The man who sold the world - David Bowie
Als Namjoon durch die kleine Glastür in die Bäckerei trat, umgab ihn fast augenblicklich der Geruch von frischem Brot und Gebäck. Der junge Mann holte tief Luft, ehe er zu der Theke trat und seinen Blick über die ausliegenden Backwaren schweifen ließ.
,,Was darf es sein?"
Ein junger Mann trat aus dem Hinterraum der Bäckerei hinter die Theke um den neu eingetroffenen Kunden zu bedienen und lächelte diesen freundlich an, der aber nur kurz hochschaute.
,,Einen großen Kaffee zum mitnehmen, Bitte", bestellte dieser und der junge Mann mit den schwarzen Haaren wandte sich zum Kaffeeautomaten, der hinter ihm stand. Das Geräusch der arbeitenden Maschine durchschnitt die leise Geräuschkulisse im Raum und im Hintergrund war leise ein laufendes Radio zu hören.
"Darf es sonst noch etwas sein?"
Namjoon's Blick blieb an den Plunderstücken hängen und er haderte einen Moment mit sich.
,,Sind die süß?", fragte der junge Student, und deutete auf das Stück Gebäck.
,,So süß wie du."
Überrascht schnellte Namjoon's Kopf nach oben und warf dem Verkäufer, welcher ihn immer noch anlächelte, einen verwirrten Blick zu. Er wusste nicht so recht, wie er mit der Aussage des Anderen umgehen sollte, weshalb er so tat, als hätte er es gar nicht gehört. Wer brachte denn auch schon so plump einen Anmachspruch? Oder war es gar keiner gewesen? Namjoon war sich dessen nicht sicher, vor allem da sein Gegenüber ein junger Mann war. Andererseits wollte er ja wahrscheinlich auch nur die Backware verkaufen.
,,Dann noch eins davon dazu", meinte er somit lediglich und angelte daraufhin sein Portemonnaie aus dem Rucksack.
,,Das macht dann 5300₩."
Stumm reichte der Blonde dem Verkäufer das Geld über die Theke hinweg, stopfte die Papiertüte mit dem Gebäck in seinen Rucksack und griff dann nach dem Kaffeebecher.
,,Schönen Tag noch."
Mit den Worten verschwand Namjoon eilig aus dem kleinen Laden und trat wieder hinaus auf die Straße.
Er verdrängte den Gedanken an die komische Situation von zuvor und machte sich auf den Weg zur Universität, die nur noch einige hundert Meter die Straße hinunter war. Irgendwie hatte ihn der wahrscheinlich unbedeutende Spruch aus dem Konzept gebracht und das beschäftigte ihn nun mehr, als es eigentlich sollte. Vermutlich sagte der Verkäufer das mehrmals täglich, wenn es sich anbot, um Kunden zum kaufen zu überzeugen.
In Gedanken legte der junge Student den restlichen Weg zur Universität zurück und stapfte einige Minuten später die Treppe hinauf in die Etage, in der sein Hörsaal lag.
Als er eintrat, warfen ihm einige seiner Kommilitonen einen verwirrten Blick zu, wahrscheinlich weil er ausnahmsweise vor seinem Professor ankam, was in den letzten Monaten wohl nie geschehen war. Auch Yoongi schien reichlich überrascht, als sich sein bester Freund seufzend neben ihm niederließ und den Kaffeebecher zu ihm schob.,,Wie komm ich zu dieser Ehre?", fragte er überrascht und hob das Getränk an, ehe er unauffällig dran roch und dann einen Schluck nahm, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass es sich wirklich um Kaffee handelte. Allerdings war das auch nicht sonderlich überraschend, denn was sollte ihm Namjoon sonst unterjubeln wollen?
,,Ich war heute früher draußen, deswegen hatte ich die Zeit", beantwortete der andere die Frage wahrheitsgemäß und lehnte sich auf der unbequemen Sitzbank zurück. Seine Universität warb damit, wie modern doch alle Hörsäle und Seminarräume ausgestattet sein sollten, aber wenn es um die Komfortabilität ging, schien sich der Vorstand nicht weiter drum zu kümmern. Da mussten ja nur täglich stundenlang die Studenten drauf herumsitzen, nichts weltbewegendes.
,,Wie kommt es, dass du heute morgen früher aus dem Bett gekommen bist?", erkundigte sich sein bester Freund weiter und beobachtete ihn aufmerksam über den Rand des Bechers hinweg.
Namjoon zuckte nur mit den Schultern.
,,Weiß nicht."
Die beiden verfielen in Schweigen, was jedoch keiner der beiden jungen Männer als unangenehm empfand. Es war eh noch viel zu früh, um eine tiefgründige Unterhaltung führen zu können; und Smalltalk lag den beiden nun wirklich nicht.
~
,,Du wirkst heute so abweisend."
Fragend zog Namjoon eine Augenbraue nach oben, während er zu seinem besten Freund schielte.
,,Wieso? Was hab ich gemacht?"
,,Keine Ahnung", erwiderte Yoongi schulterzuckend und zündete sich eine Zigarette an. Namjoon konnte es nicht leiden, wenn der Ältere rauchte, hatte dazu aber noch nie etwas gesagt. Es war seine Entscheidung. Wenn er meinte, seinen Körper damit belasten zu müssen, sollte er das doch machen, ihm käme nie die Idee, seinen Freund in der Hinsicht beeinflussen zu wollen.
,,Hast du heute Abend schon was vor?", fragte der Schwarzhaarige weiter und blies langsam den Rauch aus.
,,Wenn ich ja sage, schleppst du mich doch eh nur auf irgendeine Party, oder?", fragte Namjoon spöttisch, doch der andere schüttelte belustigt den Kopf.
,, Ausnahmsweise mal nicht. Also, hast du Zeit?"
,,Schon, ich arbeite erst morgen Abend wieder. Aber bevor ich mich drauf einlasse, würde ich trotzdem gerne erst wissen, worauf überhaupt."
,,Das klingt so, als würde ich dich sonst immer nur zu grauenvollen Sachen mitnehmen", merkte der Schwarzhaarige an und legte den Kopf leicht schief, während er seinen besten Freund musterte.
,,Wenn man an die letzten Male denkt, stimmt das ja auch."
Nun lachte Yoongi.
,,War aber immer noch besser, als wenn du die Zeit alleine in deiner winzigen Wohnung verbracht hättest. Das dir noch nicht die Decke auf den Kopf gefallen ist..."
,,Tu Mal nicht so, deine Wohnung ist vielleicht zwei Pyeong größer als meine", konterte Namjoon schmunzelnd.
,,Ich hol dich dann so auf acht Uhr ab", beschloss Yoongi, schnipste den Rest der Zigarette weg und wandte sich noch einmal kurz zu seinem besten Freund.
,,Mach dir gar nicht erst die Mühe, dir irgendeine alberne Ausrede einfallen zu lassen. Und wenn ich dich aus deinem Zimmer schleifen muss, du kommst mit." Mit einem süßen Lächeln machte der Ältere auf dem Absatz kehrt und lief in Richtung seiner Bushaltestelle, an der jeden Moment sein Bus ankommen würde.
Namjoon seufzte, ehe auch er sich auf in in Richtung seiner Bahnstation machte. Er kramte seine Kopfhörer aus seiner Jackentasche, die sich wie immer in einem wirren Knäuel befanden und fummelte diese geduldig auseinander. Als er das endlich geschafft hatte, steckte er sich die In-Ears rein und startete irgendeine Playlist auf seinem Handy.
Als er auf dem Weg wieder an der kleinen Bäckerei vorbei kam, fiel ihm ein, dass er ja noch das Plunderstück in seinem Rucksack hatte, welches er bisher nicht gegessen hatte. Mittlerweile fragte er sich, weshalb er es überhaupt gekauft hatte. Er aß eigentlich gar nicht mehr gerne süße Sachen und es war nun wirklich nicht so, als könnte er es sich erlauben, für etwas Geld auszugeben, was er im Nachhinein ja doch nicht essen wollte. Es war Monatsende und er musste noch für das Wochenende einkaufen, da in seinem Kühlschrank gähnende Leere herrschte.
Unbewusst warf er beim vorbeigehen einen Blick durch das Schaufenster und erblickte erneut den jungen Mann, der gerade dabei war, einen Tisch abzuwischen. Ihm wurde erst bewusst, dass er stehen geblieben war, als der Schwarzhaarige den Kopf hob und ihn direkt ansah. Eilig setzte sich Namjoon wieder in Bewegung und sah zu, dass er weiter lief. Wieso war er angehalten? Sein eigenes Verhalten war ihm ein Rätsel, jedoch verdrängte er die Gedanken, sobald die Bahnstation in Sicht kam und er merkte, dass sein Zug bereits auf dem Gleis stand. Er fing nicht an zu rennen wie der kleine Junge, der ihn gerade überholte, sondern beschleunigte lediglich seine Schritte und erreichte schlussendlich gerade noch so den Zug.
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A deal with God | ᶰᵃᵐʲᶤᶰ
Fanfic❝And if I only could, I'd make a deal with God, And I'd get him to swap our places.❞ 🍃 Ein Becher Kaffee und ein Plunderstück sind der Auslöser einer tragischen Liebesgeschichte. Cover by @moongiiiiirl