Prolog 3

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Das Meer glitzerte, als sie am nächsten Morgen wieder mit dem Boot aus der kleinen Bucht vor dem Dorf herausfuhren. Noa fühlte sich noch sehr müde,da sie wegen dem Feuer am Vorabend so lange aufgeblieben war.Trotzdem musste sie schleunigst wieder hell wach sein, denn schon bald war ihre Hilfe wieder gefragt. Noch saß sie am Bug des kleinen Fischerbootes, während ihr Vater sich um das Segel kümmerte und der kräftige Steuermann Andu zusätzlich das Steuerruder bediente. Drei Ruflängen von ihnen entfernt hatte das Boot ihres Onkels bereits einen eigenen Kurs eingeschlagen und seine richtige Position gefunden. Es war die Stelle, an der Noa am vorigen Tag getaucht war. Dieses Mal war Mijo dran gewesen, und er war bereits vor wenigen Minuten wiederaufgetaucht, nachdem er das große Spannnetz wieder am Rande des Abgrundes befestigt hatte. Nun ließ Mijo sich bereits von der Sonne trocknen und das Boot seines Vaters würde bald schon wieder die Heimkehr antreten, während Noas Arbeit noch nicht einmal begonnen hatte.

Das andere Ende des Fischernetzes war am Boot von Noas Vater befestigt,und sie steuerten jetzt zur anderen Seite des riesiges Loches im Meeresgrund, wo sie das Netz befestigen würde.

Oberhalb der Wasseroberfläche konnte man diese Stelle natürlich nicht erkennen, man konnte sich am Stand der Sonne orientieren,welches jedoch eine sehr ungenaue Methode war. Noa blickte auf, als sie am Horizont einen schwarzen Punkt sah, der kontinuierlich größer wurde.

„Papa schau! Die Türme!",rief sie ihrem Vater zu, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Tatsächlich konnte man, als sie immer näher kamen, zwei schwarze Turmspitzen erkennen, die düster und bedrohlich aus der flachen Meeresoberfläche heraus stachen. Diese Türme waren ihre Orientierung und bedeuteten, dass sie an der richtigen Stelle waren. Laut den Seemännern in Alura waren die Spitzen das einzige Überbleibsel einer versunkenen Stadt, die unter dem Meer immer noch von Geistern und Dämonen bewohnt wurde. Noa konnte sich schlecht vorstellen, wie Geister und Dämonen aussahen, denn sie hatte noch nie welche gesehen. Trotzdem konnte sie nicht bestreiten, dass die Turmspitzen sehr bedrohlich aussahen. Der Stein war ganz schwarz und man sah auch aus der Ferne,dass er sehr filigran bearbeitet worden sein musste. Beide Türme standen nur wenige Meter voneinander auseinander, und liefen spitz nach oben zu. Wie konnte man überhaupt so hoch bauen? In Alura gab es nur Hütten aus Holz, die etwas größer waren als ein großer Mann, doch die wenigen aus dem Dorf, die gereist waren, erzählten,dass es sogar Häuser mit mehreren Stockwerken in den weit entfernten Städten geben sollte, oder sogar Häuser aus Steinen oder Lehm. Wie dem auch sei, den Alurern waren diese zwei schwarzen Türme nicht Geheuer,und sie würden mit ihren Booten immer so viel Abstand wie es nur eben ging zu ihnen halten. Nie war Noa ihnen Nahe gekommen, da ihr Boot, wenn sie im richtigen Abstand zwischen der Sonne und den Türmen waren, von Andu und ihrem Vater angehalten wurde.

Das Boot wurde langsamer, bis es nur noch auf der Stelle trieb. Noa stand auf und bereitete sich darauf vor, bald für mehrere Minuten die Luft anzuhalten. Ruhig atmete sie mehrmals ein,um danach so viel verbrauchte Luft wie möglich aus ihren Lungen zu verbannen. Sie machte nicht den Fehler hektisch ein zu atmen, oder wie manche es fälschlich taten, Luft in ihrem Mund zu lagern. Nachdem ihre Lungen sich komplett geleert hatten, sog sie in einem tiefen Atemzug die gesamte Luft wieder ein, bis jeder Winkel ihres Bauches mit Luft gefüll twar. Am Rand des Bootes stehend mit dem Seil, dass das Ende des Fischernetzes markierte in der Hand, ging sie in die Hocke und stieß sich kräftig vom Boot ab. Sie wählte eine steile Flugkurve, um nur Momente später mit ihrem Kopf zuerst tief in das kühle, beruhigende Wasser einzutauchen. Alleine durch ihren tiefen Kopfsprung befand sie sich bereits mehrere Meter unter Wasser und ließ sich bis auf den Grund fallen. Schon als Kleinkind hatte sie gelernt, dass man, solange man den Kopf unten hielt, immer unten treiben würde.Das Befestigen des Seils am Meeresgrund funktionierte ohne Zwischenfall, weshalb sie wenige Minuten später wieder mit ihrem Kopf die Meeresoberfläche durchbrach.

Die dritte SintflutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt