Mein bester Freund

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Karol

Endlich geht es wieder zurück nach Buenos Aires. Meine Eltern und ich sitzen im Auto und befinden uns im Moment auf der Autobahn in die Richtung meiner Kindheitsstadt. Neugierig blicke ich durch die Fensterscheibe und betrachte die vorbeiziehende Landschaft. Meine Tagträumereien werden jedoch durch die Stimme meiner Mamá unterbrochen. „Schau mal in deine Tasche. Ich habe etwas obendrauf gelegt. Vielleicht interessiert es dich.", meint sie. Gespannt greife ich nach dem Reisverschluss meiner Tasche, welche neben mir liegt und öffne sie. Auf meinen Sachen liegt ein Fotoalbum. Beim genaueren Betrachten erkenne ich, dass es sich hierbei um Kindheitsfotos handelt.

Fotos, wo ich an vielen Orten in Buenos Aires posiere. Ich ergreife das Fotoalbum und lege es mir auf den Schoß, bevor ich es öffne. Während ich die ersten Bilder betrachte, lege ich lächelnd eine Hand auf mein Herz. Wie sehr ich doch diese Stadt vermisst habe und immer noch vermisse. Ich blättere weiter und sehe plötzlich ein Bild, welches mich in Erinnerungen eintauchen lässt.

Auf jenem Bild spielen ich und mein ehemaliger Sandkastenfreund Ruggero Pasquarelli zusammen im Sandkasten. Ich stehe neben der Sandburg, auf welche Rugge gerade Sand packt. Meine Haare sind zu einer Flechtfrisur gebunden, während die Locken des Italieners im Wind wehen. Wie es ihm wohl geht? Ob er sich geändert hat? Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie dieses Bild gemacht wurde.

~~~FLASHBACK~~~

„Wetten, ich werde ich eine größere Burg als du bauen?", fragt mich Ruggero, wobei man seinen italienischen Akzent sehr gut raus hört. „Wetten nicht?", grinse ich frech und stemme meine Hände in die Hüften. Eine leichte Meeresbrise umspielt den Spielplatz und den Sandkasten, in dem wir uns befinden und bringt unsere Haare in Bewegung. „Wetten doch?", fragt er keck zurück und beginnt zu bauen. Lachend beginne ich nun auch zu graben und den ausgegrabenen Sand auf den hölzernen Sandkastenrahmen zu legen. Aus diesem Sand forme ich meine Burg. Kurz blicke ich auf, um das Kunstwerk des Italieners zu betrachten. Leider muss ich erkennen, dass er sich ziemlich geschickt anstellt. Ich stehe auf, um seine Burg aus der Nähe betrachten zu können. Als ich mich gerade zu ihm gestellt habe, vernehme ich das Klicken eines Fotoapparates. Jedoch stört mich dieses Geräusch nicht. Dennoch bin ich so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerke, dass Rugge etwas plant. Im nächsten Moment habe ich seine Hand voll mit Sand im Gesicht. Als er diese entfernt, bin ich komplett bedeckt. „Du Blödmann!", quieke ich lachend auf und plane meine Rache. Schon gebe ich mir eine große Handvoll Sand in meine Faust. „Oh nein!", ruft Rugge, als er bemerkt, was ich vorhabe und läuft lachend davon. Ich folge ihm und lache dabei ebenfalls. Wir verfolgen uns eine ganze Weile und laufen zwischen den Bäumen, der Rutsche, der Schaukeln und mehr hindurch.

~~~FLASHBACK ENDE~~

Damals war es eine schöne Zeit gewesen. Ich lausche mit geschlossenen Augen unsere Gelächter nach, während ich langsam wieder in die Realität zurückkehre. Dabei laufen mir ein paar Tränen der Sehnsucht über die Wangen. „Schatz, ist was?", höre ich meine Mutter fragen und öffne somit meine Augen. Besorgt mustert mich meine Eltern durch den Rückspiegel. „Nichts. Alles okay", lächle ich und wische mir die Tränen weg. „Ich vermisse Buenos Aires so unendlich und dieses Album hat Erinnerungen geweckt." „Zum Beispiel die Erinnerung an Rugge?", schmunzelt meine Mamá. „Zum Beispiel die Erinnerung an Rugge", bekräftige ich mit einem Nicken.

Die Vergangenheit und das JetztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt