Es ist komisch durch die Strassen Los Angeles zu gehen und ein ständiges Klicken von Kameras zu hören. Das ist nichts, woran ich mich gewöhnen werde. Selbst an Orten an denen man denkt nicht gefunden zu werden ertönt dieses Nerven aufreibende Geräusch.
Angefangen hat es in diesem Moment als wir von meinem Motorrad stiegen. Nicht, dass die Sonne mich schon genug geblendet hätte kamen dazu noch 10 Blitzlichter, die mir vollkommen meine Sicht nahmen. Ich zückte meine Sonnenbrille um mich wenigstens ein kleines bisschen zu verstecken. Ava tat dasselbe.
Eigentlich war unser Plan gewesen durch die Strassen zu schlendern, vielleicht in ein paar Shops zu gehen, in welchen ich mir nichts leisten könnte im Gegensatz zu Ava und etwas die Realität zu vergessen. Nur funktioniert das auf dieser Welt nicht.
Genau dies wurde mir wieder einmal klar als wir ständig durch Blitze unterbrochen wurden. Sodass es eine Qual war wie normale Menschen herum zu schlendern. Am Ende haben wir uns bei Avas Juwelier des Vertrauens versteckt.
Er ist nicht nur ein Juwelier, sondern auch ein guter Geschäftsmann. Ava hat eine neue Uhr. Diese passe zur neuen Tasche, sagte sie.
Ich werde ihr sowas nie bieten können.
Nachdem sie etwas bei ihm gekauft hat liess er uns durch die Hintertür raus und ehe wir uns versahen, schlenderten wir am Meer entlang, versuchten das erneute Klicken welches nur noch vereinzelt zu hören war, zu ignorieren und sprachen über Musik.
"Ich spielte Gitarre", sage ich schliesslich als wir schon einige hundert Meter gelaufen sind.
Ava hält mit einer Hand meine und mit der anderen ihre Schuhe.
Plötzlich stoppt sie und sieht mich verwundert an.
"Warum weiss ich das nicht", fragt sie verblüfft. Eine kleine senkrechte Falte bildet sich zwischen ihren Augenbrauen.
Ich zucke bloss mit meinen Schultern als wäre es keine emotionale Entscheidung gewesen, "Ich habe aufgehört."
Es ist nicht wichtig, habe ohne es überlebt.
"Dooooooch - und wir drehen wieder um", während Ava diese Worte erschrocken von sich gibt zerrt sie an meinem Arm und wir laufen wieder in die andere Richtung, direkt in die Arme von drei Paparazzo. „Ahh verdammte Scheisse!"
„Ava, stimmt es das...", gerade als einer von den drei Männern eine Frage stellen wollte und ich mit Ava vom Strand verschwinden möchte stellt sie ein zwei Meter Kerl vor uns.
Er trägt einen schwarzen Anzug mit weissem Hemd. Seine Haare sind abrasiert und eine kleine Narbe verziert sein Linke Braue.
„Wir gehen", das waren die einzigen Worte die er sagte bevor Ava ohne Wiederworte mich am Arm nahm und mitschleppte.
„Paul, mein Bodyguard", erklärte sie kurz angebunden. Und genauso kurz war auch unsere Verabschiedung. Sie, und ein paar mehr Kameras, begleiteten mich zu meinem Motorrad. Ohne einen letzten Kuss setzte ich mir meinen Helm auf und fuhr los.
Ava in einer schwarzen Limousine verschwunden.
Ich bin meinen Gedanken wieder alleine ausgesetzt. Meinem Chaos an Gefühlen. Gefühle welche ich vorher nicht kannte. Eigentlich ist es etwas beängstigend. Auf der einen Seite fühle ich mich wie der glücklichste, kleine Junge auf dieser Erde auf der anderen zerreisst mein Herz langsam in Millionen von kleinen Stücken.
Zu Hause angekommen sehe ich mit aufkommender Panik alle Autos, vor dem Haus in dem ich seitdem ich 10 Jahre alt bin leben darf, parkiert. Ein Haus mit den besten Erinnerungen meiner Kindheit. Ein Haus mit Freunden, Geschwistern und Eltern. Ein Haus das ich nur selten als solches gesehen habe, leider.
Ich gehe in dieses Haus, mein zu Hause. Welches mir so unheimlich fremd vorkam als ich es das allererste Mal sah.
Mit einem tiefen Atemzug drücke ich die von der Sonne gewärmte Türklinke runter, sage mir selbst ich übertreibe und gehe in das so überraschend belebte Gebäude. Ich habe Stille erwartet, Stille wie diesen Morgen. Aber anstelle betäubender Einsamkeit sitzen meine liebsten Menschen auf dem Sofa, Boden und Sesseln. Eine Schüssel voll Popcorn liegt zwischen drei Schenkeln und der Fernsehbildschirm strahlt einen bunten Zeichentrickfilm.
Findet Nemo.
Der Film hat gerade erst angefangen. Nemos Mutter ist eben gestorben, so wie meine.
Ich jedoch habe das Glück, anders als Nemo, meine Mutter sehen zu dürfen. Obwohl sich die Mutter mit meinem Blut sich das Leben nahm, die Mutter welche mein Herz hat ist immer noch da, bei mir.
„Da ist er ja. TMZ hat schon über dich berichtet, da dachten wir Nemo ist hübscher", scherzt Suri mit ihrem unbeschwerten Lachen, als wüsste sie nicht was los ist. Aber sie weiss es, alle wissen es. Und trotzdem schauen sie mich an wie sie es immer machten und machen werden.
Mom streckt ihren Arm zu mir aus.
„Komm zu mir", sie klopft leicht neben sich, „Ich bin diejenige mit deinem Lieblings-Popcorn." Gesalzen mit Schokoladensauce übergossen.
„Jemand anderes würde dieses ekelhafte Zeug auch nicht essen", schmatzt Ryan mit einem Mund voller Chili-Honig Popcorn Mischung. Woraufhin der ganze Raum zu lachen beginnt und neben uns den schwimmenden Nemo vergisst.
Währenddessen klettere ich über Beine um zu meinen Popcorn zu gelangen und flüstere ein „Hab dich lieb" in Moms Ohr. Woraufhin sie mir mit einem Lächeln einen Kuss auf die Wange gibt und wir weiter den Film schauen, welchen wir schon hunderte von Malen gesehen haben.
Ein Film bei dem wir immer wieder bei den gleichen Szenen lachen oder ein bestimmtes Mädchen mit Zöpfen und Zahnspangen verabscheuen.
„Ich kann sie nicht ausstehen", murmelt Grace immer im gleichen Moment.
„Niemand kann das Gracie", beruhigt Nathan sie seit dem ersten Mal Nemo schauen, selbst als sie noch nicht Arm in Arm diesen Film schauten.
Als am Schluss der Rochen mit Nemo auf dem Rücken zur Schule schwimmt und der Film sich dem Ende nähert wird mir wieder bewusst das es erneut ein Moment ist von dem man sich wünscht er würde nie enden. Dieser Augenblick ist mit solch einer Liebe umrahmt, die ich vorher noch nie wahrgenommen habe. Da ich es vorher als so selbstverständlich nahm das es mir nie auffiel. Oder vielleicht war ich einfach nur von meiner Vergangenheit geblendet das ich dieses Glück übersah. Die Wärme und Liebe hier in diesem Raum könnte auch gleich in einem Buch niedergeschrieben sein.
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The Girl I Love
Teen FictionZwei Menschen, zwei Welten, zwei Geschichten - Welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Ava, ein Mädchen welches scheinbar alles hatte jedoch das wichtigste verlor trifft auf Liam. Ein Junge der für eine lange Zeit nichts geschenkt bekam in sein...