„Wie geht's deiner Nase?"
Elenas besorgter Blick lag auf mir, als ich mir eine Gabel mit Essen in den Mund schob und genüsslich kaute. Ich saß nun schon seit etwas mehr als einer Stunde auf der teuren Ledercouch in ihrem Wohnzimmer und wusste nicht, wo ich mit meinen Augen hinsehen sollte. Alles hier schrie förmlich danach, dass Elena aus gutem Hause kam, während ich ... nun ja, während ich mich gerade mal so über Wasser halten konnte. Sollte ich das in einigen Tagen überhaupt noch können, denn mein Job im Coffee Shop um die Ecke hing auch am seidenen Faden.
„Alles bestens. Ist zum Glück nicht gebrochen, auch wenn es sich anfangs so angefühlt hat", erwiderte ich lächelnd, als ich etwas an meinem Bein spürte, mich etwas hinab bückte und unter den Tisch sah. „Ist das ein sehr kleiner Löwe oder eine zu groß geratene Katze?"
„Weder noch. Das ist ein Hund. Ein Bolonka Zwetna."
„Tut mir leid, ich dachte nur ...", stammelte ich, doch Elena winkte ab und meinte gelassen: „Ich sag auch immer wieder, dass er aussieht wie eine Katze, ist aber tatsächlich ein Hund. Gehört meinem Bruder."
Irritiert sah ich sie, immer noch gebückt, an. „Wieso wohnt der Hund deines Bruders bei dir?"
„Ich pass nur ab und an auf ihn auf, während Riku bei der Arbeit ist."
Ich nickte als Zeichen, dass ich verstand und widmete mich wieder dem Essen.
„Das Essen ist wirklich hervorragend!"
„Dankeschön. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass es vegetarisch ist", meinte sie, doch der unruhig-fragende Unterton in ihrer Stimme war kaum zu überhören.
„Es ist wirklich großartig, also mach dir darüber keine Sorgen, Elena", erwiderte ich wahrheitsgetreue. „Ich hab noch nie vegetarisches Essen probiert, aber es schmeckt wirklich ausgezeichnet."
„Dann danke ich dir für das Kompliment."
Es war ihr anzusehen, dass sie sichtlich froh über diese Antwort meinerseits war, doch hätte ich lügen sollen? Das Essen - Buddha's Delight, wenn ich mich richtig erinnerte - war das Beste, das ich seit langem wieder mal zu mir genommen hatte. Auch wenn ich einigermaßen gut kochen konnte, machte ich mir kaum die Mühe, etwas Aufwendigeres zuzubereiten. Für eine Person brachte sich das, in meinen Augen, nichts und Nudeln waren nun mal relativ schnell gekocht.
„Lauri, geh zurück ins Bett."
Ich sah überrascht auf und drehte mich in Richtung Tür, die in den Flur führte. Lauri stand in seinem Zebra-Pyjama im Türrahmen, rieb sich ein Auge und sah zu uns. Elena hatte sich erhoben und ging um den Tisch herum. Kurz vor Lauri blieb sie stehen, ging in die Hocke und fuhr ihm kurz durch die Haare.
„Böser Traum", hörte ich den Jungen leise flüstern, als er sich an seine Mutter klammerte und mich verstohlen anblickte.
„Ist das so? Liegt das vielleicht daran, dass dein kleines Bäuchlein wieder mit Wasser voll ist?"
Lauri schüttelte den Kopf als Antwort, nuschelte aber ein leises ‚Hunger'.
„So ist das also", erwiderte Elena lächelnd und kitzelte ihren Sohn am Bauch, woraufhin dieser sich grinsend hin und her wand. „Aber nur eine Kleinigkeit, ja? Sonst kannst du noch schlechter schlafen."
Hand in Hand kamen die beiden auf den Tisch zu, doch als Elena sich wieder auf das Eckteil der Couch setzte, ließ Lauri ihre Hand los und steuerte auf mich zu. Er hob seine Arme nach oben, woraufhin ich ihn auf meinen Schoß hob. Kaum hatte er sich bequem hingesetzt, griff er mit seinen Fingern nach einem gebratenen Tofustück, das noch auf meinem Teller lag und steckte es sich in den Mund.
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Lighthouse
Fiksi PenggemarSamu wurde von seiner Verlobten Vivi, kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Raku, sitzen gelassen. Als alleinerziehender Vater versucht er nun das Beste aus dieser Situation zu machen, seiner Tochter zu Liebe. Doch so recht will ihm das einfa...
