Nein.
Das ist meine letzte Antwort.
Wieso sollte ich mich zu etwas drängen, auf das ich gar keine Lust habe? Diese Treffen brachten sich so oder so nichts. Ich konnte genauso gut auch zuhause auf dem Boden sitzen und mit meiner Tochter spielen. Dafür musste ich mich nicht extra mit ‚Gleichgesinnten' treffen, die nur über ihre Kinder und deren Wehwehchen sprachen. Klar war Raku, seit sie da war, das Wichtigste und stand über allem und jeden, doch nur weil man ein Kind hatte, hieß das doch nicht automatisch, dass man kein eigenes Leben mehr führen konnte. Oder etwa doch?
Nein.
Und dabei bleib ich auch.
„Bekomme ich heute noch eine Antwort, Samu, oder vielleicht doch erst morgen?"
Sami stand, die Arme verschränkt vor der Brust, zwischen Tür und Angel und beobachtete mich mit Argusaugen, als ich die Wäsche aus dem Trockner nahm und begann, diese sorgfältig zusammenzulegen. Rakus Strampler, Bodys, Söckchen und alles andere legte ich auf der Waschmaschine ab, während ich meine Klamotten, etwas unordentlicher gefaltet, auf ein Regal schmiss. Ich würde das später wegräumen, nahm ich mir vor. Wenn wir vom Park zurückkamen.
„Ich gehe da nicht mehr hin", antwortete ich und hoffte damit, er würde das Thema endlich fallen und mich in Ruhe lassen. Ich schob mich an ihm vorbei in den Flur und ging direkt in Rakus kleines Gemach, wo ich die Schränke öffnete und ihre Kleidung einsortierte. In den letzten vier Tagen hatte ich in der Wohnung so einiges verändert.
Dinge, die mich an Vivi erinnerten, hatte ich entsorgt, Bilder hatte ich verbrannt und gemeinsame Erinnerungen hatte ich in den letzten Winkel meines Kopfes gesperrt. Alles, was mit Raku zu tun hatte - Windeln, Kleidung, Spielzeug, - hatte ich in die wenigen Kästen in ihrem Zimmer untergebracht. Die Möbel hatte ich neu arrangiert und auch teilweise ersetzt, so gut es mir mit meinem spärlichen Gehalt möglich war. Ich hatte eine Ordnung erschaffen in unserem kleinen Chaos, die mir selbst fremd war, doch ich war stolz darauf. Ich fühlte mich erwachsener, als ich es mit Vivi an meiner Seite jemals war.
„Gibt es auch eine Begründung dafür? Laila meinte, du ..."
„Laila meinte bestimmt, ich würde da nicht mehr hinwollen, weil ich mich wie das fünfte Rad am Wagen fühle und ja, Sami, ich fühle mich genau so! Ich fühle mich dort einfach nicht wohl und um das geht es doch auch bei diesen Treffen, oder etwa nicht?" Ich blickte zu ihm auf, ließ dabei zwei Strampler von meinem Arm baumeln. „Wie soll ich da über meine Probleme reden, die ich als alleinerziehender Vater habe, wenn ich mich nicht wohl fühle? Ich fühle mich dort wie zurück in der ersten Klasse und du würdest das verstehen können, wenn du da schon einmal gewesen wärst."
„Samu, die ersten Male sind immer ..."
„Sind immer was? Scheiße?"
Er antwortete nicht, doch was hätte er auch antworten sollen? Sami kannte mich am besten, abgesehen von meiner Mutter. Er wusste, dass ich mich schnell unwohl fühlte, wenn ich mich an einem Ort befand, an dem ich eigentlich nicht sein wollte. Und ich wusste, im Gegensatz, dass er mich nicht weiter dazu drängen würde, dorthin zu gehen. Er würde es verstehen und dafür war ich ihm dankbar.
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Lighthouse
FanfictionSamu wurde von seiner Verlobten Vivi, kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Raku, sitzen gelassen. Als alleinerziehender Vater versucht er nun das Beste aus dieser Situation zu machen, seiner Tochter zu Liebe. Doch so recht will ihm das einfa...