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Ich konnte es nicht fassen. In dieser Klasse darf man seinen Klassenlehrer töten, aber dieser ist jedoch ein Oktopus, der sich auch noch mit Mach 20 fortbewegen kann. Äußerlich versuchte ich meinen Mitschülern meine Verunsicherung und Überraschung nicht zu zeigen, was sich als sehr schwierig erwies. Langsam drehte ich mich zum Oktopus um und Karasuma erklärte es nun auch noch einmal dem Lehrer: "Also Koro-sensei, der Direktor dieser Schule hat sie in die E-Klasse versetzen lassen. Sie geht erst seit einer Woche auf diese Schule und heißt Luka. Sie wird von nun an mit versuchen, sie umzubringen und für sie herrschen die gleichen Regeln, wie für die anderen Schüler."

Diese Konversation war mir herzlich egal, weswegen ich die Zeit nutze, jede von ihnen noch einmal genauer anzuschauen. In der hintersten Reihe saßen vier Personen. Ein Junge, mit braun-blonden Haaren, der von dieser Situation sichtlich genervt zu sein schien, neben ihm saß ein rothaariger Junge, der wahrscheinlich jeden Moment vor Langeweile sterben würde und noch eine Maschine mit Bildschirm. Auf diesem Bildschirm sah ich ein Computermädchen mit lila Haaren.

Die anderen aus der Klasse konnte ich mir nicht genauer anschauen, da mich mein Lehrer ansprach: "So Luka-san könntest du dich vielleicht neben Karma-kun setzen?" Zum Glück deutete er auch auf den Platz, ansonsten hätte ich mich nun komplett blamiert. Ohne ihn zu antworten, lief ich auf meinen Platz zu, wobei ich alle Personen ignorierte, an denen ich vorbei lief und kam dabei an der Grünhaarigen, ich glaub sie hieß Kayano, vorbei. Sie beobachtete mich mit ihren Augen und ich konnte nicht anders, als ihr kurz einen Blick zuzuwerfen. Ich wollte zwar in die E-Klasse, weil dieses System an dieser Schule, dem System von meinem Kinderheim glich, jedoch war sie eines der Hauptgründe, wieso ich hierher versetzt wurde. Sie bemerkte mein Blick und schluckte, jedoch lief ich einfach weiter.

Als ich endlich an meinem Platz ankam und ich mich hinsetzte, bemerkte ich einen Jungen, der mich, wie die Grünhaarige, beobachtete. Er hatte blaue Haare und blaue Augen, genau wie ich. Jetzt wenn ich ihn so anschaute, sah er mir sehr ähnlich. Ich schob das aber nur auf das Zufallsprinzip und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was mir nicht leicht fiel, denn ich wurde ja zum ersten Mal von so einem Etwas unterrichtet. Koro-Sensei dachte aber nicht daran, mit dem Unterricht anzufangen. Das bemerkte ich, als er mit seinen komischen Augen mich anstarrte und auf etwas wartete. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte oder auf was er wartete, sagte ich nichts.

"Ich hatte dich gefragt, warum du in die E-Klasse gekommen bist, in welcher Klasse du vorher warst und wie du mit Nachnamen heißt, Luka-san", sagte Oktopus, als er bemerkte, dass ich nicht aufgepasst hatte. Meine Miene verdunkelte sich leicht, was aber, außer dem Oktopus, niemanden aufgefallen war. Ich antwortete ihm nicht und blickte durch ihn hindurch zur Tafel. Er bemerkte, dass ich über diese Sachen nicht reden wollte und fing mit dem Unterricht an. Den Stoff, den wir hier hatten, war noch nicht mal ansatzweiße auf dem Niveau von den Sachen, die wir in der A-Klasse gelernt hatten und machen mussten. Ich war froh, endlich stressfrei am Unterricht teilzunehmen.

Während des ganzen Unterrichtes, versuchten immer wieder einige Schüler Koro-Sensei zu töten, was aber nicht klappte. Die Schüler, die diese Attentate verrichteten, ließen sich resigniert auf ihre Stühle fallen. "Wie schnell kann er überhaupt sein?", fragte ein blondhaariger. Eine orangehaarige, die ihre Haare zu zwei Zöpfen gebunden hatte, antwortete ihm: "Maehara hat Recht, wie sollen wir den töten, wenn er so schnell ist?" Also heißt der Blonde Maehara, interessant. Somit kannte ich nun schon zwei aus der E-Klasse, Karma und Maehara.



Nach zwei Schulstunden, die sehr schnell vergingen, hatten wir nun Pause. Ich holte mein Bento aus meiner Schultasche, so wie die anderen, während Koro-Sensei zum Fenster lief und dieses öffnete. "Genießt eure Pause, ich fliege währenddessen nach Italien und esse dort ein Eis!", sagte er und schon war er weg. Wir hielten uns die Arme vor unsere Gesichter, damit der Dreck, der durch das schnelle Wegfliegen aufgewirbelt wird, nicht in unsere Gesichter gelangen kann. So schnell wie er das gesagt hatte, so schnell war er auch weg.

"Meine Güte, wir sitzen hier in diesem Klassenzimmer und er fliegt einfach so schnell nach Italien!", sagte ein Junge mit schwarzen Haaren, der einen Baseball in der Hand hatte. Ich konnte ihn verstehen. Es ist nicht normal für einen Lehrer oder für einen Menschen allgemein, einfach schnell innerhalb von zehn Minuten nach Italien zu fliegen und dort ein Eis zu verdrücken. "Reg' dich nicht auf, Sugino, wir wissen alle, dass es unfair ist, weswegen wir auch versuchen müssen, ihn zu töten!", versuchte ein Mädchen mit kurzen Haaren ihn aufzumuntern.

Der Baseballfreak ist also Sugino. Ich war froh, immer mehr Namen zu erfahren. In meinen eigenen Gedanken versunken, merkte ich nicht, wie Kayano näher kam, erst als sie mit einem schüchternen "Hallo." auf sich aufmerksam machte und ich mein Bento vor Schreck durch das ganze Klassenzimmer warf. Sie erschrak auch und wir beide folgten der durchs Klassenzimmer fliegenden Box. Mit der Zeit beachteten einige auch die Box, die mit einem lauten Knallen vor dem Lehrerpult zu fallen kam. Verdutze Blicke lagen auf der Box, danach richteten sich die Blicke auf mich, ehe alle anfingen zu lachen. "Wie hast du das denn bitte geschafft, Luka? Hattest du dir was eingepackt, was du doch nicht essen möchtest?", sagte der rothaarige neben mir fies grinsend. Ich schaute ihn nur feindselig an und stand auf. Danach schaute ich Kayano an, welche wieder schluckte. "E-E-Es t-tut mir l-leid, Luka-san!", stotterte sie. Mein Kopf legte sich leicht schief. Sie bekam langsam Angst, das merkte ich an ihrem Gesichtsausdruck. Sie war bisschen größer als ich und hatte trotzdem Angst...krass. "Was willst du überhaupt von mir?", fragte ich sie, "Wieso schaust du mich die ganze Zeit schuldig an?"

Nun lachte keiner mehr. Sie sahen alle zu Kayano und mir, bereuten es, gelacht zu haben. Kayano knibbelte an ihren Fingern herum. "I-Ich weiß nicht", kam aus ihrem Mund, was aber nicht sehr überzeugend rüberkam. "Du weißt es nicht? Du schaust mich die ganze Zeit an und weißt noch nicht mal warum?", fragte ich sie verurteilend. Ich wusste schon längst die Antwort. Sie fühlte sich schuldig, gab sich die Schuld, dass ich in der E-Klasse bin. Kayano schaute zu mir hinunter, direkt in meine Augen: "Ich fühle mich schuldig, ja? Ich denke, du bist meinetwegen in der E-Klasse!" Verdutzte Gesichter um mich herum. Wir waren gerade das Gesprächsthema Nummer eins in der Klasse. Niemand wagte es sich bei uns einzumischen, niemand außer ein schwarzhaariger Junge mit braun bis schwarzen Augen. 

"Warte mal, Kayano-san, wieso denkst du, dass du schuld bist, dass Luka-san in der E-Klasse ist?", fragte er. Kayano drehte sich langsam zu ihn um. "Weißt du noch letzte Woche, wo ein paar Schüler aus dem Hauptgebäude mich beleidigt haben, Isogai?" Isogai nickte langsam: "Ja, da hat dir eine Person geholfen und wir haben sie noch weglaufen sehen, aber was hat das jetzt zu bedeuten?" Kayano's Blick ging nach unten. Sie seufzte und sagte resigniert: "Mir hat Luka-san geholfen. Sie hat ihre Mitschüler von mir ferngehalten, obwohl es verboten ist, E-Schüler zu helfen!" Ich stand während dieser Konversation einfach nur daneben und habe nichts gesagt. Nachdem Kayano ihren Satz beendet hatte, schauten mich alle mitleidig an, auf die Art "Es tut uns leid, wir hatten nicht gewusst, dass du wegen uns in der E bist" und das machte mich leicht aggressiv. Isogai hatte endlich wieder seine Stimme gefunden: "Oh, dass ist also der Grund, warum Luka-san in der E-Klasse ist." 

Jetzt war ich richtig wütend. Ich blickte nach unten. Über mein Gesicht legte sich ein dunkler Schatten und ich ballte die Hände zu Fäusten. "Hört auf!", rief ich, "hört auf, mich so anzuschauen. Hört auf, euch die Schuld dafür zu geben! Es ist meine eigene Schuld, verstanden?" Und bevor jemand etwas sagen konnte, ging ich raus aus dem Klassenzimmer und auf den Sportplatz. 

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