7 Monate und 12 Tage vor der Abreise- 13:04 Uhr

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Ihr Eltern hätten sie abholen können, aber sie wollte lieber die restliche Zeit mit Maleika verbringen.
Es roch nach abgestander Luft, Schweiß und alten Sitzen.
Die Mittagssonne stach durch das Fenster auf der anderen Seite, doch beide Mädchen saßen im Schatten.
Maleika hörte Musik und schaute die ganze Zeit aus dem Fenster.
Ihre beste Freundin konnte leise die Musik aus den Kopfhörern wahrnehmen. Ansonsten war nur das permanente Rattern des Zuges zu hören.
Ark las die Zettel und Aufhänger im Zug, denn sie konnte während der Fahrt nicht schreiben.
"Spart Wasser"
"Unterstützen Sie den Kampf gegen den Hunger- Spenden Sie hier..."
"US Army wants you for North Korea"
"Anti-Atomwaffenverbund..."
"Airvacuum- der Luftreinigende Mundschutz"
Und dann sah sie es.
Irritiert zog sie ihre Brille ab und sah es sich von Nahem an.
Die NASA hatte ein Plakat von ihrer Mission veröffentlicht. Dass ihre Namen und ihr Vorhaben in den Medien verbreitet waren, wusste sie, doch nicht wie die NASA für sie worb:
"Lost in Space- Our hope."
Entsetzt schnaubte sie auf.
Jemand hatte mit rotem Stift darunter geschrieben:
"Wenigstens schickt ihr nicht unsere letzte Hoffnung planlos ins All.- Oh ups, genau das tut ihr."
Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte Ark das Gefühl gehabt an der Nase herumgeführt zu werden ohne es zu bemerken.
Was sollte das  "Lost in Space"? Kalkül? Dramaturgisierte Werbung?
Oder steckte mehr Wahrheit in dieser Aussage?
Einerseits waren sie natürlich verloren. Keiner konnte ihnen helfen oder sie zurückholen.
Aber es klang so als wäre jede Hoffnung verloren, wenn ihre Mission nicht funktioniert.
Grübelnd setzte sie sich wieder hin.
Maleika bemerkte es sofort.
"Was ist los?"
"Dieses Plakat...", Ark zeigte vorsichtig auf es, als könnte es ihren ausgestreckten Finger sehen.
"Ja. Seltsame Formulierung nicht wahr?"
"Kennst du es etwa schon?"
Maleika lächelte:
"Mensch, Ark. Das hängt überall. Auch bei uns im Center."
Als sie darüber nachdachte bemerkte sie, dass die dunklen blauen Plakate wirklich überall hingen, sie hatte sie nur nie gelesen.
Maleika wandte sich wieder ihrem Buch über das menschliche Gehirn zu, doch beobachtete Ark über den Rand hinweg.
"Irgendetwas liegt dir noch auf der Seele. Erzähl es mir doch."
Antarktika sah sie bedächtig an:
"Was wenn das Schicksal der Menschheit wirklich so stark von uns abhängt, wie es auf dem Plakat wirkt?"
"Na dann müssen wir uns anstrengen."
Maleika lachte herzhaft, wegen Arks Gesicht.
"Das war ein Witz",sagte sie entschuldigend.
"Du nimmst mich nicht ernst.", bemerkte Ark trocken.
"Das stimmt nicht. Ich glaube einfach nur, dass wir uns selber nicht zu viel Druck machen dürfen. Das ist einfach nur kontraproduktiv."
Ark nickte.
Überzeugt war sie trotzdem nicht.
Die Landschaft um den Zug herum änderte sich.
Sie waren in einer Hungerzone.
Was genau das war, ließ sich einfach definieren: Zu viel Bevölkerung, zu wenig Essen.
Zwar hatte die US Regierung so etwas wie Lebensmittelrationen eingeführt,  doch durch die viel zu schnell anwachsende Bevölkerung kam man nicht mal annähernd mit den Mengen aus und die Plünderungen der Lebensmitteltransporter wurden nicht mal mehr geahndet, da die Polizei schon lange den Überblick darüber verloren hatte.
"Warst du schon mal drinnen?"
Maleika nickte zu dem Armutsviertel.
"Nein und du?"
"Ja. Mit einer Ärzteorganisation."
"Wie ist es da drinnen?"
"Dieses Elend kann sich niemand ausmalen."
Maleikas Augen wurden glasig und ihr Blick glich in die Ferne.
"Worüber denkst du jetzt nach?", Ark legte aufmerksam ihren Kopf schief.
"Wie ich damals mit Pavel in einem Armutsviertel war."
Es herrschte Stille. Caroline wusste nicht was Maleika als eine angemessene Reaktion erwarten würde.
Pavel war eine Woche früher als alle anderen abgereist. Ein anderer Junge, der Sanitäter war, wurde angelernt seine Stelle übernehmen zu können.
"Wir sind zusammen auf das hier vorbereitet worden. Wir ergänzen uns gegenseitig. Ohne ihn... Das geht nicht, Ark..."
Maleikas Stimme brach ab und lautlose Tränen rollten über ihre Wangen.
Antarktika wusste nun, was zu tun war.
Sie gab ihr Taschentücher.

Als sie in den Bahnhof einführen, hatte Maleika wieder ihren leeren Blick aufgesetzt und verabschiedete sich abwesend.
Ihre Eltern und ihre 5 Geschwister erwarteten sie bereits. Unter großer Freude und vielen herzlichen Umarmungen wurde sie empfangen.
Währenddessen zerrte Ark umständlich ihren Koffer aus dem Zug. Erschöpft suchte sie den Ausgang an dem ein Taxi auf sie warten würde, um sie zu dem Flughafen zu bringen.
Enttäuscht musste sie feststellen,dass ihre Eltern vergessen hatten, weder das Taxi noch den Flug zu organisieren.
Sie ließ sich auf eine Bank im Flughafen niederfallen und wollte ihre Mutter Ally anrufen.
Nach drei Versuchen wurde ihr Telefonat beantwortet. Doch nicht von ihrer Mutter.
Eine raue Stimme fragte besorgt: "Ark?"
Sie hatte Alex angerufen.
"Oh shit", entrutschte ihr.
"Ich wollte dich nicht anrufen. Ich habe mich vertippt. Sorry."
"Schon gut."
Stille.
"Alles okay bei dir?", Autolärm verschluckte seine Stimme fast.
"Ähm das liegt im Auge des Betrachters."
Stille.
Ark zupfelte an ihrem Oversized Tshirt herum.
"Ich sitze am Flughafen fest. Ich habe nicht genug Geld dabei."
"Welcher Flughafen?"
"Little Rock, Arkansas."
"Ich bin in circa einer Stunde dort. Wenn du willst nehme ich dich mit."
Stille.
Arks Gedanken schnellten hin und her.
"Ja."
"Bis dann", sagte er und legte auf.

Das Kapitel war etwas kurz (selbst für meine Verhältnisse), aber in der Kürze liegt die Würze! 😉
Was ich eigentlich sagen wollte: Danke für die über 250 reads!!😍🤗
Auch wenn es jeder behauptet: ICH FREUE MICH ÜBER JEDEN EINZELNEN!!!
Also danke an dich fürs Lesen, Liken und Kommentieren.
 

Lost in SpaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt