Kapitel 40

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“Von Alice. Was wollte sie sagen bevor sie von Olivia unterbrochen wurde?“ fragte er.
“Ach nichts.“ sagte ich, zog eine Schnute und tat so, als wollte ich nichts sagen.
Daraufhin schaute er verärgert.
“Raus!“ rief er zu dem Mann mit dem Baseballschläger. Karl nahm ihn dann selbst in die Hand. Er stellte sich vor mich und sah mir in die Augen.
Das wird wehtun. Bloß keine Schwäche zeigen. Reiß dich zusammen. Er darf sie nicht sehen. Zumindest jetzt nicht.
“Du hältst dich wirklich für schlau nicht wahr?“ fragte er. Ich antwortete darauf nicht. Dann schlug er zu.
Er schlug wieder auf mein Bein. Es tat verdammt weh, aber ich durfte keine Schwäche zeigen. Solange er mir in die Augen sah, durfte er sie nicht sehen.
Dann noch ein Schlag. Diesmal auf meine Rippen. Bestimmt waren jetzt ein paar von ihnen gebrochen. Ich sah ihn böse in die Augen. Nicht nur die Schmerzen quälten mich, sondern auch mein Wolf. Er wollte raus und ihm den Arsch aufreißen, aber das konnte ich nicht zulassen
“Nagut wenn das so ist.“ sagte er und ging vor Katja. Jetzt musste ich mein Gesicht vor Schmerz verzerren. Ich atmete tief ein und aus, doch durch die tiefen Atemzüge hatte ich nur noch mehr Schmerzen. Die gebrochenen Rippen mussten in meinen Brustkorb ragen.
Ich sah rüber zu Katja. Karl stellte sich vor sie und schaute mich an.
“Mal sehen, ob sie auch so hartnäckig ist wie du.“ sagte er und schlug Katja auf das Bein. Sie schrie sofort. Arme Katja, jetzt musste sie für mich leiden. Karl du Drecksack. Dachte ich.
“Katja gib nicht auf. Max und John werden uns retten. Ich weiß es.“ rief ich ihr zu. Über Katjas Gesicht liefen Tränen, aber sie nickte hoffnungsvoll.
“Welchen Max meinst du?“ fragte mich Karl.
“Dein Vater. Max Kaufmann.“ antwortete ich mit meiner restlichen Stimme.
“Phh, er ist nicht mein Vater. Bestimmt wird er jetzt schon tot sein, weil Roswitha ihn umgebracht hat.“ antwortete er. Also wusste Roswitha, dass Max sie suchte? War das Ganze also nur eine Falle in die Max getappt ist? Nein, bestimmt nicht. Dafür ist er zu schlau. Vielleicht hat sie ihn aber doch gefangen genommen. Nein, das darf alles nicht wahr sein. Max musste noch frei sein.
“Wie kannst du nur? Glaubst du er hat dich gerne weggegeben?“ erwiderte ich.
“Spar dir diese Erklärungen. Er hat mir alles erzählt. Kurz nachdem ihr mir entwischt seid, ist er bei mir aufgetaucht. Es ist alles geklärt.“ antwortete er. Deswegen war Max verschwunden, als Olivia und Alice mich zu Olivias Haus gebracht haben.
Karl warf mir den Schläger vor die Füße und verließ den Raum.
“Alles ok bei dir?“ fragte ich Katja.
“J-ja.“ brachte sie heraus. Sie hatte wirklich mit den Schmerzen zu kämpfen.

“Warum hast du nicht geschrien?“ fragte sie mich ein paar Minuten später.
“Hab ich. Innerlich, habe ich geschrien. Ich wollte nicht wieder schwach wirken.“ antwortete ich und ließ den Kopf hängen.
“Das letzte Mal bin ich viel zu schnell schwach geworden. Ich wollte es diesmal nicht so schnell zeigen.“ ergänzte ich.
“Aber Meg, das denkt doch keiner von dir. Du bist die stärkste Person, die ich kenne. Naja nach Olivia und Max.“ erwiderte sie.
“Danke.“ lächelte ich sie an. Ihre Worte waren wirklich tröstend.
“Ich wusste gar nicht, dass Max Karls Vater ist.“ sagte Katja.
“Ja, schon irgendwie verrückt. Aber Max ist nicht im geringsten so wie Karl.“ erwiderte ich.
“Ich hoffe, dass die beiden sich im guten ausgesprochen haben.“
“Das glaube ich nicht. Karl wird ihm nie verzeihen, dass er ihn weggegeben hat.“
“Ja, jetzt wo ich genauer darüber nachdenke, hast du wahrscheinlich recht.“
“Hoffentlich hat er Roswitha umgebracht.“
“Ja, das hoffe ich auch. Sie hat euch so schreckliche Dinge angetan... Bist du schwer verletzt? Er hat dich schließlich in die Seite geschlagen.“ fragte sie jetzt besorgt.
“Naja, ich glaube er hat mir ein paar Rippen gebrochen. Beim Atmen tut es immer noch weh.“ antwortete ich.
“Es wird schon bald verheilt sein. Sie wachsen alleine wieder zusammen.“
“Aber muss man sie nicht vorher richten?“
“Achja stimmt.“
Manchmal war Katja echt niedlich. Einerseits war sie klug und aufrichtig. Andererseits war sie manchmal ein bisschen naiv und schüchtern. Sie konnte allerdings immer über ihre kleinen Fehler lachen.

Katja war so unschuldig. Und trotzdem musste sie all das mitmachen.
“Tut mir leid.“ sagte ich später.
“Was?“ erwiderte sie.
“Dass du hier mit rein geraten bist.“
“Schon ok, ich steh das durch. Ich bin ja nicht allein.“ lächelte sie mir aufmunternd zu.

Es mussten Stunden vergangen sein, bis wieder die Tür aufging. Die zwei Typen kamen herein und brachten uns in unsere Räume. Sie ketteten mich wieder neben Andy und gingen.
“Na wieder zurück.“ sagte er. Ich sah ihn wütend an.
“Alles in Ordnung?“ fragte er jetzt einfühlsamer.
Ich schüttele den Kopf. “Nein.“
Mit Schmerzen in der Brust versuchte ich mich ein bisschen aufzurichten damit ich mir meine Rippen einigermaßen richten konnte. Schreie blieben dabei leider nicht aus. Dann legte ich mich wieder auf den Boden.

Etwas später betrat Karl unseren Raum. “Na, hungrig?“ grinste er wieder so.
Blut! Na endlich. Ist zwar nicht viel, aber immerhin etwas.
Er reichte mir das Gläschen, zog es allerdings wieder zurück. Dann schüttete er sich das Blut auf seine Hand.
“Mhh, riecht gut oder? Hier ich lass dir was da.“ sagte er, schmierte es mir ins Gesicht und ging wieder ein paar Schritte zurück.
Jetzt reichts! Dachte ich und sprang von meinem Platz auf. Ich versuchte nach ihm zu greifen, aber die Ketten hinderten mich daran. Sein Glück, sonst hätte ich ihn in Stücke gerissen. Er lachte und verließ den Raum. Ich schrie ihm hinterher, dass er all das bereuen wird. Ich hoffte, dass er es hörte.
Dann ließ ich mich auf den Boden plumpsen und betrachtete die Ketten an meinen Handgelenken. Es muss doch einen Weg geben hier rauszukommen.
Ich zog an den Ketten. Immer wieder zog ich daran. Irgendwann etwas fester, allerdings war das Einzige was knackte mein Handgelenk. Als ich genauer darüber nachdachte, stellte ich leider fest, dass ich selbst wenn ich mir meine Handgelenke brechen würde, nicht fliehen könnte. Und außerdem tat es verdammt weh, sich die Handgelenke zu brechen.
“Verdammter Mist!“ fluchte ich.
“Alles wird wieder gut.“ versuchte mich Andy aufzumuntern.
“Nimm's mir nicht übel, aber halt bitte die Klappe.“ sagte ich. Ich war immer noch verärgert darüber, dass Karl uns so demütigte und dass wir hier nicht so einfach rauskamen.
Ich warf noch einen Blick zum Laptop in der Hoffnung Olivia, Alice und Katja zusehen. Allerdings war er aus. Seufzend lehnte ich mich an die Wand und versuchte den Geruch von Blut, das auf meinem Gesicht war, zu ignorieren.

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