11 Monate vor der Abreise - 20:04 Uhr

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"AAAARK !!! ES IST ARK, KOMM SCHNELL SAM!!!", kreischte Lis, Carolines ältere Schwester die wahrscheinlich gerade nicht nur ihren Zwillingsbruder aufgeweckt hatte.
"Hey Ark.", murmelte Sam lächelnd.
"Hallo.", Arks Stimme war viel sanfter, wenn sie zu ihren Geschwistern sprach.
"Na los erzähl: Wie war es? Was habt ihr heute gemacht? Wie sind die Anderen? Wie lange hast du Zeit zu reden?", Lis war total aus dem Häuschen und kam bei jeder Frage etwas näher an die Laptop Kamera.
Ark lachte: "Es war sehr zufriedenstellend und ja ich habe genug Zeit mit euch zu sprechen. Wir bekommen hier bei unserem Abendprogramm sehr viele Freiräume."
"Zufriedenstellend? Man Ark ist das jetzt positiv oder negativ?", Lis ruderte wild mit ihren Armen. Sie war so dramatisch wie Antarktika besonnen war.
"Das ist positiv. Sehr positiv. Die meisten Teilnehmer sind weitestgehend akzeptabel. Manche sind sogar sehr freundlich und haben eine hohe Akzeptanz für mich."
Lis quiekte vor Freude. Sam schüttelte grinsend seinen Kopf: "Beachten wir sie einfach nicht..." Dafür bekam er ein Kissen in sein Gesicht geworfen."Das freut mich wirklich sehr für dich, Ark. Was habt ihr denn heute gemacht?"
Beide starrten sie interessiert an.
Ark musste kichern, die beiden erinnerten sie an Erdmännchen.
"Wir haben uns in einen Apparat gesetzt, der sich so schnell umdreht, dass man ein Gefühl der Schwerelosigkeit bekommt. Und der Übelkeit. Danach haben wir unsere persönlichen Trainingspläne bekomme und die Verschiedenen Übungsorte besucht. Zum Beispiel ein altes Raumschiff und einen Simulator. Danach hatten wir Pause, nach dieser hatten wir unseren ersten "Unterricht"", dabei zeichnete Gänsefüßchen in die Luft, "in dem wir einfach Astrophysik gemacht haben. Sehr grundlegend. Dann hatten wir Abendessen und jetzt sitze ich in meinem Zimmer mit meiner neuen Freundin, Maleika, und dachte daran, dass ich mein Versprechen an euch nicht direkt am ersten Abend brechen darf."
Zwischen ihrer Erzählung hatte Sam immer wieder: "Wow. Krass. Hm." eingeworfen und Lis: "Oha. OMG. Cool."
Jetzt verlangte Lis überschwänglich eine "Roomtour". Ark verdrehte die Augen: "Das ist ein ganz normaler Raum, ich bezweifle, dass er interessant genug für eine Tour ist."
"Och komm, bitte!"
"Du lebst immer hin 11 Monate in diesem Raum, wir wollen doch sicher gehen, dass unsere kleine Ark auch gut aufgehoben ist."
Ark murrte, doch gab nach.
Maleika warf ihr über den Bildschirm ein Lächeln zu und nickte.
Also ging Ark unter den Blicken ihrer neugierigen Geschwister extra vor die Tür (sie hatten sich ein möglichst echtes Erlebnis gewünscht) und war froh, dass der Flur leer war. Sie schwenkte die Außenkamera erst nach links und dann nach rechts. Sie stockte.
Alex sah sie belustigt an.
"Na hältst du Alles für deine Memoiren fest?"
"Nein. Ich zeige meinen Geschwistern unsere Unterkunft. Und dich. Aus Versehen."
Antarktika spürte das Blut in ihren Kopf rauschen. War ihr das gerade wirklich über die Lippen gekommen?
Alex Gesicht war unergründlich. Dann schüttelte er lächelnd seinen hübschen Kopf und ging in sein Einzelzimmer.
Peinlich berührt lies Ark die Tür hinter sich zu fallen.
"Wer war das denn?", fragte Sam beunruhigt. Er hatte schon immer einen starken Beschützinstinkt gehabt.
Lis war sprachlos. Aber nur kurz.
"HEILIGE SCHEISSE. Bitte sag mir der Typ ist Single und du kannst mir seine Nummer versorgen."
-"Es heißt besorgen, Lis."
"NICHT ABLENKEN ARK!"
Maleika schaute interessiert und mischte sich nach kurzem Zögern auch ein: "Um wem geht es?"
"Ja genau, um wem geht es überhaupt?", gab Sam genervt von sich.
"Alex", flüsterte Ark.
Direkt sprang Maleika auf: "Was ist mit ihm? Hat er dich belästigt?"
"Was? Nein..."
"Er war sehr herablassend."
"Er war Hot!"
Maleika lachte und winkte in die Kamera: "Hiii. Ich bin übrigens die akzeptable Zimmergenossin!"
Freundliche Grüße gingen zurück und irgendwie kam die Unterhaltung zu lustigen Kindheitsgeschichten, in denen Ark alle anderen Kinder in ihrer Aussprache berichtigt hatte.
Das gefiel ihr zwar nicht sonderlich, war aber immer noch besser als über Alex zu reden. Sie wusste ja selber nicht mal, wer er für sie war.
Doch sie mochte ihn.
Zu sehr.
Allein der Gedanke, dass er nur eine Wand entfernt war, machte sie nervös.
Hoffentlich hatte er das Gekreische ihrer Schwester nicht gehört.
Er war der erste Junge vor dem Antarktika etwas peinlich war.
Ein beunruhigendes Gefühl.
Und das für den Rest ihres Lebens.
Na toll.

Lost in SpaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt