaupt nicht.

Seufzend verdrehte ich die Augen und lehnte mich mit meinem Oberkörper seinem Rücken entgegen. Meine Arme fanden auf seinen Schultern Platz. Jimin richtete sich von seiner kniehenden Position auf und packte meine Beine unter meinen Kniekehlen.

„Wenn irgendwer erfährt, dass ich auf einem verdammten Vampir durch einen Wald geritten bin, dann bist du tot.", zischte ich.

Zur Erklärung: Taehyung und Jimin bestanden darauf so schnell wie möglich zu ihrer Villa zu gelangen. Gut gesagt, wenn die beiden Vampire waren, welche sich tausend Mal schneller bewegen konnten als ich. Nun bin ich hier auf Jimin – Huckepack. Immerhin hätten sie mich nicht einfach zurücklassen können. Der Weg durch den Wald war für einen Menschen wie mich wie ein halber Wandertag. Ich würde erst am Morgengrauen eintreffen. Was ich nicht alles für meinen Bruder und Hoseok tat...

„Wenn es dir nicht gut geht, dann gib mir sofort Bescheid!", warnte mich Jimin-Hyung.

„Wieso sol-", wollte ich hinterfragen, da sprintete Chim mit mir los und ließ mich vergessen, was ich gerade sagen wollte. Alles zog an uns in Sekundenschnelle vorbei. Der Wind blies mir durch die Haare und Äste striffen Jimin leicht. Er achtete dabei darauf, dass ich keinen einzigen abbekam. Bei der Geschwindigkeit könnte das einige Wunden verursachen... Aber spürte er denn gar nichts?

Ich blickte zu ihm hinab, fuhr mit meiner Hand durch seine blond-grauen Haare und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Was hatte er alles durchgestanden als er nicht bei mir sein konnte? Sollte ich nicht wütend auf ihn sein? Jimin hatte mich alleine gelassen. Schon seitdem wir klein waren hatte er auf mich aufgepasst. Dann war er plötzlich weg...

Flashback vor 3 Monaten

Dieser Tag war einer der anstrengendsten meines Lebens. Heute hatte Hoseok darauf bestanden das Training im Wald stattfinden zu lassen. Ich wusste, dass Jimin gegen diese Idee war. Er hatte mich nie auch nur in die Nähe dieses Waldes gelassen. Schon vor unserer Zeit gab es Sagen, Märchen, Gerüchte darüber. Hyung glaubte sie. Was ich davon denken sollte, wusste ich nicht. Hoseok hatte mir die Wahrheit über mich erzählt. Ich wusste nun seit ein paar Jahren über uns Bescheid. Wir waren keine Menschen und keine Vampire. Halbvampire eben. Vermutlich sogar die einzig lebenden. Das Ganze ging schon viel früher zurück, als der Rat gegen jegliches Aufeinandertreffen von Menschen und Vampiren war. Wer weiß schon was passieren würde, wenn sie heraus finden würden, dass Jimin-Hyung und ich am Leben waren oder überhaupt noch existierten.

Ich seufzte laut auf und ließ mich auf mein Bett fallen. Warum war unser Leben nur so kompliziert? Das Einzige was ich wollte, war normal zu sein. Mit Hoseok und Jimin auf eine Schule zu gehen, in den Pausen mit meinen Freunden abzuhängen und am Nachmittag in einem Verein Taekwondo zu betreiben. Was taten wir? Jimin versuchte uns seit unserer Kindheit über Wasser zu halten, Hoseok war professioneller Jäger und lebte von gestohlenen Kreditkarten und Bankkonten und ich ... ich war einfach eine Last, welche versuchte seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und sich irgendwann an den beiden zu revanchieren.

„Hyung?", schrie ich durchs Haus und wartete auf eine Antwort. Warum sagte er denn nichts?

Sofort setzte ich mich auf und blickte auf die Uhr. 22:13. Verdammt, er ist mich sicher suchen gegangen.

Mit geweiteten Augen lief ich die Treppen hinab und warf mir meine Jacke über. Wenn er mich wirklich im Wald um diese Uhrzeit suchen gegangen ist ...  wer weiß ob ihm nicht etwas zugestoßen ist?

„JIMIN!!" Mit erhöhtem Puls lief ich in Richtung des stockdunklen und düsteren Waldes. Nein. Das darf nicht wahr sein. „HYUNG!!" Keine Antwort. „NEIN!! NEIN! Das darf nicht wahr sein..."

Ich hielt wenige Meter davor an. Ich konnte dort nicht hinein. Nicht so und nicht alleine.

Schlagartig drehte ich mich um und lief in die andere Richtung. Ich steuerte Hoseok's Hütte an, bei welcher zum Glück noch ein Licht zu brennen schien. „HOSEOK!", schrie ich, als ich die Tür mit wucht aufschlug. Dre soeben genannte starrte mich unvorbereitet mit großen Augen an. „Jungkook? Wa-"

„Er ist weg, Hyung. Verschwunden. Er hat mich gesucht. Jimin ist weg und du weißt genau wo."

Wut kam in mir auf. Ich blickte zu Boden und ballte meine Hände zu Fäusten. Das ist alles meine Schuld. Wer weiß, was ihm zugestoßen ist? Wie konnte ich nur Hoseok's Angebot annehmen... Er hatte mir damals seine Vorderrungen gestellt. Entweder würde er was auch immer mit uns anstellen, oder er lehrte mich und brachte mir das Jagen bei. Ich hatte doch gar keine andere Wahl, als ihm zu zustimmen.

Hoseok packte mich an den Schultern und drückte mich gegen die Wand. Erschrocken blickte ich in seine Augen. Sie funkelten vor Ärger. Warum verspürte er so etwas? Er wirkte beinahe so, als hätte jemand seine Beute gestohlen. War mit ihm wirklich alles okay oder hatte er dunkle Geheimnisse, von welchen niemand etwas wusste?

Gegenwart

Ich dachte an diese Zeit zurück und riss dann schlagartig meine Augen auf. Diesen Ausdruck, den Hoseok damals hatte. Was wenn ... wenn er von Anfang an Jimin von der Bildfläche verschwinden lassen wollte? Was, wenn er mich die ganze Zeit über angelogen hatte und mich gegen meinen eigenen Bruder aufhetzen wollte? Egal, was seine Absichten waren, ich würde Jimin nie sterben lassen. Nein, ich würde ihn nicht noch ein weiteres Mal verlieren. Das ließe ich nicht zu.

Servant | 뷔민Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt