Kapitel 12 Rosen

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An einer Tankstelle mit einem integrierten Café halte ich an um für Mom, Suri und mich Getränke zu holen. Die anderen wissen sich selbst zu helfen.

Das Café ist leer ausser einem Platz, welcher besetzt ist von jemanden der sich hinter einer grossen Zeitung versteckt. Einer Zeitung mit mehr Inhalt als bloss das gewöhnlich ungewöhnliche Hollywoodleben von 1% Los Angeles.

Ich schnappe mir einen Kaffebecherhalter der vier Getränke aufnehmen kann.

Auf einer schwarzen Tafel an der Wand gegenüber von mir ist mit weisser Kreide das Angebot aufgelistet.

"Hi. Ich hätte gerne einen Kaffee Latte, Americano und...", ich checke den richtigen Namen an der Tafel für, "einen Unicorn Rainbow Erdbeer flush."

"Sonst noch was?" fragt die gelangweilte Männerstimme.

Muss es nicht wunderschön sein seinen Job zu lieben?

"Noch einen Chai Latte mit Mandelmilch und ohne Honig bitte", beantwortet eine zarte Stimme hinter mir die Frage und hält dem "Barista" einen zehn Dollarschein hin.

Überrascht drehe ich mich um und erkenne eine leicht grinsende Ava.

Was macht sie hier?

Ich sehe sie wohl etwas zu verwirrt an. Aber man kann es mir auch nicht verübeln. Sie ist wie aus dem Nichts aufgetaucht. Möglichst unaufällig schaue ich über Avas Kopf, auf dem ein roter Knoll Haare plaziert wurde. Die Zeitung lesende Person ist verschwunden oder steht vielleicht auch einfach vor mir. Aus irgendeinen Grund hätte ich einfach nicht gedacht Ava hier und jetzt wieder zu sehen.

Sie sieht anders aus als sonst, so normal. Mit ihrem unordentlichen Dut, diesem gewöhnlichen schwarzen Top, blauen Jeansshorts und Flipflops welche du am Strand für zwei Dollar kaufen kannst. Um ihrer Schulter hängt eine beige Stofftasche.

Hätte man mir noch vor einem Monat gesagt das die Ava Brians in ihrer Freizeit so aussieht hätte ich gelacht und über die Hollywoodgesellschaft und deren viel zu teuren Kleidung gelästert.

"Da sieht man sich wieder", ihr Lächeln wird breiter.

Auch meine Mundwinkel scheinen sich zu heben. "Ich wollte mich bloss vor so komischen Leuten wie dir verstecken da findet man sie an dem Ort an dem man sie als letztes erwarten würde."

"Ja, ich habe gedacht ich muss mal schauen wie es so ist etwas zu trinken was jemand trinken würde so wie du", übertrieben gespielt rollt sie mit ihren Augen und schaut sich auf die absplitternden dunkelgrünen Nägel.

Ich sage nichts mehr, sehe sie nur weiter an, jeder ihrer zarten Gesichtszüge. Sie nimmt sich ein Beispiel an mir und macht das Selbe.

"Ihre Getränke sind fertig. Danke für den Besuch. Wir hoffen es hat ihnen gefallen", rattert der arme Kerl seinen Text hinunter und gibt Ava das Restgeld.

"Wie viel schulde ich dir?", frage ich beim Rausgehen.

"Bloss eine kleine Spritztur auf deinem Motorrad", beantwortet sie mir meine Frage als wir bei der Maschine angekommen sind und ich die Getränke, inklusiv ihres, durch einen zweiten Helm im Kofferraum ersetzt habe.

"Dan setzen sie den mal auf Miss Brians."

"Liebend gerne Mister... Wie heisst du zum Nachnamen Liam?" fragt sie mit einer in falten gelegter Stirn.

"Brown".

"Liebend gerne Mister Brown." Und in der nächsten Sekunde sitzt sie hinter mir. Ihr schmaler Körper an meinen gepresst. Mein Oberkörper wird von ihren langen Armen umschlungen.

Und obwohl ich Getränke im Kofferraum habe welche ich abliefern muss mache ich die grosse Runde und gebe ab und zu etwas mehr Gas als erlaubt oder etwas weniger wenn die Aussicht besonders schön ist.

Wie gerne ich ihr Gesicht und dessen Regungen jetzt sehen würde. Das Sorgenlose Lachen reicht mir dabei nicht. Obwohl ich zugeben muss das auch dieses mich glücklich macht.

Ich kann nicht sagen was es mit Ava auf sich hat aber etwas an ihr lässt mich ehrlich und vollkommen glücklich sein. Jedoch bloss in Momenten wie diesen. Dieses Mädchen kann auch das Gegenteil verursachen. In Momenten wie auf der Party.

Aber im Augenblick scheint alles gut und ich habe den tiefen Wunsch, dass es immer so bleibt, am liebsten mit ihr.

Freundschaftlich.

Nachdem ich die Motorradfahrt nicht mehr verlängern kann halte ich schliesslich vor dem Haus mit mehr Leben als jemand überhaupt aushalten könnte - aber irgendwie überleben wir es alle.

Ava hüpft strahlend von der Maschine, die ich mehr oder weniger selbst zusammengebastelt habe.

„Ich stelle die bloss rein und danach fahren wir zum Strand", bestimme ich kurzerhand.

Avas breites Lächeln verschwindet und macht einem enttäuschtem Ausdruck Platz.

„Ich würde so liebend gerne, das glaubst du gar nicht", flüstert sie die letzten fünf Worte, „aber ich kann nicht. Morgen würden wir schon wieder in der nächsten Zeitschrift landen."

Eine bedrückende Stille entsteht welche mir wieder aufzeigt in was für unterschiedlichen Welten wir eigentlich leben und ich weiss, welche mir lieber ist.

„Gut, dann, danke aber ich gehe jetzt einfach na..." Ava möchte sich schon umdrehen aber da ergreife ich ihre weiche Hand und ich könnte schwören auch in diesem Moment eine Regung in ihrem Gesicht gesehen zu haben. Eine Regung zu einem aufrichtigen Lächeln.

„Wo möchtest du jetzt am liebsten hin und ich ermögliche es", wenn ich denn überhaupt kann.

Eigentlich verspreche ich nichts was ich nicht halten kann aber dieser kleine Hoffnungsschimmer in ihren Augen genügt mir eine Ausnahme zu machen.

„Moms Lieblingsblumen sind Rosen, rote Rosen."

Ihr Wunsch möge mein Befehl sein.

The Girl I LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt