"The feelings that you're hiding."

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Ich fühlte mich komisch.
Ich lag in einem fremden Bett in einer fremden Wohnung und es war ruhig.
Ungewohnt ruhig.


Raku hatte die Nacht in Elenas Schlafzimmer verbracht, da dort noch Lauris altes Gitterbett stand, das sich offenbar doch noch einmal als nützlich erwies, wie sie selbst letzten Abend noch lachend gesagt hatte. Ob meine Tochter in den letzten Stunden unruhig war, wusste ich nicht. Ich hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr und ich fühlte mich schuldig deswegen. Schuldig, weil ich Gefühle für eine Frau hatte, von der ich nichts wusste, außer dass sie Mutter eines vierjährigen Jungen war und aus gutem Hause kam und auch weil ich ihr meine Tochter ohne Bedenken anvertraut hatte. Raku war mein Kind! Ich sollte mich eigentlich um sie kümmern und nicht Elena.


Mit einem leichten Schwindelgefühl im Kopf schwang ich meine Beine über die Bettkante. Meine Finger zitternden als ich mir durch die Haare und über das Gesicht fuhr. Die Uhr auf dem Nachtkästchen zeigte an, dass es zwanzig nach sieben war. Ich hatte so gut und fest geschlafen, dass ich um diese Uhrzeit schon wieder wach war. Oder lag es daran, dass ich mich in den letzten zehn Wochen einfach daran gewöhnt hatte, um diese Uhrzeit von Raku geweckt zu werden?


Ich schlurfte in das kleine Badezimmer, hob den Deckel der Toilette und entleerte erstmal mein kleines Bäuchlein, wie Elena es gestern ausgedrückt hatte. Keine zwei Minuten später suchte ich meine Klamotten zusammen, zog mich an und öffnete leise die Tür, die auf den Flur hinaus führte. Dort blieb ich stehen und lauschte. Aus dem Wohnzimmer drangen leise Klappergeräusche, was nur bedeuten konnte, dass Elena bereits wach war. Ich begab mich auf leisen Sohlen ins Wohnzimmer und lugte um die Ecke hinein in die Küche. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick sofort auf ihren Hintern gerichtet waren, doch als mir Lauris Worte wieder in den Kopf kamen, schloss ich meine Augen und seufzte leise.


„Guten Morgen, Sonnenschein."

„Dir auch einen guten Morgen", nuschelte ich Elena entgegen, die mich, mit einem Putzlappen in der Hand, anstrahlte.
„Gut geschlafen?"
„Wie ein Baby."
„Wenigstens jemand."


Diese Worte hatten ihren Mund noch nicht einmal richtig verlassen, da schoss mein Kopf bereits in die Höhe und ich fixierte sie mit meinem Blick.


„Wegen Raku?"

„Nein, nicht wegen der Kleinen", erwiderte Elena kopfschüttelnd. „Sie hat durchgeschlafen bis um sechs."
„Weswegen konntest du dann nicht schlafen?"


Sollte ich das überhaupt fragen?

Es geht mich doch nichts an.
Eigentlich.


„Zu viele Gedanken, die mich nicht schlafen ließen."


Ob ich einer davon war?


„Ich kenne das Gefühl", sagte ich und ging ein paar Schritte auf sie zu.


Sie stand mittlerweile wieder hinter der Thekeninsel und beobachtete mich mit ihren haselnussbraunen Augen, die mich gerade wieder in ihren Bann zogen. Ohne den Blickkontakt zu verlieren, ließ ich mich auf einen den Barhocker rechts von mir nieder und stützte mein Kinn auf die Hand.


„Was machst du eigentlich beruflich?"

„Ich spiel ab und an in Bars. Ansonsten arbeite ich als Aushilfe in einem Coffee Shop."
„Als Musiker?" In ihrer Stimme schwang ein überraschter Ton mit.
„Nein, als Zirkusclown, Elena", erwiderte ich daraufhin belustigt und nahm die Blumenvase, die seitlich von mir auf der Arbeitsfläche stand, genauer unter die Lupe.
„So. Deswegen kannst du also so gut mit Kindern umgehen." Sie lachte leise.
„Natürlich. Kinder lieben mich."

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