„Mami."
Der Kleine riss sich von meiner Hand los und stolperte in Richtung einer Frau, die wie verloren am Teich stand und sich sorgenvoll umsah. Als sie den Jungen erblickte, der nach ihr rief, ging sie in die Hocke und schloss ihn in die Arme.
„Wo warst du? Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du nicht weglaufen sollst?"
„Aber ..."
„Lauri, du hättest sonst wo landen können. Der Teufel hätte dir passieren können!"
„Aber der Mann da ..."
Er zeigte auf mich und sofort wurde mir wieder unwohl. Ich hatte gar nicht daran gedacht, wie es aussehen könnte, dass ich den Kleinen einfach mitnahm. Wenn das jemand gesehen und die Polizei gerufen hätte ...
Verdammt, bin ich ein Trottel!
„Sie haben meinen Sohn gefunden?"
„Ja ... Ja. Naja, eigentlich hat er mich gefunden", stammelte ich leise und sah zu Raku, um der Frau vor mir nicht in die Augen sehen zu müssen. Es war mir mehr als nur unangenehm. Was, wenn sie dachte, ich wollte ihn entführen?
„Vielen Dank! Wirklich!" Sie berührte mich kurz am Unterarm und diese kleine Geste brannte sich förmlich durch meinen Pulli. „Er läuft gerne mal weg. Ich weiß nicht, wieso er das tut, aber ich bin wirklich so unendlich froh, dass Sie ihn gefunden und mir zurückgebracht haben. Ich hoffe nur, er hat nichts angestellt?"
Mein Blick wanderte zu dem Jungen, der hinter seiner Mutter stand und mich mit einem treuen Blick musterte. Sollte ich sagen, dass er mich bestehlen wollte? Ich wandte mich wieder der Frau zu, die mich anlächelte. Sie war hübsch, das stand außer Frage. Ihr dunkler Teint passte zu den Haaren, die sie unordentlich zusammengebunden hatte, doch ich konnte mich nicht entscheiden, ob das rot oder braun sein sollte.
„Es ... Es war nichts. Mir ist nur aufgefallen, dass er alleine herumgeirrt ist und als ich ihn gefragt habe, wo seine Eltern sind, meinte er, er wäre davongelaufen."
„Lauri hat ziemlich flinke Finger. Sicher, dass doch nichts fehlt?" Ich folgte ihrem Blick, der zum Kinderwagen führte.
„Nein, es ist noch alles da", versicherte ich ihr mit einem Lächeln, woraufhin sie beruhigt zu sein schien. „Der Kleine heißt also Lauri?"
„Ja, genau. Lauri", wandte sie sich an ihren Sohn, der sie sofort ansah, „willst du dich nicht bedanken?"
„Dankeschön".
Es klang eher wie ‚danksön', doch ich sah ihm an, dass er es ernst meinte. Vielleicht auch wegen der Tatsache, dass ich ihn nicht verpetzt hatte, was den Beinahe-Diebstahl betraf. Ich kniete mich ins Gras und streckte eine Hand aus. Lauri ergriff sie sofort und drückte auch ordentlich zu. Als ich mich wieder erhob, strich ich ihm kurz über den Kopf. Seine Mutter lächelte.
„Mein Name ist übrigens Elena", stellte sie sich vor und sah mir dabei in die Augen. Es verstrichen ein paar Sekunden, bis ich die Worte realisierte und mich dazu aufraffen konnte, mich ebenfalls vorzustellen.
„Samu."
„Freut mich sehr, Samu." Sie streckte mir nun auch ihre Hand entgegen, die ich, ohne ihren Blick loszulassen, ergriff. Ihre Haut fühlte sich weich an, doch sie zuckte zusammen, als ich einen leichten Druck auf ihre Hand ausübte. Als sie die Hand zurückzog, lächelte sie schwach.
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Lighthouse
FanfictionSamu wurde von seiner Verlobten Vivi, kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Raku, sitzen gelassen. Als alleinerziehender Vater versucht er nun das Beste aus dieser Situation zu machen, seiner Tochter zu Liebe. Doch so recht will ihm das einfa...