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Der klingelnde Wecker riss mich aus meiner Traumwelt heraus. Als ich gestern nach Hause gekommen bin, ging ich sofort in mein Bett. Meinem "Vater" hinterließ ich noch einen Zettel, dass ich in die E-Klasse versetzt wurde. Allein wenn ich daran dachte, dass ich von nun an in die E-Klasse ging, machte mich das glücklich und ich war irgendwie stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte, innerhalb von drei Tagen in die E-Klasse versetzt zu werden, auch wenn mich der Grund immer noch wütend machte. Ich hatte mich nur für eine Schülerin von der E eingesetzt, weil ich es nicht mochte, wenn man ungerecht behandelt wird und wurde selber in die E-Klasse versetzt. Ich seufzte auf und verlies mein warmes Bett. Mit nackten Füßen suchte ich nach meiner Schuluniform, um mich anzuziehen. Mein ganzer Kleiderschrank lag schon regelrecht auf meinem Fußboden, bis mir einfiel, dass ich meine Schuluniform immer ins Badezimmer legte. Sauer auf mich selbst, dass ich es total vergessen hatte und nun mein ganzer Schrank auf meinem Boden lag, versuchte ich über die Berge von Klamotten drüber zu steigen, damit ich ins Bad komme, ohne mir das Genick zu brechen. Als ich es endlich geschafft hatte, ging ich, völlig aus der Puste, ins Badezimmer und zog mich dort an, kämmte mir die Haare und putze meine Zähne. Als ich fertig mit allem war, ging ich zurück in mein Zimmer, schnappte mir meine Schultasche und lief die Treppen hinunter Richtung Küche. Dort schnappte ich mir eine Flasche Wasser und einen Apfel, ehe ich mit meinem Schlüssel außer Haus ging. Auf den Weg zur meiner Schule dachte ich wieder über die E-Klasse nach. In der A sind zwar die "Schlauen", aber ich fühlte mich dort nicht wohl. Ich will nicht gleich mit jedem befreundet sein oder gut auskommen, im Gegenteil, ich will eher meine Ruhe von allen. Gedankenverloren lief ich weiter und biss immer wieder in meinen Apfel. Durch meine gedankliche Abwesenheit hatte ich es noch nicht mal bemerkt, dass ich die Schule erreicht hatte. Ich starrte, wie die letzten Tage erstmal hoch zum Berg, beziehungsweise zum Beginn des Berges. Dort versammelten sich schon einige E-Klässler. Anscheinend liefen sie immer gemeinsam hoch zur Schule. In der Gruppe entdeckte ich auch die Grünhaarige, der ich vorgestern geholfen hatte. Diese entdeckte mich auch. Sie lächelte mich auch zu und ich zog nur leicht die Mundwinkel nach oben. Als sie zu mir laufen wollte, ging ich schnell Richtung Schulgebäude. Ich hoffe zwar von ihrer Klasse akzeptiert zu werden, wiederum wollte ich keine Freundschaften schließen. Ich kannte es nicht, dieses Gefühl, wenn man eine beste Freundin oder einen besten Freund hat. Es war und wird für immer Neuland für mich bleiben. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die Grünhaarige enttäuscht da stand, ich lief aber trotzdem weiter. Sie sah mir noch ein bisschen nach, bevor sie, ohne etwas von diesem Zusammenstoß den anderen zu erzählen, zurück zu ihrer Klasse. Diese schien es noch nicht mal bemerkt zu haben, dass an ihnen ein blauhaariges Mädchen vorbeigelaufen und ihre grünhaarige Klassenkameradin kurzzeitig verschwunden war. Das Schulgebäude erreichte ich jedoch nicht ohne Komplikationen. Ein paar Klassenkameraden von mir, darunter auch Yukino, kamen auf mich zu. Sie lachten hämisch und blieben vor mir stehen. Mit spöttischem und angewiderten Blick sagten sie: "Na wen haben wir denn da? Eine E-Klässlerin und dann trägt sie auch noch einen Teil der Jungenuniform? Wie tief bist du eigentlich gesunken? Du bist erst seit dieser Woche auf der Kunugigaoka-Mittelschule und schon in die E-Klasse versetzt, wie erniedrigend!" Langsam und sehr wütend drehte ich mich zu ihnen um. Ich sah ihnen tief in die Augen und sagte mit fester Stimme: "Ihr seid tief gesunken. Ich bin nicht die, die sich stark fühlt, indem sie Schwächere beleidigen und ärgern. Außerdem kann ich die Uniform so tragen, wie ich es will und ich bin erst ab Montag eine E-Klässlerin, also hör auf mich so zu nennen!" Wir standen uns bedrohlich gegenüber. Sie waren ein paar Köpfe größer als ich und machten sich noch größer um mir Angst einzujagen. Doch ich ließ mich noch davon beirren. "Ob erst am Montag oder schon heute: E-Klasse bleibt E-Klasse, also spiel dich nicht so auf uns gegenüber, denn 1. Wirst du das bereuen und 2. darfst du das nicht, als E-Schülerin!" Sie gingen ein paar Schritte auf mich zu, doch ich ließ mir keine Angst einjagen. "Das ist mir sowas von egal!", fauchte ich sie an und ging ins Schulgebäude. Sie versuchten mich am Arm zu packen und zurück zu ziehen, ich war aber viel zu schnell, sodass sie mich nur streiften. Als ich dies spürte, lief ich schneller, damit sie mich nicht erwischten. Ich drückte die Tür zum Gebäude auf und stürmte die Treppen hinauf. So schnell es die Schulregeln erlaubten, auch wenn mir diese völlig schnuppe sind, rannte ich den Schulflur entlang, bis ich vor meinem "noch" Klassenzimmer stand. Ich stieß die Tür auf, so arg, dass sie an der Wand abprallte. Mich interessierte das jedoch herzlich wenig. Ich schritt an meinen Mitschülern vorbei, die ihre Blicke nicht von mir abwandten. Sie verfolgten jede einzelne meiner Bewegungen als würde ich gleich wieder ausrasten oder etwas tun, dass das Verhalten einer E-Schülerin bestätigte. Dieses ständige Beobachten machte mich bisschen paranoid, es war ja nicht üblich, dass man jemanden andauernd unterm Visier hatte. Meine einzige Hoffnung setzte ich in meinen Lehrer, dass er die Schüler zurechtwies, seinen Unterricht zu folgen, doch dies machte er nicht. Im war es sichtlich egal ob in dieser Woche noch eines seiner Schüler seinem Unterricht zuhörte, dass sah man ihn an. In der dritten Stunde war es ihm dann zu viel und er setzte sich einfach in seinen Lehrersessel und beobachtete die Schüler, wie sie mich beobachteten. In dieser ganzen Zeit, hatte ich dem Unterricht von Kato-Sensei gefolgt, damit ich eine Ausrede hatte. So konnten die mich beobachteten Schüler wenigstens nichts "Schlimmes" finden. Als sich dann aber unser Lehrer hinsetzte, wusste ich zwischenzeitlich nicht, was ich machen sollte. Ich versuchte, mir schnell eine Idee einfallen zu lassen, ansonsten würden sie mein Verhalten in die E-Klasse degradieren. Und dann fiel es mir ein: Ich tat einfach weiterhin so, als würde ich den Unterricht folgen. Die Blicke der anderen und auch die des Senseis spürte ich auf mir liegen, jedoch starrte ich einfach weiter nach vorne. Zu mir selbst sagte ich immer wieder: "Lass dich nicht von ihnen provozieren! Du weißt, dass du schnell ausrastest, bleib aber trotzdem auf dem Teppich!" Es waren quälende Stunden die ich über mich ergehen lassen musste. Immer wieder versuchte Yukino meine Ruhe zu stören, indem er mich mit Beleidigungen bombardierte, aber ich versuchte trotzdem es zu ignorieren. Als die fünfte Stunde anbrach, wandten die Schüler den Blick von mir ab und schauten nach vorne, so wie ich. Das deutete Kato-Sensei so an, dass seine Schüler endlich seinem Unterricht folgen wollten und er setzte seinen Unterricht fort. Er redete über die spanische Grippe die im zwanzigsten Jahrhundert auf der ganzen Welt gewütet hatte. Während sich die anderen Notizen machten, starrte ich einfach nur nach vorne. Es war zwar Donnerstag, jedoch glaubte ich, dass ich nicht noch einen Tag in dieser Klasse überstehen werde. Entweder schwänzte ich den morgigen Tag oder ich stellte noch einmal Ärger an, damit ich für den morgigen Tag einen Ausschluss bekam. Nach langem Grübeln entschied ich mich für die erste Variante, aus dem Grund, weil sie am wenigsten gefährlich war. Ich lauschte dem Gekritzel der auf dem Blatt kratzenden Füllhalter und tat weiter so, als würde es mich interessieren, was er da vor sich hinredete. Als es nach zwanzig Minuten zum Schulende klingelte, war ich mit einer der ersten, die das Schulgebäude verließen. Ich ignorierte alles und jeden und lief schnellen Schrittes nach Hause. So schnell es geht nach Hause, das war mein Ziel, dass ich versuchte zu erreichen. Niemanden über dem Weg laufen, den morgigen Tag daheim bleiben, das Wochenende überstehen und in die neue Klasse kommen. Innerlich hoffte ich, dass sie mich akzeptierten und nicht abstießen so wie das Kinderheim, indem ich groß geworden bin. Mit diesen Gedanken lief ich der Sonne entgegen nach Hause.

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