64.Unerwartete Rettung

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Lesenacht Teil 2

Minuten später kommt er wieder und reißt das Klebeband erneut von meinem Mund. Er lacht bei meinem Gesichtsausdruck, öffnet eine frische Wasserflasche und hält sie mir vor den Mund. Genervt von der Situation trinke ich daraus. Ich komme mir vor, als wäre ich ein kleines Kind, dass nichts kann. Und das ist echt scheiße.

Chris schließt die Flasche wieder und stellt sie neben meinen Stuhl. Plötzlich fängt er an zu lachen. „Die Enttäuschung ist sicherlich groß gewesen, als sie gemerkt haben, dass sie dein Handy nicht orten können.”, freut er sich. Ich sehe ihn fragend an. Daran habe ich gar nicht gedacht, aber wieso sollten sie es denn nicht orten können?

Chris grinst breit, als er meinen Blick sieht. Dann holt er aus seiner hinteren Hosentasche mein komplett zerstörtes Handy raus. Das hat er nicht gemacht.
„Spinnst du?!”, fahre ich ihn an. Er hätte es doch auch einfach ausschalten können, oder? „Mein Arzt würde ganz klar 'ja' sagen, aber ich denke, er überreagiert einfach.”, der Arzt hätte ihn Zwangseinweisen sollen, solange er noch die Chance dazu hatte.

„Was hast du eigentlich vor? Bleiben wir jetzt die ganze Zeit hier?”, „Oh nein. In zwei Tagen geht unser Flug. Und dann sind wir weg.”, mir weicht alle Farbe aus dem Gesicht. „Flug? Wohin?”, Chris schmunzelt. „Das bleibt eine Überraschung.”, sehr beruhigend. „Ich gehe dann mal wieder. Vielleicht ruhst du dich noch etwas aus. Du siehst scheiße aus.”, sagt er, während er mir das Klebeband wieder auf den Mund klebt. Er verschwindet wieder hinter mir und knipst das Licht aus.

Jetzt habe ich endlich die Chance, meine Fesseln mit der Scherbe zu lösen. Vorsichtig drehe ich sie in meiner Hand, ignoriere das brennen der Schnittwunden und fange an mit ihr durch meine Fesseln zu schneiden.

Es dauert ewig die Kabelbinder durchzutrennen. Keine Ahnung, warum. An der Scherbe kann es nicht liegen, die ist scharf. Ich habe mich immerhin schon daran geschnitten, als ich meine Faust darum geballt habe.
Ich versuche einfach weiter die Fesseln durchzuschneiden.

Nach mehreren Minuten bin ich endlich durch und kann meine Hände wieder frei bewegen. Sofort reiße ich mir das Klebeband vom Mund und lege meine Hände auf meinen Schoß, verziehe aber kurz das Gesicht, als meine rechte Schulter dabei anfängt weh zu tun. An meinen Handgelenken sieht man deutlich, dass sich die Kabelbinder in die Haut geschnitten haben. Nicht sehr viel, aber man sieht auch das meine Handgelenke blau sind. Meine Handinnenflächen bluten, ebenso meine Finger.
Das brennen ignorierend schneide ich schnell noch meine Füße frei.

Sobald diese frei sind, stehe ich auf und will losrennen, falle aber zu Boden, als ich mein rechtes Bein belaste und dann erneut den heftigen Schmerz spüre. Natürlich falle ich auch auf meinen Oberkörper und spüre erneut, dass ich wahrscheinlich mehrere Prellungen habe.
Mir bleibt die Luft weg und ich keuche vor Schmerz, schlage mir aber schnell die Hand vor den Mund und halte die Luft an. Hoffentlich hat er das nicht gehört.
Ich bleibe ruhig liegen und lausche, ob ich etwas höre, aber zum Glück scheint Chris mich nicht gehört zu haben.

Mühsam setzte ich mich auf und sehe mich um. Jetzt muss ich nur noch hier weg.

Als es erneut donnert, zucke ich kurz zusammen. Das Gewitter hatte ich schon komplett ausgeblendet. Mit Hilfe des Stuhls versuche ich mich wieder auf die Beine zu stellen. Mehr schlecht als recht klappt das auch. Mein rechtes Bein kann ich aber nicht belasten, keine Ahnung, was damit passiert ist, aber es tut verdammt weh. Hoffentlich ist es nicht gebrochen.

Sobald ich dann entschieden habe, in welche Richtung ich gehe, humple ich los. Da das hier ein altes Fabrikgebäude ist, wird es wohl mehrere Ausgänge haben. Und wenn nicht, muss ich nach einem Fenster suchen, durch das ich klettern kann.
Ich humple auf eine Wand zu und stütze mich an dieser ab, während ich weiter durch den riesigen Raum gehe.

Der Job meines Lebens. BxBWo Geschichten leben. Entdecke jetzt